zum Hauptinhalt

Sport: Es bleibt die Hoffnung auf eine bessere Zukunft

Jogger Eberhard Diepgen soll von Galopprennen nicht viel halten. Und Wetten dazu findet er schrecklich.

Jogger Eberhard Diepgen soll von Galopprennen nicht viel halten. Und Wetten dazu findet er schrecklich. Ob Wolfgang Branoner den Regierenden Bürgermeister überreden kann, sich einmal selbst ein Bild vom Geschehen zu machen? Berlins Wirtschaftssenator jedenfalls war am Sonntag in Hoppegarten, wo zum Saisonabschluss um den "Preis der Deutschen Einheit" galoppiert wurde. Der Politiker dürfte ein paar ihm bekannte Gesichter gesehen haben, denn der Renntag wurde fast durchweg von mittelständischen Unternehmen aus Berlin-Brandenburg gesponsert.

Die Bemühungen um den Wirtschaftssenator kommen nicht von ungefähr. Denn neun Jahre nach dem Vollzug der Einheit kann das einstige Juwel des Galoppsports in Deutschland noch längst nicht mit westdeutschen Rennbahnen konkurrieren. "Während wir mit zehn Rennen und durchwachsener Klasse der Pferde wie am Sonntag mit einem Wettumsatz von rund 910 000 Mark zufrieden sind, kommt die Bahn in Köln garantiert auf das Doppelte", sagt der Hoppegarten-Geschäftsführer Artur Boehlke. Der Jahresumsatz von etwa 8,2 Millionen bei insgesamt 169 000 Besuchern ist für Hoppegarten zwar etwas besser als kalkuliert, reicht aber bei weitem nicht an den bundesdeutscher Turfzentren heran. Boehlkes Bilanz wäre günstiger ausgefallen, wenn der Uralteigentümer und jetzige Pächter in Hoppegarten, der dort 1867 gegründete Union-Klub, nicht auf vier Renntage hätte verzichten müssen. Wegen fehlender Sponsoren. So wurden aus geplanten 18 in diesem Jahr nur 14 Rennveranstaltungen. "Das war natürlich eine traurige Sache, die sich nicht wiederholen darf", bemerkte Franz Günter von Gaerttner (Hamburg), ehemals Präsident des Union-Klubs und Vorsitzender des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen in Deutschland. Dass sich seit der Wende der Bestand der Pferde von fast 500 auf gut die Hälfte verringert hat und auch die Zahl der Trainer um gut ein Drittel zurückgegangen ist, sind für ihn Entwicklungen, denen man gegensteuern müsse. "Wir werden bei den großen Gestüten werben, hier Pferde trainieren zu lassen. In Köln werden auf engstem Raum 500 Pferde trainiert. Hier sind die Trainingsvoraussetzungen weit besser. Und wir werden die Trainingsbahnen in Hoppegarten nochmals überarbeiten lassen. Wir brauchen ein florierendes Galoppsportzentrum bei Berlin, von dem Impulse nach Magdeburg, Halle, Dresden, Leipzig ausgehen."

Von Gaerttner hat es nicht nur bei Worten belassen. Im vor drei Jahren errichteten Rennstall Arkona werden auch einige seiner Pferde betreut. Besitzer des Rennstalls sind der Union-Vizepräsident Bernhard von Schubert (Bielefeld/Berlin) und der Kaffee-Großunternehmer und Galoppsportmäzen Albert Darboven (Hamburg). "Man muss für Hoppegarten im Westteil Berlins verstärkt die Werbetrommel rühren. Da gibt es potenzielle Pferdebesitzer und Sponsoren, die wissen gar nicht, was für ein Schmuckstück vor der Haustür liegt", meinte Darboven, der am Sonntag ein Glas Siegersekt auf den Erfolg von Russian Rumba im Kriterium der Zweijährigen trinken konnte.

Von Gaerttner ist von einem Neuanfang in Hoppegarten überzeugt. Rund acht Millionen Mark sind bisher - nicht immer effektiv - für Sanierung und Rekonstruktion der Rennbahn investiert worden. Fünf weitere werden bis zum Saisonstart 2000 (2. April) verbaut. Und 18 Renntage soll es wieder geben. Fehlen nur noch Sponsoren und Pferde.

Ernst Podeswa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false