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Sport: Entfesselt und nicht mehr zu bremsen: Die Gewaltbereitschaft der Fans lähmt Kopenhagens Polizei

"Nie wieder Top-Fußball bei uns." Kopenhagens Bürgermeister Jens Kramer-Mikkelsen stand der Schrecken der vergangenen 24 Stunden noch ins Gesicht geschrieben, nachdem Randalierer aus England und der Türkei seine Stadt vor dem UEFA-Cup-Finale zwischen Galatasaray Istanbul und Arsenal London zum Schauplatz der schlimmsten internationalen Ausschreitungen seit der WM 1998 in Frankreich gemacht hatten.

"Nie wieder Top-Fußball bei uns." Kopenhagens Bürgermeister Jens Kramer-Mikkelsen stand der Schrecken der vergangenen 24 Stunden noch ins Gesicht geschrieben, nachdem Randalierer aus England und der Türkei seine Stadt vor dem UEFA-Cup-Finale zwischen Galatasaray Istanbul und Arsenal London zum Schauplatz der schlimmsten internationalen Ausschreitungen seit der WM 1998 in Frankreich gemacht hatten. Und auch UEFA-Präsident Lennart Johannson konnte sich nicht so recht am ersten europäischen Cupgewinn einer türkischen Mannschaft freuen. "Ein trauriger Abend", bilanzierte der Schwede nach den brutalen Straßenschlachten am Rande des Endspiels.

In Kopenhagen war nicht zuletzt die Polizei derart geschockt vom massenhaften Einfall gewalttätiger Randalierer, dass sie die Ereignisse nach dem Spiel als "friedlich" einstufte, obwohl es zu weiteren Schlägereien kam. "Eine noch viel schlimmere Gewaltorgie als befürchtet" nannte die Zeitung "Politiken" die Ereignisse in Kopenhagens Innenstadt. Offenbar gleichermaßen brutalisierte und zu allem bereite "Fans" aus der Türkei und England griffen einander immer wieder mit Eisenstangen an, trampelten auf bewusstlos am Boden Liegende ein und nutzen sogar Betonklötze als Wurfgeschosse. "Mit einer derart entfesselten Bereitschaft zum Töten hatten wir nicht gerechnet. Und die kann keine Polizei der Welt bremsen", meinte Einsatzleiter Mogens Lauritzen am Donnerstag.

Mangelnde Planung

Sowohl auswärtige Polizeiexperten wie einheimische Augenzeugen meinten allerdings, dass die Kopenhagener Einsatzleitung ihrer Aufgabe wegen mangelnder Planung nicht gewachsen war. "Die konnten praktisch tun, was sie wollten", hieß es in Berichten von Augenzeugen übereinstimmend. Die Polizei aber bekannte in schwer nachvollziehbarer Naivität sowohl nach der ersten Gewalt-Nacht wie auch kurz vor dem Spiel, man sei doch "etwas überrascht" gewesen. Während des Spiels wurden deshalb zusätzlich zu den 2000 Beamten im Einsatz 500 weitere Polizisten in Sonderflügen aus anderen Landesteilen nach Kopenhagen gebracht, weil die Einsatzleitung ein Inferno in der Nacht befürchtete.

"Politiken" berichtete am Donnerstag, dass Kenner der Hooligan-Szene ein durchaus planmäßiges Auftreten bestimmter Gruppen bei fast allen Ausschreitungen beobachtet hätten. Dabei habe es ein "Bündnis" von Neonazis aus den skandinavischen Ländern mit englischen Hooligans und der rechtsradikalen "National Front" gegeben, die mehrfach Auseinandersetzungen bewusst provoziert hätten.

Die englische Presse forderte nach den Vorfällen Konsequenzen für die Bewerbung um die Ausrichtung der WM 2006. "Der Fluch der Rüpel bedeutet, dass wir die WM nicht austragen sollten", schrieb das Boulevardblatt "The Sun". David Davies, Exekutivdirektor des englischen Fußballverbandes (FA) wies dies am Donnerstag jedoch zurück. "Die Entscheidung darüber wird auf Grund der Qualität der Stadien und der Infrastruktur gefällt", sagte Davies, musste aber gleichzeitig einräumen: "Die gewalttätigen Ausschreitungen sind für unsere Kandidatur sicher nicht hilfreich." Davies appellierte zugleich an die britische Regierung, die Fans vor der Europameisterschaft in Belgien und den Niederlanden stärker zu kontrollieren. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in Deutschland, Norbert Spinrath, regte sogar einen Ausschluss englischer und türkischer Fans von der EM-Endrunde an.

Immerhin hat sich Englands Verband offiziell für die gewalttätigen Ausschreitungen bei der dänischen Bevölkerung entschuldigt. Zudem wolle man das Gespräch mit der türkischen Federation suchen, kündigte Davies am Donnerstag an.

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