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Sport: Erhöhte Temperatur

Hertha bangt vor dem Spiel gegen Nürnberg um den Einsatz von Marcelinho

Berlin - Marcelinho hat in den vergangenen Tagen einigen Ärger gehabt. Vor einer Woche ist er nach Brasilien geflogen, um finanzielle Dinge zu regeln, die nicht zu seiner Zufriedenheit verlaufen sind. Offenbar ohne Erfolg. Falko Götz, der Trainer von Hertha BSC, ist daher gefragt worden, ob er heute, im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg (15.30 Uhr), auf seinen Mittelfeldspieler verzichten werde. „Daran habe ich nie gedacht“, hat Götz geantwortet. Seit gestern allerdings muss er sich doch mit diesem Gedanken beschäftigen. Marcelinho wurde gestern vor dem Training mit erhöhter Temperatur nach Hause geschickt.

Hertha hofft zwar noch auf seinen Einsatz. Wahrscheinlich ist er nicht. Und das ausgerechnet vor dem Spiel, das Götz zum „Spiel des Jahres“ hochgejazzt hat. Wenn man den Tabellenplatz der Nürnberger als Maßstab für die Bedeutung der Partie zu Grunde legte, dann stünde Hertha bis zum Saisonende allerdings fast jede Woche ein Spiel des Jahres bevor. Nürnberg ist zurzeit Dreizehnter.

Ganz falsch liegt Götz trotzdem nicht, weil „wir seit zehn Spielen ungeschlagen sind und sich dann ein Selbstverständnis einschleicht, es gehe von alleine“, sagt Manager Dieter Hoeneß. Dieser Haltung wollte Götz vorbeugen. „Der Kopf muss mitspielen“, sagt er. Zumal das vermeintlich leichte Spiel für Hertha in der Tat entscheidend sein könnte für den weiteren Saisonverlauf. „Es gilt jetzt, sich da oben mal festzusetzen“, sagt Götz. „Da kommt es nicht so sehr auf den Gegner an.“

Schon jetzt ist die Saison weit besser verlaufen, als Hertha im Sommer vermuten konnte; aber eine gewisse Skepsis ist nach dem Abstiegskampf des Vorjahres geblieben. Die Frage nach ambitionierteren Zielen hat Manager Hoeneß inzwischen „circa 1748-mal beantwortet“, und zwar weiterhin eher abwehrend: „Um den Druck rauszunehmen bei einer Mannschaft, die sich gerade entwickelt.“ Dass diese Einstellung nicht falsch sein muss, beweist der VfL Wolfsburg. „Die wollten Meister werden und haben in diesem Jahr alle Spiele verloren“, sagt Hoeneß. Wolfsburg ist dadurch vom ersten auf den neunten Tabellenplatz gestürzt.

Herthas Vorsprung vor dem VfL beträgt allerdings nur drei Punkte. Das ist längst nicht so üppig, dass sich die Berliner einen Rückschlag erlauben könnten. „Die größte Gefahr ist, dass man mit der Konzentration nachlässt und glaubt, alles mit spielerischen Mitteln lösen zu können“, sagt Hoeneß. Bisher hat Hertha ein vernünftiges Maß aus Kraft und Kreativität gefunden, auch weil das Mittelfeld mit den als Künstlern geltenden Marcelinho, Bastürk und Gilberto seinen defensiven Aufgaben stets in ausreichendem Maße nachgekommen ist. Das erwartet Hoeneß auch gegen Nürnberg: „Wir müssen konsequent decken und versuchen, die Nürnberger unter Druck zu setzen.“

Die Frage ist, ob bei den Mittelfeldspielern die Kraft dafür reicht. Marcelinho – sollte er spielen – hat kaum trainiert, Bastürk steckte zwei Tage lang im Schneechaos in Istanbul fest, und Gilberto hat erst am Mittwoch in Hongkong für die brasilianische Nationalmannschaft gespielt. Aber das muss laut Götz kein Nachteil sein: „Das ist für den wie Medizin.“

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