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Sport: England ist nur zu viert

Die große Dominanz besteht aus wenigen Klubs

Berlin - Es ist gar nicht die englische Liga. Wieder stehen drei Klubs im Halbfinale der Champions League, und wieder wird England als das Land gefeiert, in dem derzeit der beste Fußball gespielt wird. Noch nie haben es in zwei aufeinander folgenden Jahren drei Mannschaften aus einer Nation so weit gebracht. Doch in Manchester United, dem FC Chelsea und dem FC Liverpool stehen dieselben drei Klubs im Halbfinale wie in der vergangenen Saison. Zu den so genannten „big four“ gehört noch der FC Arsenal, der am Dienstag gegen Liverpool ausgeschieden ist. Diese vier Klubs führen auch die Tabelle der Premier League an – so wie in fast jedem Jahr. Seit 1998 ist immer einer von ihnen Meister geworden.

Dank der hoch dotierten Fernsehverträge und des großen Geldes von Investoren gilt aber die gesamte Liga als die beste in Europa und damit auch der Welt. „Hier ist das meiste Geld, also sind hier die besten Spieler“, sagt Dietmar Hamann von Manchester City, der seit 1998 in der Premier League spielt. Das stimmt für die Spieler aus allen Ländern, wenn man nur an den momentan weltbesten, den Portugiesen Cristiano Ronaldo von Manchester United denkt. Doch ganz so einfach ist die Gleichung von Geld und Erfolg nicht. Tottenham Hotspur hat in dieser Saison ein Transferminus von 70 Millionen Euro riskiert, um die großen Vier anzugreifen. Tottenham steht derzeit auf dem 11. Tabellenplatz. Zum Vergleich: In Deutschland wird immer von den 80 Millionen Euro gesprochen, die der FC Bayern in neue Spieler gesteckt hat – dem stehen allerdings auch 35 Millionen Euro Transfereinnahmen gegenüber. Allein 25 Millionen bezahlte Manchester United für den defensiven Mittelfeldspieler Owen Hargreaves. Es war ein lange vorbereiteter Transfer eines hochprofessionell organisierten Unternehmens. Das ist bei den Klubs der Premier League, die zu den großen Vier aufschauen und am liebsten mit ihnen konkurrieren möchten, längst nicht immer der Fall. Bis hin zum Trainerposten sind viele Klubs in England erstaunlich einfach strukturiert, und so bleiben trotz der großen Ausgaben andere internationale Erfolge aus. Im Viertelfinale des Uefa-Cups war keine englische Mannschaft mehr vertreten.

Hinzu kommt, dass die Stärke der großen englischen Klubs auch die Schwäche der Vereine aus den anderen wichtigen Ligen ist. Zwar hat der AC Mailand im vergangenen Jahr die Champions League gewonnen, seinen Zenit hatte das Team da aber schon hinter sich. Die Zeit, als zwischen 1988 und 1998 in neun von zehn Endspielen des höchsten europäischen Vereinswettbewerbes eine italienische Mannschaft stand, scheinen nicht nur angesichts der massiven Zuschauerkrise und den Gewaltproblemen in Italiens Stadien so bald nicht wiederzukehren. In den fünf Jahren nach dieser Phase der italienischen Dominanz stand immer ein spanischer Klub im Endspiel. Handelt es sich also nur um wiederkehrende Zyklen, da zwischen 1977 und 1984 die Engländer sieben von acht Titeln gewannen? Die zunehmende Verfestigung der wirtschaftlichen Strukturen in Europas Fußball spricht dagegen. Was die großen Vier freut. Mathias Klappenbach

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