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Sport: Energie zündet die Bombe

Die Geschichte eines explosiven Fundes

Cottbus/Berlin Die Lektüre des Stadionhefts dürfte bei Besuchern des „Stadions der Freundschaft“ am Sonntag zu Unruhe geführt haben. Nicht wegen der Aufstellungen für das Zweitligaspiel Energie Cottbus gegen Rot-Weiß Erfurt (3:0), da gab es keine Überraschungen. Vielmehr mussten sie von einer Bombe lesen, die im Stadion gefunden worden war.

Bei einer Routinekontrolle vor dem Heimspiel gegen Erzgebirge Aue am 28. Oktober hatte ein Polizeispürhund angeschlagen und ein Paket hochgiftigen Schwarzpulvergemischs entdeckt, wie es etwa für Rauchbomben und Bengalische Feuer benutzt wird. Offenbar hatten sich Fans vor dem Spiel ins Stadion geschlichen und es dort versteckt – eine im Fußball durchaus nicht unübliche Taktik. Ganz und gar unüblich war jedoch die Menge des Feuerwerks. 100 bis 200 Gramm benötigen Fußballfans normalerweise für eines der eigentlich verbotenen, aber so verführerisch rot leuchtenden Bengalischen Feuer. Gleich acht Kilogramm des zu Hautverätzungen sowie Leber- und Nierenschäden führenden Gemischs waren 20 Zentimeter tief im Block N des Stadions verbuddelt worden.

Aufgrund der Größe des Pakets vermutet der Cottbuser Polizeisprecher Berndt Fleischer, dass es vor dem Spiel unter den Fans aufgeteilt werden sollte. Gegen diese Theorie spricht nur eines: der deutlich sichtbar angebrachte Zünder. Vereinssprecher Ronny Gersch glaubt daher, dass der Satz auf einmal gezündet werden sollte: „Und das hätte nicht nur schön geraucht. Das hätte Verletzte gegeben.“

Der Block N ist für die Anhänger der Gastmannschaft reserviert, niemand sonst hat dort während des Spiels Zutritt. Die Vermutung, Fans aus Aue hätten das Paket dort deponiert, liegt nahe. „Aber das sind nur Indizien, wir müssen abwarten, was die Ermittlungen ergeben“, sagt Gersch. Die Polizeidirektion Aue jedenfalls ist in das Verfahren eingebunden.

Recht unglücklich zeigte sich Fleischer allerdings darüber, dass die Öffentlichkeit überhaupt informiert wurde: Er sieht die Ermittlungen gestört. Energies Präsident Dieter Krein sprach gar von einem „PR-Desaster“. „Ein Desaster kann ich nicht erkennen“, entgegnet Gersch. Man habe „Aufklärungsarbeit auch für andere Vereine“ leisten wollen, alles sei abgesprochen gewesen, auch mit der Polizei. Schließlich hätte die ja auch die Fotos bereitgestellt. Gersch: „Ein Desaster wäre es nur gewesen, wenn man versucht hätte, es zu vertuschen – oder wenn die Bombe tatsächlich explodiert wäre.“

Das wird sie im Übrigen noch. Der FC Energie will das Paket auf einem öffentlichen Platz zünden. „Um den Fans mal die Auswirkungen zu zeigen“, sagt Gersch. „Das wird mit Sicherheit einen ordentlichen Rumms geben.“ chh/das

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