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Der Nachschuss sitzt. Stürmer Nils Petersen erzielt das 1:0 für den FC Bayern München. Da der Münchner Torjäger Mario Gomez wegen einer Adduktorenverletzung fehlte, spielte der ehemalige Cottbuser von Beginn an als einziger Angreifer vor der offensiven Mittelfeldreihe. Foto: dpa

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Sport: Erst beleidigt, dann unterfordert

Bayern München stützt beim 2:0 bei Schalke 04 seinen heftig angefeindeten Torwart Manuel Neuer

Als Manuel Neuer kurz vor Spielbeginn im Tor vor der Nordkurve Posten bezog, ertönte ein Orkan von Pfiffen, wie er in der Gelsenkirchener Arena nie zuvor zu hören war. Judas-Rufe gehörten noch zu den maßvolleren Beschimpfungen, die der Torwart bei seinem ersten Auftritt als Torwart des FC Bayern München an seiner alten Wirkungsstätte zu hören bekam. Im Vergleich dazu wirkten die Misstöne, die sein Kollege Rafinha, auch ein früherer Schalker im Bayern-Trikot, bei seinen Ballkontakten auszuhalten hatte, geradezu harmlos. Viele Fans verübeln es Neuer, dass er es gewagt hatte, sein Heimatrevier in Richtung München zu verlassen, obwohl er selbst als Jugendlicher zu den „Ultras“ in der Nordkurve gehört hatte. In eben jener Nordkurve hing ein Transparent, das an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten war: „Wir trauern um M.Neuer, gestorben zwischen 2005 & 2011 – wiederauferstanden als charakterlose Marionette“. Allerdings war damit das Schlimmste überstanden für den 25 Jahre alten Nationaltorwart. Er sah sich von seinen früheren Kollegen wenig gefordert und konnte am Ende ein souveränes 2:0 des FC Bayern bejubeln, der wieder die Tabellenspitze von Werder Bremen übernahm.

Die Tore für die im zweiten Durchgang hoch überlegenen Münchner erzielten Nils Petersen und Thomas Müller. „Das war unsere beste Saisonleistung, das freut mich besonders für Manuel“, sagte der Münchner Trainer Jupp Heynckes. „Die Mannschaft hat nicht nur für den FC Bayern gespielt, sondern auch für Manuel Neuer.“ Die Anfeindungen mancher Schalke-Fans habe der Torwart nicht verdient. „Das Spruchband gegen Manuel Neuer war geschmacklos“, sagte Heynckes, „eines kann man ihm nicht absprechen: dass er Charakter hat.“ Neuer selbst sagte, er habe mit einem Empfang dieser Art gerechnet: „Ich kenne das Schalker Publikum und den Verein ja als sehr emotional. Deshalb war ich darauf eingestellt.“

Trotz des hässlichen Empfangs ging Neuer, der in der Bundesliga erst einen Gegentreffer zugelassen hat, selbstbewusst ans Werk. Diese Fähigkeit war schon in der ersten Minute gefordert, als er gegen den heranstürmenden Farfan klären musste. Danach hatte Neuer zwar nicht seine Ruhe – jeder seiner Ballberührungen wurde von Pfiffen begleitet – aber seine ehemaligen Arbeitskollegen störten nicht mehr oft. Zwei Distanzschüsse von Klaas-Jan Huntelaar verfehlten knapp das Ziel, zwangen den Torwart aber nicht zum Eingreifen. „Entscheidend war, dass wir es versäumt haben, aus diesen Möglichkeiten ein Tor zu machen“, sagte Ralf Rangnick, der Trainer des FC Schalke.

Auf der Gegenseite zeigten sich auch die Bayern zunächst nicht sonderlich produktiv. Aber sie wirkten einen Tick geschickter bei ihren Vorstößen – und sie hatten Franck Ribery, dessen individuelle Klasse sich abermals bemerkbar machte. Der flinke Franzose sprintete aus der Tiefe der eigenen bis weit in die gegnerische Spielhälfte, ohne dass ein Schalker ihm folgen konnte. Dort hatte er den Blick für seinen stürmischen Mitstreiter Petersen. Der beste Stürmer der vergangenen Zweitligasaison vollendete den Vorstoß im Nachsetzen mit dem Führungstreffer, beim ersten Versuch hatte Torhüter Ralf Fährmann noch im Weg gestanden. Da der Münchner Torjäger Mario Gomez wegen einer Adduktorenverletzung fehlte, spielte Petersen von Beginn an als einziger Stürmer vor der offensiven Mittelfeldreihe.

Fünf Minuten nach der Pause bot sich Petersen die große Chance, den Vorsprung auszubauen. Doch diesmal wusste er mit seiner Freiheit im Strafraum nichts anzufangen und vergab leichtfertig. Eine Viertelstunde vor Schluss holten die Bayern das bisher Versäumte nach. Mit dem zweiten Tor raubte Müller den Schalkern die letzten Illusionen, den eindeutigen Trend noch wenden zu können.

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