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Sport: Ente im Schottenrock

Wir haben uns ehrlich gefreut. Endlich eine gute Nachricht über Berti Vogts, haben wir gedacht.

Wir haben uns ehrlich gefreut. Endlich eine gute Nachricht über Berti Vogts, haben wir gedacht. Endlich Schluss mit der Häme über den Ex-Bundes- und Ex-Bundesligatrainer. Endlich eine große Aufgabe für den kleinen Mann. Und die Geschichten über "Kuwaits Fußball-Scheich" (Sportinformationsdienst) und seine kickenden Wüstensöhne haben dann auch ein Ende. Schottland will Vogts, Vogts will Schottland. Das haben wir gestern wie alle anderen Zeitungen gemeldet. Das passt ja auch. Hier große Tradition (Schottland), da große Kenntnis (Vogts). Sympathien auf beiden Seiten. Die schnörkellosen Schotten und der geradlinige Gladbacher. Whisky mag er auch. Und die Schotten sind ja nicht irgendwer. Bei der Fußball-WM dürfen sie ziemlich oft mitspielen, wenn auch meistens nicht lange. Eine schöne Aufgabe für Vogts. Jedenfalls besser als Kuwait. Gefreut haben wir uns. Ganz ehrlich.

Doch gestern blickte dann plötzlich keiner mehr durch. Der mutmaßliche Neu-Schotte meldete sich aus Kuwait und gab dem bis dahin nicht durch exklusive Sportmeldungen aufgefallenen Internetdienst RTL World ein exklusives Telefoninterview. "Das ist eine Ente, völlig aus der Luft gegriffen", behauptet Berti. Er bleibe Trainer in Kuwait - mindestens bis zum Ende des Golf-Cups in der kommenden Woche. Mit den Schotten werde er dann erst sprechen.

Merkwürdig nur, dass der schottische Verbandschef David Taylor am Vortag schon öffentlich mitgeteilt hatte, dass er sich mit dem angeblich sprachlosen Vogts "in praktisch allen Fragen seines Vertrags" einig sei. Und Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabbah, der im kuwaitischen Fußball das Sagen hat, geruhte auch schon zu verkünden, dass man Herrn Vogts "nicht unter allen Umständen" halten wolle. Die Mentalität des Trainers und der Spieler seien doch arg verschieden. Klingt alles plausibel. Doch Vogts stiftet lieber Verwirrung, statt einfach bis zur Vertragsunterzeichnung in Schottland zu schweigen. "Er wird dafür sorgen, dass wir nicht zur Lachnummer werden", schrieb die schottische "Daily Mail" über den kommenden Nationaltrainer. Hoffentlich ist das keine Ente.

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