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Das Ziel ist klar. Die Berliner, hier Richie Regehr, wollen heute in ihrer Halbfinal-Serie auf keinen Fall mit 0:2 in Rückstand geraten.

© Nordphoto

Enge Kiste: Eisbären unter Druck

Die Eisbären stehen nach der Niederlage im ersten Play-off-Halbfinale bei der Düsseldorfer EG unter Druck. Was spricht vor dem heutigen zweiten Spiel für, was gegen sie?

Von Katrin Schulze

Sichtlich angekratzt schlichen die Eisbären am späten Sonntagabend durch die Arena in Düsseldorf. Platt wirkten sie – und enttäuscht, natürlich. 2:3 nach Verlängerung hatten sie gerade zum Halbfinal-Auftakt gegen die Düsseldorfer EG verloren. Damit bekommt das zweite Duell der Best-of-five-Serie schon ungeheure Bedeutung. Wenn es für die Berliner dumm läuft, spielen sie am heutigen Dienstag in dieser Saison zum letzten Mal vor ihren eigenen Fans (19.35 Uhr, live bei Sky). Doch soweit muss es nicht kommen. Was spricht dafür, was dagegen? Eine Analyse.

Gegen die Eisbären spricht:

Der Druck. Viel unglücklicher hätte es am Sonntag kaum laufen können für die Eisbären. Einen 0:2-Rückstand hatten sie aufgeholt und im Prinzip das berühmte Momentum auf ihrer Seite. Doch es reichte nicht. Wenn sie nun auch Spiel zwei verlieren, ist der Finaleinzug sehr unwahrscheinlich geworden. Erst einmal hat es ein Team überhaupt geschafft, einen 0:2-Vorsprung noch zu drehen, und das ist inzwischen 16 Jahre her. Entscheidend wird deshalb sein, wie es um die Nerven der Eisbären bestellt ist. Immerhin „sitzt der Schock tief“, wie Florian Busch sagt. Der Berliner Angreifer hatte mit seinem Fehler das Siegtor für Düsseldorf eingeleitet.

Die Fehleranfälligkeit. Es war nicht das erste Mal, dass Busch in der Endrunde patzte. Schon bei der Heimniederlage gegen Ingolstadt im Viertelfinale führte ein Aussetzer des Stürmers zum Gegentor. Auch Torwart Rob Zepp zeigte in einigen Partien ungewohnte Schwächen. Am Sonntag ließ er sich durch einen simplen Bauerntrick überlisten. „Das darf nicht passieren“, sagt der Berliner Kotrainer Hartmut Nickel. Die Anfälligkeit für kleinere Missgeschicke scheint diesmal größer, als man es von den Eisbären in der Endrunde sonst kennt.

Der Gegner. Dass die Eisbären Fehler begehen, ist das eine. Dass der Gegner das zu nutzen weiß, das andere. Wie trocken und abgeklärt Evan Kaufmann in Düsseldorfer Unterzahl verwandelte, nachdem er Busch hinter sich gelassen hatte, war erstaunlich. Überhaupt hinterlässt die DEG einen frischen, ja coolen Eindruck. Das Team ist flink und sehr ausgeglichen besetzt – jede Reihe ist für Tore gut. Zudem tritt die DEG heute mit der Selbstsicherheit des ersten Sieges in Berlin an. So verwundert es nicht, dass Düsseldorfs Trainer Jeff Tomlinson sagt: „Wir wollen die Serie schnellstmöglich entscheiden.“

Für die Eisbären spricht:

Die Comebackqualität. Einen 0:2-Rückstand wie in Düsseldorf muss man erstmal wettmachen – das konnten die Eisbären. Warum sollte eine Aufholjagd also nicht auch jetzt nach einer Niederlage klappen? „Dass wir so exzellent zurückgekommen sind, stimmt mich zuversichtlich“, sagt Eisbären-Trainer Don Jackson. Und: „Es war nur ein Spiel der Serie.“ Außerdem hat Jacksons Mannschaft schon nach viel herberen Niederlagen zurückgeschlagen. Erinnert sei nur an das Halbfinale vor drei Jahren, als sie 1:5 verlor – in Düsseldorf. Später wurde sie Deutscher Meister.

Die Einstellung. Deutscher Meister – nichts anderes ist der Anspruch der Berliner. Nach dem Fauxpas der Vorsaison ist nicht nur Angreifer Steve Walker „noch hungriger“ geworden. Auch im Umfeld des Klubs heißt es, das Team sei erstaunlich gut drauf. Die Einstellung stimmt also; das glaubt auch André Rankel. „Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen“, sagt der Berliner Torschütze vom Sonntag. „Über zwei Drittel lang waren wir in Düsseldorf ja auch die bessere Mannschaft.“ Das lag erneut vor allem an Rankel und seinen beiden Mitstreitern. Der erste Sturm der Eisbären mit Mulock, Ustorf und Rankel hat sich gefunden und überzeugt – spielerisch wie kämpferisch.

Die Statistik. Bisher sind die Eisbären nach jeder Serie gegen Düsseldorf als Sieger vom Eis gegangen – viermal war das bislang der Fall. Und hatte zuvor wirklich jemand geglaubt, dass sie gegen den Tabellenzweiten der Vorrunde ohne Niederlage ins Finale rauschen würden? „Es wird eine ganz harte und enge Sache“, hatte Don Jackson nicht nur vor dem ersten Aufeinandertreffen gesagt, sondern auch danach. Es dürfte klar sein, wen der Berliner Trainer am Ende trotzdem vorne sieht.

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