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Sport: England feiert den deutschen Torwart

Jens Lehmann hat Arsenal zum Einzug ins Champions-League-Finale verholfen

Berlin - Das Lob war sehr subtil: „Nie zuvor hat ein gehaltener Elfmeter eines deutschen Torhüters die englischen Herzen derart erfreut“, schrieb die Londoner Tageszeitung „The Independent“ am Tag nach dem 0:0 von Villarreal. Jens Lehmann hatte in der letzten Minute des Rückspiels gegen den FC Villarreal einen Elfmeter des Argentiniers Juan-Roman Riquelme gehalten, eine Verlängerung verhindert und dem FC Arsenal damit den Einzug ins Finale der Champions League gesichert. Das Hinspiel hatten die Londoner 1:0 gewonnen. Und so wurde ein deutscher Nationaltorwart auf der Insel zum Helden, dessen Vorgänger den englischen Fußballern so oft Kummer bereitet hatten: etwa Bodo Illgner, der im Halbfinale der WM 1990 im Elfmeterschießen gegen Stuart Pearce hielt. Oder Andreas Köpke, an dem Gareth Southgate im Halbfinale der EM 1996 ebenfalls im Elfmeterschießen scheiterte.

Seitdem haben deutsche Keeper als Elfmetertöter in England geradezu mythischen Status. „Deutsche Torhüter halten Elfmeter. Das ist einfach so“, stellte der „Daily Express“ gestern fest. Und die „Sun“ schrieb: „Deutsche und Elfmeter. Das bedeutet normalerweise nur allergrößtes Elend. Aber diesmal war der Deutsche auf unserer Seite.“ Für das Boulevardblatt hat sich Lehmann am Mittwochabend schlicht in „Supermann“ verwandelt. „Jensational“, schrieb die „Daily Mail“. Und der seriöse „Guardian“ machte in Lehmanns Körpersprache „typisch deutsche Kühnheit“ aus.

Vor der englischen Presse hatten Lehmanns Teamkameraden und die 1100 mitgereisten Arsenal-Fans den früheren Schalker und Dortmunder im Stadion El Madrigal überschwänglich gefeiert. Verteidiger Sol Campbell und Stürmer Thierry Henry waren unter den Ersten, die auf Lehmann nach seiner Rettungstat zustürzten, bevor der deutsche Torwart unter der Masse der Mannschaftskameraden verschwand. Die englischen Fans waren lange Zeit ungewöhnlich ruhig, weil Villarreal die deutlich bessere Mannschaft war. Nun feierten sie den Deutschen mit „Liiiihhhmäään“- Sprechchören.

Lehmann genoss den Augenblick. „Wenn es 0:0 steht und du einen entscheidenden Elfmeter hältst, dann ist das ein fantastischer Moment. Und man hat als Torhüter nicht viele solcher Momente. Deshalb genieße ich das im Moment für mich selbst“, sagte Lehmann. Dass er seit 745 Minuten in der Champions League ohne Gegentor geblieben ist, bezeichnete er als Erfolg der gesamten Mannschaft. Mit seinem Rekord wisse er nicht so viel anzufangen. „Wir freuen uns, dass wir kein Tor reinbekommen – klar. Nicht nur die Abwehrspieler, sondern die ganze Mannschaft. Das ist ja immer ein Zeichen für Qualität“, sagte Lehmann.

Der 36-Jährige erlebt derzeit die wohl beste Phase seiner Karriere. „Jens verdient jetzt Heldenstatus“, sagte sein Trainer Arsene Wenger. Aber durch den Einzug ins Finale am 17. Mai in Paris kann Lehmann nicht mit der deutschen Nationalmannschaft ins Regenerationstrainingslager nach Sardinien reisen. Auch beim Freundschaftsspiel in Mannheim gegen den FSV Luckenwalde unmittelbar vor der Abreise auf die Mittelmeerinsel am 16. Mai wird die deutsche Nummer eins fehlen. „Jens soll sich nach dem Finale ein paar Tage ausruhen und dann nach Genf kommen“, sagte Bundestrainer-Assistent Joachim Löw. Die deutsche Mannschaft fliegt am 21. Mai von Sardinien aus nach Genf, wo das eigentliche Trainingslager stattfindet. In den ausstehenden Länderspielen gegen Luxemburg (27. Mai), Japan (30. Mai) und Kolumbien (2. Juni) wird Lehmann spielen. Tsp

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