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Sport: Erfolg mit Erfahrung

Buschschulte und Warnecke erfüllen bei der Schwimm-WM die Erwartungen – die jungen Deutschen nicht

Wer in seinem Leben schon so viel gewonnen hat wie Antje Buschschulte, der wird im Umgang mit Medaillen großzügig. Am Donnerstagabend holte die Schwimmerin vom SC Magdeburg mit dem dritten Platz über 50 Meter Rücken ihre dritte Medaille bei dieser Schwimm-WM, die zweite in einem Einzelrennen. Dass ihr dabei nur neun Hundertstelsekunden zu Gold fehlten, war Buschschulte egal. „Neun Hundertstel – mein Gott“, sagte sie. „Ich find’s gut.“

Inzwischen umfasst ihre Sammlung 50 internationale Medaillen, was die Studentin selbst etwas verblüfft: „Ich zähle gar nicht mit.“ Ralf Beckmann, Sportdirektor des Deutschen Schwimmverbands, führt dagegen genauer Buch. Nach dem fünften der acht Wettkampftage hat das deutsche Team bei der Schwimm-WM vier Medaillen gewonnen. Klingt nicht so schlecht, zieht man aber Buschschulte (26) und Mark Warnecke (35) ab, bleibt gerade noch ein Staffelsilber übrig. Die Erfolge der Jugend sind ausgeblieben.

„Der Rest arbeitet ja noch dran“, sagte Rückenspezialistin Buschschulte. Am Arbeiten gehindert wurde die Jüngste im Team, Sophie Dietrich aus Berlin. Nach einem Fehler beim ersten Wechsel von Meike Freitag auf Annika Liebs wurde die deutsche 4 x 200 Meter Freistilstaffel der Frauen disqualifiziert. Es läuft in Montreal einiges schief für die Jungen. Ihre persönlichen Bestzeiten sollten Deutschlands Nachwuchshoffnungen Marco di Carli, Helge Meeuw oder Paul Biedermann bei der WM verbessern. Dieser Chance haben sich Biedermann (18) und di Carli (20) aber beraubt. Schon nach den Vorläufen war der Wettbewerb für sie beendet.

Bei Biedermann hat der Sportdirektor taktische Schwächen festgestellt. „Bei der Wende setzt er die Beine nicht genügend ein, dadurch verliert er Zeit, wo andere Zeit gewinnen.“ Immerhin kam der 20-jährige Meeuw über 200 Meter Schmetterling ins Finale, von seiner Bestzeit blieb aber auch er weit entfernt. Allein Meeuw und die 17-jährige Daniela Götz gaben Anlass zur Hoffnung. Im Halbfinale über 100 Meter Freistil blieb die Erlangenerin knapp über ihrer Bestzeit, schaffte als Sechste aber den Sprung ins Finale (bei Redaktionsschluss nicht beendet).

Doch auch wenn Beckmann immer wieder bittet, seine jungen Athleten nicht mit den gleichaltrigen Australiern oder Amerikanern zu vergleichen, die Ergebnisse waren selbst für ihn zu schlecht. „Wie eine Leiche“ sei di Carli, ganz offensichtlich ein Morgenmuffel, nach seinen Vormittagsstarts über 100 Meter Rücken und in der 4 x 100 Meter Freistilstaffel aus dem Wasser gekrochen, lästerte er. An das frühe Aufstehen wird sich der Schwimmer gewöhnen müssen, will er es tatsächlich einmal zum Spitzenathleten bringen. Vor der abschließenden Lagenstaffel sagte Beckmann über di Carlis WM-Leistung: „So eine Erfahrung muss wehtun – und sie hat wehgetan.“

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