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Sport: Ernst wie nie

Die Nürnberg Ice Tigers sind chronisch klamm – jetzt haben sie ein Insolvenzverfahren beantragt

Von Katrin Schulze

Berlin - Da war sie wieder, die Krisenmeldung aus Nürnberg. Zuverlässig geisterte auch in diesem November die Nachricht über die finanziellen Nöte der Ice Tigers durch die Öffentlichkeit – so wie in jedem Spätherbst der jüngsten Vergangenheit. Kein Wunder also, dass viele den Fall in die Kategorie der routinemäßigen Vorgehensweisen der Deutschen Eishockey- Liga (DEL) einordneten. Doch diesmal scheint die Lage bei den Franken tatsächlich ernst, denn gestern beantragte der Klub beim Amtsgericht Nürnberg einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Bis zum 31. Dezember will der Insolvenzverwalter nun ein Gutachten über die wirtschaftliche Lage der Ice Tigers anfertigen.

Dieser Schritt sei „unumgänglich“ geworden, nachdem Verhandlungen mit potenziellen Sponsoren gescheitert seien, sagte Nürnbergs Geschäftsführer Norbert Schumacher. „Wir sind durch halb Europa gereist, um Investoren zu finden, aber die Entwicklung war nicht positiv.“ Angeblich haben die Ice Tigers eine Deckungslücke im mittleren sechsstelligen Bereich. Schon am Montag hatte die DEL eine Wirtschaftsprüfung durchgeführt. Dabei geht es um das Lizenzierungsverfahren, bei dem die Nürnberger Angaben zu Sponsorenverträgen gemacht haben, die später nicht eingehalten wurden. „Das eigentliche Ausmaß haben wir aber erst jetzt erfahren und waren davon natürlich überrascht“, sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke.

Zuletzt war die Insolvenz vor sechseinhalb Jahren Gast in der DEL – damals betraf es Essen und Berlin. Doch spätestens mit den Berlin Capitals, die im Jahr 2002 auch sportlich abgestiegen waren, schienen die Zeiten der Pleiten in der DEL vorbei zu sein. „Zu professionell werden die Teams seither geführt“, sagt auch Peter John Lee. Der Manager der Eisbären bezeichnet Nürnberg als eine „unrühmliche Ausnahme der Liga“. Denn die Franken waren finanziell abhängig von Alleingesellschafter Günther Hertel. Der investierte in den vergangenen zwei Jahren insgesamt drei Millionen Euro in den Klub, untersagte aber bei der diesjährigen Krise jeglichen Zuschuss.

Angeblich war Hertels mächtige Position innerhalb des Vereins der Hauptgrund, warum Sponsoren in den letzten Jahren Abstand nahmen. Da der Alleingesellschafter künftig aber wegfällt, hofft die DEL, dass „noch schnell Sponsoren gefunden werden“, wie Tripcke sagt. Um die sportliche Zukunft der Franken macht sich der DEL-Geschäftsführer indes weniger Sorgen: „Ich gehe davon aus, dass es bei den Ice Tigers weitergeht. Die Saison werden sie mindestens beenden.“ Das scheint wahrscheinlich, und trotzdem ist nicht auszuschließen, dass dem Vizemeister von 2007 mehr und mehr Spieler bis dahin abhanden kommen. Konkurrenzfähig wäre das Team von Andreas Brockmann dann kaum noch. Auch deshalb fordern Liga-Konkurrenten wie Peter John Lee nun Konsequenzen: „Wir brauchen zur nächsten Saison strengere Lizensierungsmaßnahmen durch die DEL.“

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