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Sport: „Es kann eine schwierige Saison werden“

Andreas Schmidt über das junge Team von Hertha

Herr Schmidt, Sie sind der älteste Spieler im Profikader und kennen die jungen Spieler sehr gut, weil sie in den vergangenen zwei Jahren in der zweiten Mannschaft gespielt haben. Was kann Hertha in dieser Saison erreichen?

Unsere erste Elf ist sicherlich in der Lage, den meisten Mannschaften Paroli zu bieten. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Marcelinho in der vergangenen Saison 24 Scorerpunkte gelungen sind. Die muss nun erst mal jemand machen. Haben wir Verletzungspech, kann es eine ganz schwierige Saison für uns werden.

Wird es nicht besonders problematisch, wenn eine so junge Mannschaft mal in untere Regionen der Tabelle rutscht?

Unser Blick ist nach vorne gerichtet. Richtig ist aber, dass es im Abstiegskampf auf die Stimmung in einer Mannschaft ankommt und nicht auf das Alter. In der Saison 2003/2004 haben sich im Abstiegskampf unter dem damaligen Trainer Hans Meyer gerade junge Spieler wie Dennis Cagara, Malik Fathi und Sofian Chahed in den Vordergrund gespielt.

Wie weit sind die jungen Spieler, die derzeit noch in der zweiten Reihe stehen?

Die offensiven Chinedu Ede und Patrick Ebert sind sicher am weitesten und spielen auf Positionen, wo es nicht so viele Mitkonkurrenten gibt. Für die defensiven Robert Müller und Amadeus Wallschläger wird es schwieriger. Sie haben gute Spieler vor sich. Von Ashkan Dejagah halte ich unheimlich viel. Jetzt mit den neuen Stürmern Gimenez und Lakic wird es noch schwieriger für ihn.

Wie sind Ihre Aussichten auf viele Einsätze in der Bundesliga?

Der Kader unseres Profiteams ist sehr klein. Deswegen werde ich dieses Jahr häufiger dabei sein. Das wird gewiss schwer, vor allem wenn Kevin-Prince Boateng nach seiner Verletzung zurückkommt. Ansonsten werde ich als Führungsspieler in der zweiten Mannschaft gebraucht.

Pendeln Sie zwischen beiden Mannschaften hin und her?

Das weiß ich noch nicht. Eine genaue Planung gibt es dafür nicht.

Sie wurden als Herbergsvater der zweiten Mannschaft bezeichnet. Was muss man sich darunter vorstellen?

Den Begriff hat Dieter Hoeneß benutzt. Die Spieler sind teilweise 18 und 19 Jahre alt, da muss man als Vorbild vornweg gehen. Zusammen mit Ante Covic stehe ich mit Rat und Tat zur Seite. Ich bin aber keiner, der laut über den Platz brüllt. Ich versuche eher unter vier Augen an bestimmten Spielsituationen zu arbeiten.

Und abseits des Platzes?

Die Spieler wissen, was sie tun müssen – nur oft nicht wann. Zum Beispiel müssen die Spieler wissen, dass sie nach einer Niederlage nicht feiern gehen sollten. Das kommt bei den Fans nicht gut an, wenn sie morgens noch in irgendeiner Diskothek gesehen werden, obwohl sie am Abend verloren haben. Aber das muss jeder Spieler mit sich selber ausmachen.

Wann kann Hertha die Früchte der Nachwuchsarbeit in großem Stil ernten?

Die Spieler entwickeln sich unterschiedlich schnell. Boateng ist bereits in der Erntezeit. Er ist ein Ausnahmetalent. Auch jetzt gibt es wieder Talente in der zweiten Mannschaft. Chahed und Fathi haben auch zwei Jahre gebraucht, um sich durchzusetzen.

Wo kann Hertha in fünf Jahren stehen?

Fünf Jahre sind ein langer Zeitraum. Angenommen, Yildiray Bastürk geht am Ende der Saison: Dann fehlt wieder der absolute Schlüsselspieler.

Und fünf Jahre zurückgedacht: Hätten Sie nicht gedacht, dass Hertha heute besser dasteht?

Ja, ich hatte schon gedacht, dass wir uns mittelfristig unter den ersten Vier festsetzen, aber die Entwicklung eines Vereins ist keine Einbahnstraße. Da gibt es immer mal wieder Rückschläge, so wie in der Saison 2003/04, in der wir fast abgestiegen wären. Wichtig für die Zukunft wird es sein, mindestens einen Stürmer zu haben, der in der Torschützenliste weit vorne landet.

Das Gespräch führten Stefan Tillmann und Mathias Klappenbach.

Andreas Schmidt (32) kam 1991 zu Hertha BSC. Er machte 175 Bundesligaspiele. Vor zwei Jahren wurde er in die zweite Mannschaft aussortiert. Nun steht er wieder im Profikader.

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