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Der richtige Dreh. Luciana Aymar (r.) spielte bei der WM im letzten Jahr (hier gegen Deutschlands Fanny Rinne) groß auf. Foto: AFP

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Sport: Erfolgreicher als Messi

Die argentinische Hockeyspielerin Aymar ist der Star beim Turnier in Berlin

Berlin – Sie besiegt ihn. Luciana Aymar schlägt Lionel Messi, den Argentinier, der Woche für Woche die Fußball-Fans auf der ganzen Welt mit seinen Dribblings und Traumtoren verzaubert. Erst vor wenigen Wochen gewann er mit dem FC Barcelona den Champions-League-Titel. Bei der Wahl des „Olimpia de Oro“, der Auszeichnung zum besten Sportler in seiner Heimat, musste sich Messi im vergangenen Jahr jedoch mit Platz zwei begnügen. Die argentinischen Journalisten kürten lieber die Feldhockeyspielerin Aymar, die mit ihrem Team heute beim Vier-Nationen-Turnier in Berlin auf Deutschland trifft (14.30 Uhr).

„Las Leonas“, die Löwinnen, wie die argentinischen Hockeyspielerinnen gerufen werden, genießen in ihrem Land ein hohes Ansehen, sind aber längst nicht so populär wie die Fußballer. Auch für Aymar kam die Auszeichnung daher überraschend. „Ungewöhnlich, dass ein Amateursport einen Profisport besiegt“, sagt die siebenfache Welthockeyspielerin des Jahres, „das war ein großer Erfolg für die ganze Hockeyfamilie.“ Die heimischen Journalisten überzeugte es, dass Aymar ihr Team im eigenen Land zum WM-Titel führte, während Messi und Co. bei der Weltmeisterschaft in Südafrika im Viertelfinale an Deutschland mit 0:4 scheiterten.

Beide Sportstars haben viele Gemeinsamkeiten. Beide kommen aus Rosario. Beide umdribbeln ihre Gegner auf ähnlich unnachahmliche Weise und schießen entscheidende Tore – sie mit dem Schläger, er mit dem linken Fuß. Und beide wurden schon mit Argentiniens Nationalheld Diego Armando Maradona verglichen. Was sie unterscheidet: Da Aymar nicht nur verdammt gut spielt, sondern auch verdammt gut aussieht und offener auftritt, wird sie zu vielen Shootings und Shows eingeladen. Sie gehört zu den wenigen Hockeyspielerinnen, die von ihrem Sport leben können.

In ihrer langen Karriere, in der sie zwei Weltmeistertitel und vier Champions Trophys holte, spielte Aymar in den 90er Jahren sogar für sechs Monate in Deutschland. Ihr Engagement bei Rot-Weiss Köln hat sie in guter Erinnerung behalten. Und das nicht nur, weil sie mit den Rheinländern die deutsche Meisterschaft und den Europapokal gewann. „Ich hatte zunächst Bedenken, weil die Deutschen so kalt sein sollten“, sagt Aymar, „stattdessen waren die Menschen aber warmherzig. Ich habe hier außergewöhnliche Mädchen kennengelernt.“ Sie kommt daher immer wieder gern nach Deutschland. Ihr Flug zum Vier-Nationen-Turnier nach Berlin war jedoch fraglich – eine Aschewolke über Argentinien legte den Flugverkehr lahm. „Wir waren die Letzten, die fliegen durften“, sagt Aymar. Inzwischen sei die Wolke aber abgezogen.

Wie die Deutschen nutzen die Südamerikanerinnen das Berliner Turnier zur Vorbereitung auf die Champions Trophy in einer Woche in Amstelveen. Die Gastgeberinnen besiegten gestern Australien mit 3:0 (Tore: zweimal Natascha Keller, einmal Fanny Rinne) und die Argentinierinnen Südkorea mit 1:0. Damit spielen beide Teams heute im Zehlendorfer Hockeystadion um den Turniersieg. Aymar spricht von einem besonderen Duell: „Ich kenne einige deutsche Spielerinnen seit den Junioren. Es geht immer hoch her.“

Viele hatten angenommen, die 1,72 Meter große Spielführerin würde nach dem WM-Gewinn und ihrem 300. Länderspiel im vergangenen Jahr abtreten. Doch ein großer Traum ist für sie noch unerfüllt geblieben: Gold bei Olympia, 2012 in London soll es so weit sein. „Dafür arbeiten wir jeden Tag“, sagt Luciana Aymar. Danach soll Schluss sein.

André Wornowski

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