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Sport: Erich Ribbeck über das Debakel in Mexiko - "Ich bin doch nicht der Märtyrer"

Herr Ribbeck, befürchten Sie Spätfolgen für die Spieler und den deutschen Fußball?Nein, das denke ich nicht.

Herr Ribbeck, befürchten Sie Spätfolgen für die Spieler und den deutschen Fußball?

Nein, das denke ich nicht. Anfang September haben wir zwei Europameisterschafts-Qualifikationsspiele zu bestreiten. Da werden die Spieler in einer besseren körperlichen Verfassung sein, und ich werde auch andere Spieler zur Verfügung haben. Die Mannschaft wird dann ein anderes Gesicht haben, und sie wird hoffentlich andere Ergebnisse erzielen können.

Was nicht gerade für die Spieler spricht, die hier angetreten sind . . .

Es wäre falsch, diesen Spielern den Vorwurf zu machen. Aber ich kann nicht erwarten, dass die Öffentlichkeit das versteht.

Werden Sie die Länderspielkarriere einiger Spieler für beendet erklären?

Ich werde mich mit einzelnen Spielern treffen und von meinen Eindrücken erzählen. Etablierte Spieler müssen sich aber Gedanken machen, ob sie nicht auch Schaden genommen haben.

Bezweifeln Sie deren Willen oder Können?

Eine Willensfrage ist das nicht.

Wie schwer wiegt der Imageschaden für den deutschen Fußball?

Das weiß ich nicht. Aber dass es zu diesem kommen würde, hätte vorher allen Befürwortern der Reise klar sein müssen. Mir war das jedenfalls klar.

Fühlen Sie sich als Opfer?

Ich bin doch nicht der Märtyrer, auch wenn meine Haare grauer und meine Falten tiefer geworden sind. Ich hätte mich natürlich wehren können. Aber ich habe mich nicht gewehrt, weil es eine Entscheidung von so vielen war.

Aber der Prügelknabe sind Sie schon?

Das wusste ich ja schon vorher. Das ist doch einfach: Wenn ein Bundesligist in der Vorbereitung ein Testspiel verliert, regt sich keiner auf. Für die Leute zählt die Bundesligasaison. Für die Nationalmannschaft gilt das nicht. Sonst könnte ich mich hinstellen und sagen: Das waren unsere Testspiele für die EM-Qualifikation. Die EM ist unser Ziel.

Was werden Sie als Nächstes tun?

Jetzt ist noch ein Essen mit der Mannschaft geplant, dann die Rückreise. Und dann werde ich diese Veranstaltung DFB-intern noch mal aufarbeiten müssen.

Haben Sie das Abschneiden Ihrer Mannschaft wirklich so schlimm erwartet?

Mir war klar, dass wir gegen Brasilien Außenseiter waren. Dann haben wir gegen Neuseeland schlecht gespielt, aber gewonnen. Gegen die USA haben wir versucht, alles zu geben, aber im Augenblick ist das nicht gut genug.

Mexiko 1999 - eine verlorene Zeit?

Sicher. Vielleicht konnten jüngere Spieler Erfahrungen sammeln.

Und wie sieht es mit Ihnen aus?

Ich denke, dass ich persönlich im Rahmen der Möglichkeiten das Beste gegeben habe. Es hat nur nicht gereicht.

Spüren Sie sich jetzt nicht einem größeren Druck ausgesetzt?

Ach, wissen Sie, obwohl ich hier in Mexiko bin, kann ich gut sehen. Und ich habe meine Brille dabei. Ich lese und erkenne jeden Trend. Druck habe ich schon lange. Aber andere auch. Das Turnier war falsch, aber man sollte es nicht überbewerten.

Herr Ribbeck[befürchten Sie Spätfolgen]

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