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Sport: "Enfant terrible" Nicolas Kiefer gibt Kapitän Steeb einen Korb

Der Tennisspieler verzichtet auf einen Einsatz im Davis-Cup-Abstiegsspiel gegen RumänienAngela Bern Nicolas Kiefer hat seinen Ruf als Enfant terrible des deutschen Tennissports bestätigt und das deutsche Davis Cup-Team in der aktuellen Notsituation im Stich gelassen. Der 21-jährige Niedersachse teilte dem Davis Cup-Kapitän Carl-Uwe Steeb gestern telefonisch mit, dass er für das Abstiegsspiel vom 24.

Der Tennisspieler verzichtet auf einen Einsatz im Davis-Cup-Abstiegsspiel gegen RumänienAngela Bern

Nicolas Kiefer hat seinen Ruf als Enfant terrible des deutschen Tennissports bestätigt und das deutsche Davis Cup-Team in der aktuellen Notsituation im Stich gelassen. Der 21-jährige Niedersachse teilte dem Davis Cup-Kapitän Carl-Uwe Steeb gestern telefonisch mit, dass er für das Abstiegsspiel vom 24. bis 26. September in Bukarest gegen Rumänien nicht zur Verfügung steht.

"Er hat atmosphärische Gründe für seine Absage genannt", erklärte Steeb. "Seiner Meinung nach können die Probleme auch in den nächsten acht Wochen nicht gelöst werden."

Damit setzt Nicolas Kiefer zumindest vorläufig den unerfreulichen Schlusspunkt unter die Kontroverse, die er seit dem Peugeot-World-Team-Cup um Mai öffentlich mit Teamchef Boris Becker ausgefochten hat. In Düsseldorf hatte Nicolas Kiefer den dreimaligen Wimbledonsieger Becker ebenso wie Kapitän Charly Steeb der Lüge bezichtigt: "In diesem Team sagt nicht jeder die Wahrheit. Der zwischenmenschliche Faktor stimmt schon lange nicht mehr."

Allerdings hatte der exzentrische und selbstgefällige Nicolas Kiefer die Streitereien in der deutschen Mannschaft in erster Linie selber provoziert. In Düsseldorf sagte er seinen Einsatz für das Doppel gegen das schwedische Team kurzfristig ab und ließ anschließend keinen Zweifel daran, dass vor allem sein Verhältnis zu Boris Becker offenbar seit Monaten zerrüttet ist.

In Wimbledon, so Nicolas Kiefer, habe ihn der Teamchef keines Blickes gewürdigt: "Er spricht nicht mehr mit mir, aber das ist mir völlig egal." Davis Cup-Kapitän Carl-Uwe Steeb war von der plötzlichen Absage der deutschen Nummer zwei sichtlich geschockt: "In einem Telefonat vor einer Woche hat er mir noch fest zugesagt, dass er in Rumänien auf jeden Fall spielen und auch dabei helfen will, den Teamgeist neu aufzubauen und zu fördern. Sein Management hat mir das bestätigt. Bei den US Open wollten wir uns noch einmal in Ruhe zusammen setzen und über alles reden. Ich kann es nicht nachvollziehen, dass ein Sportler seine Mannschaft und sein Land in so einer Situation hängen lässt. Das ist absolut unglaubwürdig."

Ohne Nicolas Kiefer, in der Weltranglister als Nummer 17 zweitbester Deutscher hinter dem Münchener Tommy Haas, der derzeit zwei Ränge vor ihm auf Platz 15 liegt, wird die Aufgabe des deutschen Teams in Rumänien deutlich schwerer. Neben Thomas Haas wird nun aller Voraussicht nach Rainer Schüttler (Bad Homburg) das zweite Einzel spielen. Wer an die Stelle des zurückgetretenen Boris Becker als vierter Mann ins deutsche Team rückt und neben David Prinosil möglicherweise auch im Doppel antritt, ist derzeit noch völlig ungewiss. "Das wirft erst einmal unsere ganze Planung über den Haufen", meinte Carl-Uwe Steeb: "Wir müssen die ganze Sache jetzt wieder neu überdenken."

Sollte die deutsche Mannschaft gegen die starken Rumänen Adrian Voinea und Andrei Pavel auf der roten Asche in Bukarest verlieren, wäre sie im nächsten Jahr international nur noch zweitklassig. © 1999

Angela Bern

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