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Sport: Es geht bergauf mit Luizao

Herthas Brasilianer arbeitet an Kondition und Kommunikation

Berlin. Luizao signiert wirklich alles: Mützen, Autogrammkarten, Trikots, sogar einen Bogen Papier, der mit den Worten „Alles Gute zur Taufe, Tim“ überschrieben ist. Hundertmal muss Luizao seinen n schreiben. Er kommt kaum zum Atmen. Dennoch hält er bis zum letzten Autogramm durch, bringt für jedes Foto ein Lächeln auf. Nur, als ein Mann ihn zu arg bedrängt, bittet er mit einem seiner wenigen deutschen Wörter um eine Pause. „Schluss“, sagt der Brasilianer von Hertha BSC und legt die Hände zu einer betenden Geste zusammen.

Luizao ist der umschwärmteste Herthaner – obwohl er noch kein einziges Bundesligaspiel absolviert hat. Das soll sich bald ändern, vielleicht schon am Samstag gegen den VfB Stuttgart. Doch müssen zwei Dinge passen. Zum einen die Fitness, an der der Brasilianer fleißig arbeitet. „Es geht jeden Tag stetig bergauf mit ihm“, sagt Konditionstrainer Carsten Schünemann, der mit dem Weltmeister am Wochenende Sonderschichten einlegte, während die Kollegen in Dortmund um Punkte rannten. Schünemann ist angetan von dem Engagement, mit dem Luizao die bei Brasilianern traditionell unbeliebten Ausdauerübungen angeht. „Er hat keine Starallüren, macht alles mit. Es ist angenehm, mit ihm zu trainieren“, sagt Schünemann. Von der Fitness her könne man Luizao am Samstag zumindest einwechseln, auch wenn es noch einige Wochen dauern werde, bis er sein höchstes Niveau erreiche.

Die andere Voraussetzung, in die Mannschaft zu kommen, ist die Kommunikation. An der arbeitet der Stürmer noch nicht so intensiv wie an seinen Ausdauerwerten, gibt dies auch unumwunden zu. Für Sprachübungen habe er in den drei Wochen, die er in Berlin ist, eben noch nicht die Zeit gefunden. „Ich muss mich doch erst einmal um meine Wohnung kümmern“, sagt Luizao. Bei Trainer Huub Stevens dürfte diese Begründung nicht lange vorhalten. Stevens legt Wert darauf, dass seine Spieler Deutsch miteinander sprechen können. Und daran soll sich auch Luizao so bald wie möglich gewöhnen. „Hey, wir sind noch nicht fertig“, brüllt Stevens den Brasilianer an, als dieser bei einer Übung zu früh losläuft. Bis Luizao solche Zurechtweisungen im Original verstehen kann, erklären ihm seine Kollegen Alves, Marcelinho und Pinto auf Portugiesisch die Übungen.

Die Grundideen des Spiels kapiert man allerdings auch ohne Worte – wenn man etwas von dem Spiel versteht. Dass Luizao das tut, weiß auch Stevens. Als der Brasilianer die Bälle sauber in den Winkel schießt, rechts mit Vollspann, links geschlenzt, lobt ihn sein Trainer ebenso lautstark, wie er ihn vorher zurechtgewiesen hat. Offenbar trifft auf das Verhältnis der Beiden eine Maxime zu, die schon Jürgen Röber, einer von Stevens’ Vorgängern, einmal so formuliert hat: „Wenn ich einen Spieler anschreie, bedeutet das, dass ich mit ihm rechne.“

Stevens rechnet mit Luizao. Und wenn der Stürmer dem Disziplinfanatiker mit seinem Eifer weiter so viel Freude macht, ist er bald im Team. Wenn nicht am Samstag, dann eine Woche später. Martín E. Hiller

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