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Brüder im Geiste: Die beiden Angreifer Mario Balotelli (l.) und Wayne Rooney spielen für die Erzrivalen Manchester City und Manchester United - und sind immer mal wieder für einen Skandal gut.

© afp

England gegen Italien: Das Duell der Enfants terribles

Im letzten Viertelfinale der Europameisterschaft 2012 spielen Italien und England den Deutschen Gegner für das Halbfinale aus. Beide Nationen verfügen in Mario Balotelli (Italien) und Wayne Rooney (England) über Stürmer, die auch abseits des Platzes für Aufmerksamkeit sorgen.

Von wegen „Kick and Rush“ gegen „Catenaccio“ – England und Italien verbinden anno 2012 gleich mehrere Parallelen. Parallele eins: die „Enfants terribles“. Mario Balotelli, italienischer Stürmer in Diensten von Manchester City, produziert zwar Skandale am laufenden Band, ist daneben aber auch ein überaus talentierter Fußballer. Nach seinem sehenswerten Treffer gegen Irland polterte der 21-Jährige in Richtung italienische Trainerbank los, weil Nationalcoach Cesare Prandelli ihn „nur“ eingewechselt hatte. Verteidiger Leonardo Bonucci tat Balotelli vermutlich einen großen Gefallen, als er ihm den Mund zuhielt. Prandelli zumindest scheint sich nicht weiter an Balotellis Verhalten zu stören. „Tief in seinem Herzen ist Mario ein Goldjunge“, sagte der Trainer gutmütig – und wird ihn heute wieder von Anfang an aufbieten. Balottelis Pendant auf englischer Seite ist Stürmer Wayne Rooney. Nach einem mehr als überflüssigen Foul im letzten EM-Qualifikationsspiel war der 26-Jährige für die ersten beiden Spiele des Turniers gesperrt. Gegen die Ukraine durfte Rooney nun endlich mitmischen – und erzielte prompt den Siegtreffer. Er ist der große Hoffnungsträger der Engländer, gibt sich aber bescheiden: „Wir sind so gut organisiert wie nie zuvor. Jeder kämpft für den anderen, wir haben eine wirklich große Chance“, sagt Rooney.

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Womit wir bei der zweiten Parallele wären. Denn so skurril es auch klingen mag, die besagte Organisation haben die Engländer vor allen Dingen den Italienern zu verdanken. Egal ob Roberto Mancini bei Manchester City, Roberto di Matteo beim FC Chelsea oder Fabio Capello, der als Trainer der „Three Lions“ erst kurz vor der Europameisterschaft zurückgetreten ist – sie alle haben den englischen Fußball um taktische Disziplin nach italienischem Vorbild bereichert. Capellos Nachfolger Roy Hodgson war Mitte der Neunziger Jahre Trainer von Inter Mailand. Sein Kollege Mancini bezeichnete ihn jüngst als „italienischen Engländer“.

Und noch eine Parallele gibt es: Beide Teams vertrauen auf ihre routinierten Spielgestalter. Italiens Andrea Pirlo präsentiert sich trotz seiner 33 Jahre in absoluter Top-Form, bereitete bereits zwei Tore vor und traf einmal selbst. Englands Pirlo heißt Steven Gerrard, auch der 32-jährige Liverpooler konnte schon drei Mal als Vorbereiter glänzen. „Er spielt wirklich durchgehend wie ein Kapitän“, lobte Coach Roy Hodgson seinen Schlüsselspieler.

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Englands Trainer vertraut wohl auf die Elf aus dem Ukraine-Spiel, Cesare Prandelli wird neben Balotelli auch Leonardo Bonucci für den verletzten Innenverteidiger Giorgio Chiellini bringen. Die Statistik jedenfalls spricht eindeutig für Italien. Seit 35 Jahren haben die Engländer kein Pflichtspiel mehr gegen die Italiener gewinnen können. Aber was heißt das schon. Wenig, glaubt Wayne Rooney. Und selbst wenn er in den letzten Jahren nicht vorrangig als Mathe-Genie in Erscheinung getreten ist, hat er womöglich recht, wenn er sagt: „Unsere Chancen stehen 50:50.“ Das Spiel können Sie ab 20.45 Uhr in unserem Liveticker verfolgen.

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