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Sport: Erfolg macht müde

Die deutschen Leichtathleten verbreiten nicht mehr die Euphorie der EM

Berlin - Was hätten die deutschen Leichtathleten an diesem Sonntagnachmittag wohl ohne Franka Dietzsch gemacht? Als der Jackpot längst verteilt war und sich das Berliner Olympiastadion schon langsam leerte, gewann die Neubrandenburgerin doch noch einen Wettbewerb. Der Sieg der Diskuswerferin war der einzige deutsche bei diesem Istaf, und er war auch eine gelungene Revanche für die Europameisterschaften im August in Göteborg. Dort hatte Franka Dietzsch den Titel der Russin Daria Pischtschalnikowa überlassen müssen und war auf Platz zwei gelandet. Diesmal warf sie weiter, 64,17 Meter, und übertraf die Zweitplatzierte Pischtschalnikowa damit um 2,30 Meter.

Von Dietzsch einmal abgesehen haben die deutschen Athleten nicht viel Euphorie von den Europameisterschaften hinüberretten können. Dort hatten sie in der Nationenwertung mit Platz zwei hinter Russland gezeigt, dass nach einer langen Talfahrt wieder mit ihnen zu rechnen ist. Ein bisschen kurios war, dass beim Istaf neben Franka Dietzsch ausgerechnet ein Athlet eine herausragende Leistung zeigte, der gar nicht mit nach Göteborg gefahren war: Stabhochspringer Danny Ecker. In einem hochklassigen Wettbewerb wurde er mit 5,81 Metern als bester Deutscher Dritter. „Ich freue mich natürlich, dass ich die anderen Deutschen geschlagen habe“, sagte Ecker. Richard Spiegelburg wurde mit Saisonbestleistung von 5,71 Metern Vierter, Tim Lobinger mit ebenfalls 5,71 Metern Siebter. Er hatte diese Höhe erst im zweiten Versuch bewältigt. Der Sieger Steven Hooker aus Australien verbesserte seine persönliche Bestleistung und überquerte 5,96 Meter.

Die Qualifikation für die EM hatte Danny Ecker verpasst, doch der Erfolg beim Istaf ist ihm offenbar eine gute Entschädigung. „Das Fehlen in Göteborg ist verkraftbar, weil ich jetzt wieder richtige Höhen gesprungen bin“, sagte er. Beim Golden-League-Meeting in Zürich hatte er schon 5,75 Meter bewältigt. Die Steigerung jetzt trägt auf jeden Fall zur Verlängerung von Eckers Karriere bei. „Wenn ich in dieser Saison nicht noch einmal solche Höhen gesprungen wäre, dann hätte ich vielleicht aufgehört. Ich mache hier nicht mit, um Zehnter zu werden“, sagte er. Seine Zweifel sind jedenfalls verflogen, und im Olympiastadion sprach Ecker sogar von den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin, bei denen er auch noch dabei sein will. Seine nächsten großen Ziele sind jedoch andere: „In drei Wochen heirate ich, und im November werde ich Vater eines Mädchens.“

Die Leistungen von Dietzsch und Ecker haben gezeigt, dass die deutschen Athleten beim Springen mit dem Stab und beim Werfen nach wie vor zur Weltspitze gehören. Einen kleinen Beleg dafür haben auch noch die Speerwerfer und Kugelstoßer mitgeliefert. Europameisterin Steffi Nerius wurde hinter der Tschechin Barbora Spotakova und vor Christina Obergföll Zweite, Peter Esenwein wurde ebenso Dritter wie der Kugelstoßer Ralf Bartels.

Auf der Bahn liefen die Deutschen jedoch entweder hinterher oder gar nicht erst mit. Jan Fitschen, der Europameister über 10 000 Meter, kam über 3000 Meter als Sechster ins Ziel. „Ich habe eben nach dem Erfolg in Göteborg viel gefeiert und zu wenig Schlaf bekommen. Dann bin ich krank geworden und habe eine Woche lang nur auf der Couch gelegen.“

Zufrieden sein konnte noch Kirsten Bolm nach ihrem Sprint über 100 Meter Hürden. „Das war das anstrengendste Wochenende der ganzen Saison“, sagte sie. In 12,87 Sekunden wurde Bolm Vierte und landete immerhin einen Platz vor der Olympiasiegerin Joanna Hayes aus den USA. Am Samstag hatte sie schon einen kleinen Jackpot gewonnen, den beim DKB-Cup im olympischen Dorf von 1936, gefüllt mit 50 000 Euro. „Ich bin hier wieder mittendrin in einem Weltklassefeld gelaufen. Das hat sich heute nach richtigem Hürdenlaufen angefühlt.“

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