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Sport: Energie Cottbus: Wie die Indianer

Das Programmheft zum Spiel eilte der Zeit voraus. Mitten in dem bunten Heftchen fand sich eine Eigenanzeige des FC Energie Cottbus.

Von Karsten Doneck, dpa

Das Programmheft zum Spiel eilte der Zeit voraus. Mitten in dem bunten Heftchen fand sich eine Eigenanzeige des FC Energie Cottbus. Angeboten wurden dort Sitzplatz-Dauerkarten für die Saison 2001/2002, unten auf der Seite fand sich auch gleich der Bestellschein. Allerdings: Der FC Energie war so verwegen, seiner Stammkundschaft ausschließlich Karten für die Bundesliga zu offerieren. Das zeugt von jenem Selbstbewusstsein, mit dem die Mannschaft dann anschließend den Hamburger SV mit 4:2 vermöbelte und damit die Chance auf den Klassenerhalt tatsächlich schlagartig in die Höhe trieb.

Die Ausgangslage: Cottbus geht mit einem Punkt Vorsprung auf einen Abstiegsplatz in die Schlussrunde am Sonnabend, spielt bei 1860 München, während der Tabellendrittletzte Unterhaching bei Schalke 04 gastiert. Bei Eduard Geyer, dem Cottbuser Trainer, tritt bei dieser doch recht günstigen Konstellation keine Beruhigung ein. "Wir dürfen jetzt nicht nachgeben, wir müssen noch mal richtig Gas geben", fordert er von seinen Profis.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Tipp-Spiel: Wer wird Deutscher Meister? Bei Geyer selbst führte die Anspannung während der 90 Minuten gegen den HSV - wieder einmal - zur Verbannung auf die Tribüne. Schiedsrichter Jürgen Jansen, der den Fußball-Aufbau Ost ein bisschen unterstützt hatte, indem er einen zweifelhaften Elfmeter für Cottbus gab, den Miriuta zum vorentscheidenden 3:1 verwandelte, hatte lange Geduld mit dem wie aufgedreht an der Seitenlinie herumhaspelnden Energie-Trainer. Aber dann platzte Jansen doch der Kragen. Acht Minuten vor Schluss musste sich Geyer unter das zuschauende Volk auf der Tribüne mischen. Und verstand die Welt nicht mehr. Ein Missverständnis sei das gewesen, sagte Geyer, er habe ja niemanden beleidigt. Niemanden, außer möglicherweise seinen Einwechselspieler Witold Wawrzyczek. Den wollte Geyer zu jenem Zeitpunkt aufs Feld schicken. Doch Wawrzyczek musste sich, nachdem er aus dem Trainingsanzug geschlüpft war, erst noch ein Trikot überstreifen. Solche Nichteinhaltung der Kleiderordnung treibt einen Perfektionisten wie Geyer schon mal zur Raserei. "Wenn ich eingewechselt werde, muss ich so flink sein wie ein Indianer", monierte er. Er wird an Wawrzyczek ein paar harte Worte gerichtet haben, die der Referee offenbar auf sich bezog. Geyer erwartet nun wohl wieder eine Strafe. "Die zahlt Wawrzyczek", sagte Geyer.

Den Cottbuser Profis steht allerdings auch eine beträchtliche Einnahme ins Haus. Knapp zwei Millionen Mark schüttet Energie als Nichtabstiegsprämie aus, Stammspieler können sich auf bis zu 100 000 Mark freuen. Energies Etat soll nach Angaben von Manager Klaus Stabach in der nächsten Saison - in der Bundesliga, versteht sich! - von derzeit 36 Millionen Mark auf knapp über 40 Millionen Mark angehoben werden. Wer den Dauerkarten-Verkauf so rechtzeitig ankurbelt, wird sich das wohl auch leisten können.

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