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Sport: Entscheidend ist neben dem Platz

Österreich–Deutschland, ein Duell zweier Trainer

Wien – Es soll ja Menschen geben, die frei nach Sepp Herberger glauben, beim Fußball passiere das Wichtigste auf dem Rasen. Von wegen: Entscheidend ist auf dem Platz. Am Mittwoch, Punkt 20.45 Uhr, wenn das Länderspiel Österreich gegen Deutschland im Wiener Ernst-Happel-Stadion beginnt, wird das Gegenteil bewiesen werden. Die deutsche Öffentlichkeit wird sich vor allem für den neuen Trainer Jürgen Klinsmann interessieren. Dem Vernehmen nach sollen sich mehr als 220 Journalisten für dieses Spektakel angekündigt haben – so viele gibt es in ganz Österreich nicht. Die Österreicher wiederum werden weniger das Sommer-Gekicke auf dem Rasen betrachten, sondern die Mimik ihres Teamchefs Hans Krankl. Er bestreitet zwar nicht sein erstes Länderspiel, wenn aber sein Team hoch verliert, könnte es sein letztes sein.

Seit Jahren schon ist der österreichische Fußball in der Krise, seit dem Vorrunden-Aus bei der WM in Frankreich 1998 hat sich die Nationalmannschaft für keine WM oder EM-Endrunde mehr qualifiziert, sondern stattdessen eine Reihe unrühmlicher Niederlagen eingesteckt: Ob die Schmach von Valencia (0:9 gegen Spanien) oder die Schande von Tel Aviv (0:5 gegen Israel) dabei schwerer wiegt, darüber streiten die Österreicher immer noch. Seit zwei Jahren versucht sich nun der einstige Wunderstürmer Hans Krankl als Österreichs Teamchef. Von ihm, dem Helden von Cordoba, erwarteten die Österreicher Wunderdinge wie seinerzeit die Deutschen von Rudi Völler. Doch tatsächlich konnte Krankl keinen wesentlichen Umschwung erreichen. Im Verlauf der Qualifikation zur EM in Portugal verlor Österreich jeweils zweimal deutlich gegen Tschechien und Holland, sogar inMoldawien kam Krankls Team unter die Räder.

Nach der EM wurde Krankl von Friedrich Stickler, dem Chef des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB), hart kritisiert. Statt zur EM in Portugal sei er zum Urlaub nach Lignano gereist. Krankls lapidare Erklärung: „Im Fernsehen sehe ich auch alle Spiele.“ Sollte Österreich gegen Deutschland deutlich verlieren, wird wohl schon am 4. September, zum Auftakt der WM-Qualifikation gegen England, ein neuer Trainer auf der Bank sitzen. Chancenreichster Kandidat ist Kurt Jara vom 1. FC Kaiserslautern. Der hatte schon mehrfach angedeutet, dass er gerne Teamchef werden würde. So wie es in Kaiserslautern derzeit läuft, hätte er wohl kaum Schwierigkeiten mit der sofortigen Freigabe.

Markus Huber

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