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Sport: Energie Cottbus: Zwischen VIP-Raum und Verkehrskollaps

Nun muss Dieter Krein auch noch um das Leben seiner Mitarbeiter fürchten. "Nimm die Finger aus dem Kasten", schreit der Präsident von Energie Cottbus durch den umgebauten Presseraum im Stadion der Freundschaft und fordert, "kann ihn jemand von den Schaltern wegziehen?

Nun muss Dieter Krein auch noch um das Leben seiner Mitarbeiter fürchten. "Nimm die Finger aus dem Kasten", schreit der Präsident von Energie Cottbus durch den umgebauten Presseraum im Stadion der Freundschaft und fordert, "kann ihn jemand von den Schaltern wegziehen?" Gleich fünf Mann stehen um die neue Mikrophonanlage herum, einer fummelt an den Schaltern. Erst als Krein den Tüftler als einen der Techniker identifiziert, gibt er Ruhe. Und zwinkert.

Es macht dem Präsidenten gegenwärtig großen Spaß, durch das Cottbuser Stadion zu laufen. "Da kannst Du nur stolz sein", sagt der 58-jährige Einkaufsleiter eines Energiekonzerns. Vor dem ersten Heimspiel in der Ersten Bundesliga (20.15 Uhr) gegen Borussia Dortmund haben die Verantwortlichen beim Aufsteiger einiges bewegt: Einen neuen Rasen mit Heizung verlegt, Schalensitze erneuert, den Presseraum vergrößert, vier VIP-Räume eingerichtet, die Zuschauerblöcke eingeteilt, Presse- und Kommentatorenplätze ausgebaut und einiges mehr. Mit 20 500 Zuschauern wird das Stadion der Freundschaft bei der heutigen Bundesligapremiere gegen den Champions-League-Sieger von 1997 ausverkauft sein. Die Rahmenbedingungen stimmen also, nur bereitet die Abteilung Fußball ein paar Sorgen. Beim 1:3 in Bremen zu Saisonbeginn hinterließ der Neuling nicht den Eindruck, dass die Mannschaft fähig ist, den Aufenthalt in der Bundesliga um ein Jahr zu verlängern.

Doch es gibt Hoffnung. "Die Schwächen in Bremen hatten viel mit Nervosität zu tun, jetzt aber sind wir in den eigenen vier Wänden", sagt Eduard Geyer. Zu Hause hat der Trainer in der vergangenen Saison 13 Siege und nur zwei Niederlagen erlebt. Allerdings in der Zweiten Liga. "Das ist eine ganz andere Athmosphäre", freut sich Manndecker Christian Beeck. "aber wir dürfen auch zu Hause nicht die Nerven verlieren." Das Stadion soll es also richten, zumal die Probleme auf dem Spielfeld nicht unerheblich sind. Bruno Akrapovic (Bosnien-Herzegowina), Rudi Vata (Albanien), die drei Ungarn Janos Matyus, Ferenc Horvath und Vilmos Sebök sowie der Kanadier Kevin McKenna kehrten erst gestern von ihren Länderspielen zurück. "Andere Bundesligisten würden sich so etwas nicht gefallen lassen", schimpft Geyer über die knappe Vorbereitungszeit für das heutige Spiel.

Wegen seiner zuletzt überforderten Abwehr ruft Geyer bereits nach einer Verstärkung. Mit Hendrik Herzog (zuletzt Hertha BSC) wurde schon am Mittwoch verhandelt. Zudem hofft der Trainer, dass seine Kicker lernfähig sind. Zu diesem Zweck führte er seiner Mannschaft auf der Heimfahrt von Bremen das Videoband des Spiels vor.

Trotz der ersten Niederlagen sind die Erwartungen im Umfeld hoch. Der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) sendete gestern erstmals das Energie-Magazin, das künftig vor jedem Heimspiel über den Bildschirm flimmern soll. 104 Journalisten haben sich akkreditiert, um das Schicksal von Energie Cottbus bei der Bundesligapremiere mitzuverfolgen. Und das Wiedersehen von Eduard Geyer mit seinem ehemaligen Spieler bei Dynamo Dresden und jetzigen Dortmunder Trainer, Matthias Sammer, zu beobachten. Die Cottbuser Polizei erwartet nach dem Spiel einen "kleinen Verkehrskollaps" und empfiehlt nicht in Stadionnähe zu parken. Und schließlich titelt die "Lausitzer Rundschau" auf ihrer Sportseite: "Geyers rechte Hand soll positiv denken". Wie gesagt, die Erwartungen sind hoch.

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