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Sport: Es bleibt in der Familie

Burkhard Sudes Tochter holt Beachvolleyball-Titel

Als der Ball neben ihr in den Sand plumpste, blickte Julia Sude ungläubig. Erst zum Ball, der tatsächlich neben der Linie gelandet war, dann zu ihrer ebenso fassungslosen Partnerin Jana Köhler: War das möglich? Ja. Der Aufschlag von Sara Goller war im Aus gelandet, Julia Sude und Jana Köhler hatten damit das Finale um die Deutsche Meisterschaft im Beachvolleyball in Timmendorfer Strand gewonnen und für eine Sensation gesorgt. Nicht Sara Goller und Laura Ludwig, die Europameisterinnen von Hertha BSC, sondern die Außenseiterinnen hatten den Titel. Das 2:1 (19:21, 23:21, 15:13) war ein spektakuläres Spiel.

6000 Zuschauer auf dem prall gefüllten Center Court am Ostseestrand hatten sich die Augen gerieben. Es war unfassbar, was sie erlebten: Goller/Ludwig, die weder bei der EM noch im Verlauf der nationalen Titelkämpfe auch nur einen Satz abgegeben hatten, hatten im zweiten Durchgang 20:18 geführt, sie hätten nur noch einen Punkt machen müssen. Das gelang nicht, und damit kippte ein Spiel, das eigentlich längst entschieden war. Laura Ludwig sagte später: „Jana und Julia haben ein Super-Turnier gespielt. Hut ab, wirklich. Dabei wollten wir hier unbedingt gewinnen.“

Julia Sude, Tochter von Burkhard Sude, der als „Mr. Volleyball“ zur Legende in dieser Sportart aufgestiegen ist, brillierte mit zahlreichen Blockaktionen. Jana Köhler dagegen demonstrierte schöne Abwehraktionen. Und dabei bilden sie erst seit dieser Saison ein Team.

Allerdings wurde es zum Ende des dritten Durchgangs noch einmal spannend, nachdem Goller/Ludwig beim Stand von 10:14 drei Matchbälle abgewehrt hatten, bevor Sara Goller der entscheidende Fehler unterlief. Danach sanken Julia Sude und Jana Köhler auf die Knie und weinten. Jana Köhler sagte später: „Hätte mir das einer vor einem Jahr gesagt, hätte ich geantwortet: ,Ja klar, ich träume auch gerne.’“

Damals fiel die Berlinerin, die für den Hamburger SV startet, mit einem Kreuzbandriss aus und wusste nicht, wie es weitergehen soll. Nun ist sie Deutsche Meisterin und hat mit ihrer Partnerin insgesamt 10 000 Euro gewonnen.

Für Julia Sude war aber das Telefonat mit ihrem Vater am wichtigsten. Denn Burkhard Sude war nicht dabei, als die Tochter ihren größten Sieg feierte. Der Zahnarzt war beruflich unabkömmlich und fieberte am Live-Ticker mit. Als seine Tochter am Hörer war, brachen bei diesem knorrigen Kerl die Dämme. Der 53-Jährige weinte. Und als sie davon erzählte, musste auch die Tochter weinen. „Ich habe noch nie erlebt, dass mein Vater geweint hat.“

Julia Sude dürfte sich nun auch langsam vom Vater emanzipieren. Burkhard Sude war für seine Tochter nicht nur Trainer und Mentor, sondern auch der Name, an dem sie zeit ihres Lebens gemessen wurde. „Ich kenne das nicht anders“, sagte Julia Sude. „Der Papa ist halt immer dabei. Wenn nicht körperlich, dann als Telefon-Joker.“

Ab sofort wird der Name Julia Sude in der Szene einen eigenen Klang haben und nicht mehr nur mit dem berühmten Vater in Verbindung gebracht werden. Vor dem Finale hatte die Volleyball-Legende Sude bereits einen klugen Satz gesprochen: „Die Aussicht ist oben auf dem Treppchen am schönsten.“ Seit Samstag können Julia Sude und Jana Köhler das bestätigen.

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