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Sport: Enrico Kern hat sich mit seiner Rolle als Ersatzspieler abgefunden

Die Geschichte, wie Enrico Kern zu seinem Spitznamen kam, ist schnell erzählt: Der 20jährige Fußballprofi von Tennis Borussia war eines Tages zum Training mal wieder im ausgewaschenen Trainingsanzug erschienen und hob sich dadurch schon optisch von Kameraden wie Marko Walker oder Sasa Ciric ab, die gerne im Anzug die Umkleidekabine betreten. Einem Mitspieler fiel bei seinem Anblick plötzlich der Designer Otto Kern ein und der ironische Kontrast dieses Namens zur Bekleidung seines jungen Mitspielers auf.

Die Geschichte, wie Enrico Kern zu seinem Spitznamen kam, ist schnell erzählt: Der 20jährige Fußballprofi von Tennis Borussia war eines Tages zum Training mal wieder im ausgewaschenen Trainingsanzug erschienen und hob sich dadurch schon optisch von Kameraden wie Marko Walker oder Sasa Ciric ab, die gerne im Anzug die Umkleidekabine betreten. Einem Mitspieler fiel bei seinem Anblick plötzlich der Designer Otto Kern ein und der ironische Kontrast dieses Namens zur Bekleidung seines jungen Mitspielers auf. Seitdem heißt Enrico Kern eben "Otto".

"Der Otto ist ganz nah dran", sagte Trainer Winfried Schäfer über Enrico Kern. Das hört der U21-Nationalspieler nicht zum ersten Mal sondern seit eineinhalb Jahren. Im Grunde seit der talentierte Stürmer für die ungewöhnlich hohe Summe von 850 000 Mark vom FC Erzgebirge Aue zum Berliner Zweitligisten wechselte. Eine hohe Summe für einen 18jährigen, die prompt zur Bürde wurde. In dieser Saison kam Enrico Kern lediglich zu Kurzeinsätzen gegen Cottbus, Mannheim, Mainz und Nürnberg. Die Bilanz des vor eineinhalb Jahren so begehrten Nachwuchsfußballers bei Tennis Borussia liest sich ernüchternd: Acht Spiele, null Tore.

Immerhin könnte sich seine persönliche Statistik am Sonntag beim Tabellenletzten Karlsruher SC verbessern. "Wenn Ciric nicht spielen kann, werde ich Otto von Beginn bringen", verspricht Winfried Schäfer. Am Donnerstag humpelte der mazedonische Angreifer und doppelter Torschütze vom 2:1 über Hannover mit Problemen an der Hüfte vom Platz. Weil auch Sergej Kirjakow an einer Gürtelrose erkrankt ist, könnte beim Karlsruher SC nun die Stunde für Enrico Kern schlagen. Die hätte bereits in der Vorrunde in Mannheim schlagen können, doch der eingewechselte Kern schoss den Ball an den Pfosten. "Wenn ich den reingemacht hätte, wäre es glücklicher gelaufen", erinnert sich Kern. "Es gibt manchmal so Schlüsselsituationen, in denen du alles gewinnen kannst", weiß Schäfer. Kern hat in Mannheim seine erste Situation verpasst.

Seine Lage bei Tennis Borussia nennt er "etwas unglücklich", was immerhin zu seiner Rückennummer passt: 13. "Wir haben in Ciric, Rösler, und Kirjakow sehr gute Stürmer", sagt Kern, "diese Spieler sind gesetzt." Es wirkt, als wäre ihm das erst vor kurzem aufgefallen. Und es scheint, als hätte er sich damit abgefunden. "Ist ja logisch, dass die spielen, diese Erfahrung habe ich gar nicht." Seine Spielpraxis holt er sich bei Hannes Löhr im U21-Nationalteam, wo er regelmäßig spielt. So darf Enrico Kern bereits am Dienstag wieder gegen Rumänien ran.

Kerns kurze Einsatzzeiten erklären sich schnell. Schäfer muss mit Tennis Borussia in dieser Saison aufsteigen und setzt auf seine teueren Einkäufe, die bereits bei anderen Klubs bewiesen haben, was sie zu leisten im Stande sind. Bei jedem anderem Zweitligaklub hätte der Nachwuchsfußballer womöglich bessere Chancen. Ist Kern beim falschen Klub? "Er ist beim richtigen Trainer", sagt Winfried Schäfer. Aus dessen Zeit beim Karlsruher SC hat sich der Fußball-Lehrer das Prädikat erworben, ein Nachwuchsförderer zu sein. In der Aufstellung bei Tennis Borussia schlug sich das noch nicht nieder. Zuletzt nahm der Coach den 19jährigen Ifet Taljevic in den Kader auf. Den 28jährigen Tonci Boban bezieht Schäfer gelegentlich auch mit ein, wenn er von "unseren Jungen" spricht. Außerdem habe Tennis Borussia in der A-Jugendmannschaft einige talentierte Spieler, deren Namen ihm im Moment aber entfallen seien.

"Hast du das Fußball-Pendel heute benutzt", fragt der Trainer plötzlich Enrico Kern. "Nee", antwortet der 20-Jährige wie ein Schüler, der seine Hausaufgaben vergessen hat. "Er spielt manchmal gehemmt", findet Winfried Schäfer, und meint das Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern München. Aufgedreht sei Kern auf dem Platz herumgelaufen, übermotiviert. "Er muss aggressiver werden und darf sich nicht mehr alles gefallen lassen", findet Schäfer. Manchmal müsse er sage: "Junge, wehr dich doch." Dann berichtet Schäfer noch, dass der Junge im Verein mit niemanden ein Problem habe. Und genau das ist das Problem von Enrico Kern.

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