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Sport: "Es ist Baumann - das merkt man an allen Ecken"

Hindernis-Europameister Damian Kallabis über den Dopingfall, seine Olympiaziele und seine ZahnpastaDamian Kallabis (26) schaffte im Jahr 1998 einen erstaunlichen Durchbruch, als der 3000-m-Hindernisläufer Europameister wurde und das Weltcupfinale gewann. Im vergangenen Jahr bestätigte der Athlet des SCC Berlin, der sich immer wieder Dopingverdächtigungen erwehren musste, seine Klasse.

Hindernis-Europameister Damian Kallabis über den Dopingfall, seine Olympiaziele und seine Zahnpasta

Damian Kallabis (26) schaffte im Jahr 1998 einen erstaunlichen Durchbruch, als der 3000-m-Hindernisläufer Europameister wurde und das Weltcupfinale gewann. Im vergangenen Jahr bestätigte der Athlet des SCC Berlin, der sich immer wieder Dopingverdächtigungen erwehren musste, seine Klasse. Er lief in Zürich einen deutschen Rekord von 8:09,48 Minuten und verpasste bei den Weltmeisterschaften als Vierter knapp eine Medaille. Mit Damian Kallabis sprach Jörg Wenig.

Bewachen Sie inzwischen Ihre Zahnpasta?

Nein, eigentlich nehme ich sie nur zum Zähneputzen. Dafür schließe ich meine Haustür ab, wie jeder normale Bürger auch.

Kein anderer deutscher Läufer hatte im vergangenen Sommer einen derart großen Erfolg - Vierter bei der WM und deutschen Rekord gelaufen. Wie sehen Sie dieses Jahr?

Es war sicherlich ein sehr erfolgreiches Jahr, obwohl es auch durchwachsen war. Verletzungen und eine Krankheit hatten mich zurückgeworfen. Die Gürtelrose hatte zur Folge, dass ich die Saison umplanen musste, aber vielleicht hat gerade das mir auch geholfen. Wenn man mir vor der WM gesagt hätte, ich werde Vierter, dann hätte ich gedacht: super. Aber ich bin sehr ehrgeizig, deswegen war ich im ersten Augenblick nach dem Lauf enttäuscht über die verpasste Medaille. Doch der vierte Platz läßt hoffen für Olympia.

Ausgerechnet Damian Kallabis scheint in der Lage zu sein, Dieter Baumann als international erfolgreichsten deutschen Läufer abzulösen. Wie fühlen Sie sich, wenn Sie daran denken?

Daran denke ich eigentlich nicht. Unabhängig von seinem Dopingfall, hat der Dieter sehr viel erreicht. Er ist Olympiasieger und Europarekordler. Für den deutschen Laufsport hat er sehr viel getan und sich große Verdienste erworben. Davon bin ich noch sehr weit entfernt. Aber ich bin ja auch erst seit relativ kurzer Zeit vorn dabei. Ich möchte gar nicht so gern mit Dieter verglichen werden, denn ich bin ein anderer Typ.

Sie wurden nach Ihrem EM-Sieg 1998 immer wieder ohne Beweise des Dopings verdächtigt. War die Belastung, sich immer wieder neuer Angriffe erwehren zu müssen, nicht sehr viel stärker als Sie öffentlich zugegeben haben?

Das war natürlich eine sehr starke Belastung. Ich habe versucht, das zu unterdrücken, aber im Unterbewußtsein spielten die Angriffe sicher eine große Rolle. Die Gürtelrose bekam ich ja auch nicht von ungefähr. Aber es ist müßig, im Nachhinein darüber zu spekulieren, was möglich gewesen wäre, wenn ich ohne diese Belastung hätte laufen können. Man kann es vielleicht auch anders herum sehen: Ich hatte dadurch einen unheimlichen Ehrgeiz, den Leuten zu zeigen, was ich kann.

Uta Pippig hat den Verband gewechselt und startet nach ihrer Dopingsperre für die USA - haben Sie auch schon einmal über einen derartigen Schritt nachgedacht als Sie angegriffen wurden?

Der Gedanke ist kurzzeitig aufgekommen. Gemeinsam mit Stéphane Franke haben wir uns damals gefragt, wollen wir überhaupt noch für diesen Deutschen Leichtathletik-Verband laufen? Aber wir haben diesen Schritt dann schnell verworfen.

Der DLV wurde angegriffen, weil eine Reihe von Funktionären, Trainern und Athleten der Meinung sind, dass der Dopingfall Baumann anders behandelt wird als frühere Fälle. Wie sehen Sie das?

Ich denke, der Fall Baumann ist ein anderer Fall. Es werden Forschungen angestellt, um nachzuweisen, wo das Nandrolon herkommt - so etwas gab es vorher nicht. Das ist eben Dieter Baumann, das merkt man an allen Ecken und Enden. Dieser Meinung sind auch andere Athleten. Ich sehe in dem Fall allerdings kein Ost-West-Problem, denn andere überführte West-Athleten wurden vorher auch nicht anders behandelt als jene aus dem Ostteil Deutschlands.

Wie sind Ihre Planungen für die nächste Zeit und die Olympiavorbereitungen?

Ich fahre jetzt in ein dreieinhalbwöchiges Höhentrainingslager nach Kenia, wo ich auch mit kenianischen Athleten trainieren werde. Dann möchte ich bei den Hallenmeetings in Erfurt und Stuttgart jeweils über 3000 m starten und eventuell auch bei den Deutschen Meisterschaften. Es folgen dann zwei weitere Trainingslager auf Teneriffa und in Flagstaff. Ich plane einen späten Einstieg in die Sommersaison, Ende Juni, weil die Olympischen Spiele erst Ende September stattfinden. Und ich werde nicht viele Rennen laufen.

Welche Ziele setzen Sie sich für Olympia?

Zuerst einmal muss ich mich für Sydney qualifizieren. Wenn ich das geschafft habe, dann will ich dort genauso aggressiv laufen wie bei der WM. Das wird sicher nicht leichter, denn Olympische Spiele haben für alle Athleten eine ganz besondere Bedeutung. Aber ich habe es jetzt zweimal geschafft, auf den Punkt genau in Topform zu sein. Wenn mir das wieder gelingt, dann bin ich frohen Mutes.

Bewachen Sie inzwischen Ihre Zahnpasta?

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