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Sport: Erfolgsversammlung

Von Benedikt Voigt Frankfurt. Wann genau es anfing, kann keiner sagen.

Von Benedikt Voigt

Frankfurt. Wann genau es anfing, kann keiner sagen. „Irgendwann während des Pokalfinales“, sagt Derrick Phelps. Seitdem gehen die Basketballer von Alba Berlin bei Unterbrechungen auf dem Spielfeld zusammen. Warum man das vorher nicht gemacht hat, ist ebenfalls unklar. „Keiner weiß das“, sagt Mithat Demirel, „dabei ist das nur eine Kleinigkeit.“ Zumal bei diesen Treffen nicht viel gesagt wird. „Irgend etwas als Motivation oder der nächste Spielzug“, sagt Phelps. Trotzdem, diese Versammlung an der Freiwurflinie drückt mindestens das neue Wir-Gefühl bei Alba aus - vielleicht ist sie sogar das Geheimnis der jüngsten Erfolgsserie.

Wie im ersten Play-off-Halbfinale bei den Opel Skyliners. Vor nicht ganz zwei Monaten hatte Alba Berlin auf einen Rückstand gegen Spielende keine Antwort mehr gewusst. Nun aber wandelte die Mannschaft einen Sieben-Punkte-Rückstand vor 4250 Zuschauern in der Frankfurter Ballsporthalle gegen Ende des dritten Viertels noch in einen Sieg um. Wirkt sich so das neue Zusammengehörigkeitsgefühl aus? „Ich denke schon“, sagte Mannschaftskapitän Henrik Rödl nach dem 85:76. „Wir zeigen jetzt wieder unsere mentale Stärke .“ In der Hauptrunde hatte Alba in der Bundesliga acht Spiele verloren und landete nur auf Rang fünf. Doch inzwischen sind die Berliner seit sieben Spielen ungeschlagen. Was ist der größte Unterschied zwischen Alba und Frankfurt, das ja immerhin den ersten Platz nach der Hauptrunde belegt hatte? Frankfurts Trainer Gordon Herbert sagt, als ob das alles erklären würde: „Alba hat fünf Meisterschaften gewonnen." Die Play-offs sind offensichtlich ein anderes Thema, und die Spieler von Alba Berlin wissen das. „Ich nenne das unser Gespür für Dringlichkeit“, sagt Phelps. Vergessen ist, dass Alba bis zum Pokalfinale oft enttäuschend spielte, viele Verletzte ersetzen musste und die Einstellung vermissen ließ. „Bei den Play-offs beginnt alles bei Null“, sagt Phelps, „das ist eine neue Saison.“ Auch der Heimvorteil, den man sich in der Punkterunde erarbeiten kann, zählt in den Play-offs nicht mehr viel. Neben Berlin siegte auch Rheinenergy Cologne im ersten Halbfinalspiel auswärts (87:83 in Bonn). Mutapcic sagte: „Der Heimvorteil ist nicht alles, man muss auch gut spielen.“ Albas Trainer wollte das auch als Warnung an sein Team verstanden wissen. Nun nämlich führen die Berliner mit 1:0 in der „Best-of-five"-Serie und haben sich den Heimvorteil zurückerobert. Sollte Alba jedoch am Mittwoch im zweiten Halbfinalspiel (20 Uhr, Max-Schmeling-Halle) verlieren, wäre der erste Erfolg wieder hinfällig.

Frankfurts Coach hinterließ auf der Pressekonferenz einen deprimierten Eindruck, nur stockend kamen seine Antworten. „Vielleicht war das nur eine Maske“, sagt Mutapcic misstrauisch. Mitleid mit seinem Kollegen hat er jedenfalls nicht. „Ich war in diesem Jahr schon oft in dieser Situation“, sagt Mutapcic. Die Play-offs aber, das hat Derrick Phelps gesagt, sind eine neue Saison.

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