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Auf dem Weg zu Bronze: Claudia Nystad übernimmt von Stefanie Böhler.

© Reuters

Update

Erfolg über 4 x 5 Kilometer: Bronze für deutsche Langlauf-Staffel

Spannend war es, am Ende belegt die deutsche Frauen-Langlauf-Staffel den dritten Platz über 4 x 5 Kilometer. Ein hauchdünner Abstand entscheidet um die Medaillen - und eine Staffel beendet eine über 50-jährige Durststrecke.

Zwei Stunden nach ihrer kleinen Sensationen im olympischen Langlaufstadion saßen Stefanie Böhler, Denise Herrmann, Nicole Fessel und Claudia Nystad nebeneinander auf einem Tisch. Jede hatte eine schwarz-rot-goldene Flagge auf der Wange – und auf dem rechten Flügel des Quartetts saß die Frau, die zwei Tage zuvor, mit Rang sechs über zehn Kilometer, den Anstoß für das wundersame Staffelerlebnis gegeben hatte.

„Ich fass’ es gar nicht. Ich hätte noch schneller laufen können, hab’ mich aber nicht getraut. Ich weiß auch nicht, was im Moment los ist“, sagte Böhler, nachdem die DSV-Staffel hinter Schweden und Finnland unerwartet Bronze geholt hatte – und die Glückshormone der 32-jährigen Schwarzwälderin endgültig durch die Decke gingen.

Am Ende einer unglaublichen Aufholjagd ihrer Schlussläuferin Charlotte Kalla siegten die Schwedinnen eine Winzigkeit (0,5 Sekunden) vor Finnland und eine etwas größere Winzigkeit (0,9 Sekunden) vor Deutschland. „Es war eine Millimeterentscheidung“, sagte Frank Ullrich. Allerdings sprach der Bundestrainer da nicht vom Staffelfinish. Sondern von dem Entschluss, die 36-jährige Nystad anstelle von Katrin Zeller das dritte Teilstück laufen zu lassen.

Schelte bekam er für diese personelle Maßnahme keine. Ullrich lobte seinerseits Nystad. „Sie ist ein ganz großes Rennen gelaufen“, betonte er und bemühte die Weisheit von den speziellen Gesetzen gleich doppelt. „Bei Olympischen Spielen ist alles möglich. Und bei Staffeln ist noch mal mehr alles möglich.“

Zum Beispiel Auftritte wie die von Fessel, Böhler und Nystad. „Das war schon Wahnsinn, was die drei Mädels vor mir da angestellt haben. Als ich das gesehen hab’, bin ich nervöser und nervöser geworden“, erzählte die Schlussläuferin Denise Herrmann, die auf den letzten 800 Metern ihrer Fünf-Kilometer-Schleife zwischen Gold und Bronze schwankte.

Mit einem minimalen Rückstand von sechs Sekunden auf die Finnin Krista Lahteenmaki hatte Nystad an die Oberwiesenthalerin übergeben – und mit einem recht stattlichen Vorsprung von 25,7 Sekunden auf Kalla. Doch die Schwedin rückte dem Spitzen-Duo immer mehr auf den Leib – und hatte im Finish noch die Kraft, beide Konkurrentinnen zu besiegen. „Ein bisschen geärgert habe ich mich darüber schon“, gestand Herrmann. Mehr Platz für Unzufriedenheit war nach dem unerwarteten Medaillengewinn aber nicht.

Schließlich hatten die deutschen Spezialistinnen nach dem schwachen Olympia-Start eindrucksvoll die Kurve bekommen. „Die Mädels haben sich zusammen gerauft, sie sind ein Team geworden“, lobte Bundestrainer Ullrich die erschöpften Bronzegewinnerinnen, bei denen Claudia Nystad nach ihrem Zieleinlauf handgestoppte 63 Sekunden im Schnee lag. Später erinnerte sie sich: „Ich musste mich erst mal erholen. Es war für mich ja fast so, als wenn ich gleich in Ohnmacht fiele.“ Fiel sie aber nicht – stattdessen lagen sich Deutschlands Langläuferinnen kurz darauf in den Armen.

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