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Sport: Es geht auch positiv

Quotenregelung, Sponsor, Fernsehvertrag: Die Basketball-Bundesliga startet mit vielen Neuerungen

Berlin - Die Dramatik bekam kaum jemand mit. Als Oldenburgs Basketballer im Juni durch ein 71:70 im fünften Play-off-Finalspiel gegen Bonn Meister wurden, saßen nur wenige Fans vor dem Fernseher. Eurosport hatte zwar die Rechte erworben, zehn Play-off-Spiele live zu zeigen, doch das vierte Finalspiel war schon das zehnte übertragene Spiel gewesen. Da es keine Garantie auf ein fünftes Finale gab, bezog der Sender es lieber nicht in die Planungen ein. Die Übertragung eines elften Spiels scheiterte am Pay-TV-Sender Sportdigital TV, dem damaligen Partner der Basketball-Bundesliga (BBL). Nur dort durften Oldenburgs Profis sich feiern lassen.

Ein solches Malheur war typisch für die BBL, die immer wieder durch Negativ-Schlagzeilen auffiel. Nach Saisonende zogen sich erst die Giants Nördlingen aus finanziellen Gründen zurück, dann die Köln 99ers. Sie meldeten vier Tage nach Lizenzerteilung Insolvenz an. Die sportlichen Absteiger Gießen und Bremerhaven stiegen doch nicht ab, die BBL wurde zur Possen-Liga.

Doch binnen weniger Monate hat sich einiges zum Positiven gewendet. „Es gibt keinen Anlass zur Honeymoon-Euphorie“, sagt BBL-Geschäftsführer Jan Pommer zwar vor dem Saisonbeginn heute, aber „wir wollen die Chance nutzen und unser Produkt attraktiver machen“. Als Namenssponsor wurde ein Unterhaltungselektronik-Hersteller gefunden, und erstmals seit fünf Jahren findet die BBL wieder regelmäßig im Free-TV statt. Das DSF wird in den nächsten drei Jahren pro Saison mindestens 50 Spiele live zeigen. Über den finanziellen Rahmen beider Deals schweigt Pommer, spricht aber von einem „substanziellen Betrag“. Die Klubs sollen allerdings nicht direkt davon profitieren, „denn wenn man die Summe durch 18 teilt, kriegt ein Verein nicht mehr als das halbe Bein eines Aufbauspielers“, sagt Pommer. Lieber wolle man die Liga als Ganzes voranbringen. Ihm schwebt die Investition in Marketing und Nachwuchsarbeit vor.

Um den deutschen Nachwuchs geht es auch bei der beschlossenen Steigerung der Quote deutscher Spieler. Erst nach kontroversen Diskussionen fanden die Vereinsvertreter einen Kompromiss. Ab 2010/2011 müssen vier von zehn oder elf Akteuren beziehungsweise fünf von zwölf Sportlern auf dem Spielberichtsbogen Deutsche sein. Ab 2012/2013 gilt bei 12 Spielern eine 6+6-Regelung. In dieser Saison muss jeder Klub vier Deutsche beschäftigen. Die Forderung von Bundestrainer Dirk Bauermann, dass immer ein Deutscher auf dem Feld sein solle, fand kein Gehör. „Wir wollen ins Spiel selbst nicht eingreifen“, sagt BBL-Chef Pommer. Die Trainer sollen weiter aufgrund taktischer Erwägungen wechseln können, ohne auf die Nationalität zu achten.

Bauermann reagierte laut Deutscher Presse-Agentur mit „leichter Enttäuschung, ich hätte mir eine etwas mutigere Entscheidung gewünscht“. Ihm geht es um Spielanteile für derzeitige und künftige Nationalspieler, die nicht von Ausländern verdrängt werden sollen. Dass bei der EM im September junge Spieler wie Robin Benzing überzeugten, ohne in der Bundesliga je eine Chance bekommen zu haben, verschärfte die Diskussion. Alba Berlin hätte es sich laut Geschäftsführer Marco Baldi, dessen Team wegen der Europaliga-Qualifikation erst nächste Woche in die Bundesliga startet, „strikter gewünscht, aber das ist die richtige Richtung. Man spürt ein bisschen Aufbruchstimmung. Es tut sich etwas.“

Baldi sieht keinen Grund, „warum die BBL nicht in den nächsten zehn Jahren zur führenden Liga Europas aufsteigen soll“. Man müsse es nur angehen, statt sich darauf zu berufen, „dass Deutschland ein Fußballland ist. Das macht mich wahnsinnig.“ Die Grundvoraussetzungen würden stimmen: große Wirtschaftskraft, Sporthallen, Infrastruktur „und 80 Millionen relativ groß gewachsene Leute“.

Helen Ruwald

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