zum Hauptinhalt
Uwe Krupp spricht an seinem ersten Trainingstag viel mit den Spielern.

© Tsp

Erstes Training von Uwe Krupp: Eisbären Berlin: Euphorie trifft Lethargie

Reden, pfeifen, korrigieren: Uwe Krupp leitet am Donnerstagvormittag seine erste Trainingseinheit bei den Eisbären Berlin. Der neue Cheftrainer der Eisbären wirkt dabei sehr präsent.

Ein bisschen lässt der Neue auf sich warten. Während die Spieler der Eisbären Berlin am Donnerstag schon ihre Kringel in der Eishalle II des Sportforums Hohenschönhausen drehen, ist von Uwe Krupp zunächst nichts zu sehen. „Ich habe alleine fünf Minuten gebraucht, um durch diese tolle Anlage zu fahren“, wird er später mit glänzenden Augen erklären. Dann, um 10.31 Uhr ist es schließlich soweit, es wird ein bisschen stiller unter den etwa 100 Zuschauern. Der neue Trainer der Eisbären stakst in seinen Schlittschuhen gemessenen Schrittes zur Bank und betritt dann die Eisfläche. Krupp läuft ein, zwei Runden zum Warmwerden, dann ruft er die Spieler an der Bande zusammen. Es wird noch ein bisschen leiser in der Halle. Auf Englisch erklärt Krupp minutenlang an der Taktiktafel, was er in diesem, seinem ersten Training so vor hat. Die Spieler lauschen andächtig, die Szene hat fast etwas Staatstragendes. Dann löst sich die Spannung, die Arbeit beginnt.

Bei den Eisbären wartet auf Krupp davon eine ganze Menge. Doch von Anspannung ist bei dem 49-Jährigen wenig zu spüren, stattdessen ist die Lust an der künftigen Aufgabe unübersehbar. Konzentriert und mit weit aufgerissenen Augen verfolgt Krupp die Übungen seiner Spieler. Immer wieder unterbricht er das Training mit seiner Pfeife und spricht dann eindringlich auf seine Profis ein. „So viel Zeit habe ich sonst gar nicht, um mit den Spielern zu sprechen“, erklärt er später und verweist auf den Spielplan mit sechs Partien der Eisbären in den kommenden zwölf Tagen. Das erste Spiel steht für Krupp schon am Freitag gegen Straubing an (19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof). „Da wollen wir schon ein paar Sachen besser machen“, sagt Krupp.

Ansonsten geben sich alle bei den Eisbären betont nüchtern. Stürmer Antti Miettinen lobt das erste Training, sagt aber: „Es wird sicherlich nicht alles neu gemacht werden, nur weil wir jetzt einen anderen Trainer haben.“ Und Kapitän André Rankel sieht die Mannschaft zwar in der Verantwortung, schiebt den vermeintlich größeren Druck aber von sich: „Ich fühle mich immer in der Pflicht, durch den Trainerwechsel ändert sich nichts.“ Und außerdem kenne er Krupp schon aus dessen Zeit als Bundestrainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft.

Unter den Fans in der Eishalle II ist vor allem Fachpublikum anwesend

Aber wie ist das nun, wenn ein Trainer zum ersten Mal vor seiner neuen Mannschaft steht und sich vorstellt? Rankel zuckt mit den Schultern, lächelt wissend und sagt: „Er hat ein paar Worte an die Truppe gerichtet und dann erklärt, wie er Eishockey spielen lassen will.“ Offensiv und aggressiv soll es demnach mit den Berlinern wieder aufwärts gehen. Dass die große Revolution bei den Eisbären in puncto Spielphilosophie ausbleiben wird, hatte Krupp schon tags zuvor bei seiner Präsentation vor der Presse klar gemacht.

Unter den Zuschauern in der kleinen Eishalle ist am Donnerstag vor allem Fachpublikum anwesend. Es gibt keine Anfeuerungsrufe oder Szenenapplaus. Fast scheint es so, als seien die Fans genauso konzentriert bei der Sache wie Trainer und Spieler. Die üben von schnellen Passfolgen über Tempowechsel bis hin zum Über- und Unterzahl alles, was im Trainingsrepertoire steht. Ein bisschen mehr Zug als unter Jeff Tomlinson scheint drin zu sein. Doch der Eindruck mag täuschen, zumal der Hüne Krupp eine ganz andere körperliche Präsenz hat als sein Vorgänger. „Die Mannschaft braucht einfach neue Impulse“, sagt ein Zuschauer und überrascht dann mit der Aussage: „Krupp ist ein guter Trainer, aber die Hauptsache ist, dass jetzt einer von außen kommt.“

Nach 75 Minuten reicht es für den ersten Tag. Die Spieler marschieren vom Eis, der Trainer folgt. Schreibt hier noch ein Autogramm, stellt sich da noch für ein Foto zur Verfügung. Krupp erledigt auch diesen Teil seiner Arbeit mit ehrlicher Begeisterung. „Die Leute in Berlin sind ja sehr offen.“ Sagt es und verschwindet lachend in den Katakomben der Eishalle.

Zur Startseite