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Sport: Englands Fußball im Angebot

Erneut steigt ein russischer Millionär ein – diesmal beim FC Portsmouth

Arthur Conan Doyle war 1898 Torwart und einer der Gründer des FC Portsmouth. Vielleicht hätte der Erfinder von Sherlock Holmes ja Gefallen an dieser höchst mysteriösen Geschichte gefunden: Ein 30-Jähriger französisch-russischer Millionär übernimmt die Hälfte eines kleinen Premier-League-Vereins, den er nur ein Mal spielen gesehen hat, und keiner weiß warum. Nicht einmal die genaue Kaufsumme ist bekannt. Angeblich hat Alexandre Gaydamak umgerechnet 22,5 Millionen Euro für 50 Prozent der Anteile von Portsmouth an den Eigentümer Milan Mandaric überwiesen, bestätigen wollte er diese Zahl nicht. „Die finanziellen Details dieses Geschäfts sind Privatsache“, sagte Gaydamak in seiner ersten Pressekonferenz vergangene Woche.

Der junge Mann war in einem Nadelstreifenanzug und blauer Krawatte erschienen. Die Uniform der Banker aus dem Londoner Finanzdistrikt sollte Seriosität suggerieren, und der perfekt englisch sprechende, viel lächelnde Gaydamak gab sich große Mühe, wie ein ganz normaler Geschäftsmann aufzutreten. Die vielen kritischen Fragen beantwortete er höflich, aber äußerst vage. Sein Geld habe er mit Immobiliengeschäften und einer Finanzdienstleistungsfirma in Moskau verdient, sagte er. Nicht alle seiner bisherigen Unternehmungen seien von Erfolg gekrönt worden, gab er zu. Einen Zeitungsbericht, wonach eine seiner Firmen, die mittlerweile aufgelöste Monarch Fidiuciary, dem britischen Fiskus noch umgerechnet 400 000 Euro schulden würde, wies er zurück: „Die Anwälte kümmern sich darum.“

Besonderen Wert legte er auf die Feststellung, dass die Mittel für den Einstieg beim Achtzehnten der Premier League seine eigenen seien. Nicht die seines Vaters. „Seine Geschäfte und meine Geschäfte sind komplett separat, es gibt keine Verbindung“, sagte Gaydamak bestimmt. Sein Lächeln war einen Moment lang verflogen. Gaydamak Senior, ein Milliardär mit russischem, israelischem, kanadischem und angolanischem Pass und Wohnsitz in Tel Aviv, wurde vergangene Woche von der israelischen Polizei verhört. Geldwäsche lautet der Verdacht. Der 53-jährige Oligarch, der seit dem vergangenen Herbst den Fußballverein Beitar Jerusalem und die Basketballmannschaft Hapoel Jerusalem besitzt, kündigte nach dem Polizeibesuch an, Israel verlassen zu wollen und seine vielen Firmen abzuziehen.

England wäre mit seinen generösen Steuergesetzen für vermögende Ausländer eine logische Adresse. In seine langjährige Wahlheimat Paris kann der umtriebige Geschäftsmann auf keinen Fall zurück – dort wurde 2000 ein Haftbefehl gegen ihn erlassen. Gaydamak Senior war nach Überzeugung der französischen Behörden in den Neunzigerjahren an einem verbotenen Waffengeschäft mit Angola beteiligt. Präsidentensohn Jean- Christophe Mitterand wurde 2000 für seine Rolle in dem 675 Millionen-Euro-Deal zu 30 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt.

In der Premier League gibt es die explizite Anforderung, dass nur „passende und anständige Personen“ Vereine führen dürfen. In der Praxis prüft das der Verband jedoch nicht nach, eine Selbstauskunft genügt. Den Fans scheint die Herkunft des Geldes sowieso egal zu sein. In der 200 000-Einwohner-Stadt am Ärmelkanal verspricht man sich von dem Russen viele neue, teure Spieler. Trainer Harry Redknapp hat keine Zeit verschwendet, am Freitag wurde Neuzugang Benjani Mwaruwari vorgestellt, ein Stürmer aus Simbabwe, von Auxerre für die Vereinsrekordsumme von sechs Millionen Euro verpflichtet. Weitere Neue sollen diesen Monat folgen. Mit dem FC Chelsea wird man es aber erst einmal nicht aufnehmen können, denn Gaydamaks Mittel nehmen sich im Vergleich zu Roman Abramowitsch bescheiden aus. „Er spielt in einer anderen Liga“, sagte Alexandre Gaydamak.

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