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Sport: England ist bereit…

Ein 3:2 gegen Argentinien schürt WM-Euphorie

Die Argentinier, allen voran der göttliche Juan Riquelme, spielten noch zwei Klassen schneller und besser als beim Confed-Cup; ihre flüssigen Kombinationen setzten den englischen Strafraum über weite Strecken unter Wasser. Sven-Göran Eriksson, Englands schwedischer Trainer, änderte die Taktik gleich zweimal panisch, am Ende fand sich Mittelfeldstar Steven Gerrard als rechter Verteidiger wieder. Es wäre hinterher fürwahr nicht schwer gewesen, die Niederlage der Engländer zu erklären. Aber sie hatten ja gewonnen! Michael Owen hatte dieses in jeder Beziehung wunderbare Match in den letzten vier Minuten gedreht und England zum 3:2 gegen Argentinien geführt. Es passte zum Match, dass „ausgerechnet der kleinste Spieler zwei Tore mit dem Kopf macht“, sagte Wayne Rooney.

Argentinien hatte reifer gewirkt, technisch besser sowieso. Mit Carlos Tevez, Hernan Crespo, dem Torschützen des 1:0 (34.), dem gefährlichen Maxi Rodriguez und einem fantastischen Riquelme wirbelten sie in der gegnerischen Hälfte, während England mit kraftvollen Vorstößen von Frank Lampard und dem nicht zu bändigenden Rooney dagegenhielt. Der Stürmer traf den Pfosten, ins Tor (39.) und fünf Minuten vor Schluss mit einem Lupfer die Fingerspitzen von Torhüter Abbondanzieri. Bis dahin sah Argentinien durch Roberto Ayalas Abstauber zum 2:1 nach einem Kopfball von Samuel wie der Sieger aus. Doch die Argentinier bemerkten nicht, dass diese Engländer ein bisschen wie früher die Deutschen sind – Defizite in der Technik machen sie durch Glauben an die eigene Stärke wieder wett. „Diese Mannschaft weiß einfach nicht, wann sie geschlagen ist“, sagte David Beckham. Ganz England wird nach diesem denkwürdigen Sieg in den kommenden drei Monaten ohne Länderspiel vom WM-Titel träumen, die Mahnung von Rio Ferdinand – „wir müssen die Euphorie deckeln“ – wird garantiert unerhört bleiben.

Und die Argentinier? Sie müssen analysieren, was ihnen in der Schweiz widerfuhr. Dort wurde das Spiel ausgetragen, weil die argentinischen Spieler mehrheitlich in Europa leben. Wie Martin Demichelis. „Diese Niederlage tut weh“, sagte der Münchner, der vor lauter Schwermut vergaß, sich über sein erstes Länderspiel zu freuen. Demichelis hatte als einer von drei Verteidigern eine passable, aber nicht fehlerfreie Partie absolviert. „Diese letzten fünf Minuten – ich weiß auch nicht“, sagte er. Trost und Rat spendete Kollege Crespo, der auf eine strittige Szene verwies. „Julio Cruz wurde in der letzten Minute gefoult, das war ein klarer Elfmeter. Der Schiedsrichter hat nicht gepfiffen, weil ihm das 2:2 als gerechtes Ergebnis erschien, und im Gegenzug bekommen wir das Tor“, sagte der Angreifer vom FC Chelsea mit einem Lächeln. „Bei der WM passiert so was nicht.“

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