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Sport: „Es liegt nicht an Huub Stevens“

Schalkes Manager Rudi Assauer über seinen ehemaligen Trainer und dessen Situation bei Hertha BSC

Herr Assauer, Sie haben beim FC Schalke 04 fast sechs Jahre lang mit dem Trainer Huub Stevens zusammengearbeitet. Nehmen Sie Anteil an seiner Lage in Berlin?

Natürlich verfolge ich das. Es tut mir unheimlich leid, was er da jetzt durchmachen muss. Das wird eine schwere Kiste. Gegen Bayer Leverkusen kannst du zu Hause verlieren. Nur: Was passiert dann?

In Schalke hatte er phasenweise auch keinen Erfolg, die Fans und die Boulevardpresse standen Stevens sehr kritisch gegenüber. Dennoch haben Sie in solchen Phasen an ihm festgehalten, auch gegen Widerstände aus dem Verein.

Das war kein Problem. Ich wusste, dass er richtig gearbeitet hat, dass er ein guter Trainer ist.

Glauben Sie, dass seine Vorgesetzten in Berlin ähnlich viel Geduld aufbringen?

Was andere denken, bei anderen Vereinen, wo er jetzt beschäftigt ist, das weiß ich nicht. Was die dort denken, interessiert mich in diesem Falle wenig – mich interessiert nur Huub Stevens. Es wäre schade, wenn er da scheitern würde. Es liegt ja nicht am Trainer. Jeder Verein muss wissen, ob er der richtige ist für den Klub: ja oder nein. Entweder du stehst zum Trainer – oder du sagst, mit dem läuft das Ding gegen die Wand. Das spürt man, das fühlt man, das sieht man.

Sie haben zwei Jahre gegen den Abstieg gespielt und trotzdem an ihm festgehalten. Weil Sie wussten, dass er die Situation meistert?

Sonst wäre er doch nicht hier geblieben, oder?

Was hat Stevens in Schalke ausgemacht, gerade in den schwierigen Zeiten?

Dass er einen Kumpel neben sich hatte, der geglaubt hat, dass er ein guter Trainer ist. Und Huub ist ein guter Trainer, nicht mehr und nicht weniger. Er kriegt das wieder hin.

Als Stevens nach Berlin ging, waren Sie aber schon skeptisch, ob er dort zurecht kommen würde.

Berlin ist ein anderes Pflaster. Das ist die Hauptstadt. Ein Hauptstadtklub hat vielleicht andere Ambitionen als Schalke 04. Ich weiß es nicht. Stellen Sie sich vor, wir hätten ein Foto von ihm machen wollen, so eines wie in Berlin. Mit Kapitänsmütze und Kapitänsanzug auf einem Dampfer, irgendwo am RheinHerne-Kanal, der hätte zu mir gesagt: Hör mal, Rudi, hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank? Aber in Berlin hat er es gemacht. Oder jeden Tag diese Pressekonferenz nach dem Training. Für Huub ist das jeden Tag ein Graus.

Passt er nicht nach Berlin?

Das ist nicht mein Bier. Ich will da nicht drüber urteilen. Er hat sich das so ausgesucht und muss das jetzt durchziehen. Was der Klub da macht, weiß ich nicht. Jeder arbeitet für sich.

Diese Kritik an einzelnen Spielern vor laufender Kamera im Kasernenhofton, das war nicht der Huub Stevens, den Schalke erlebt hat. War das eine gute Aktion?

Ich habe das nicht gesehen, ich habe nur davon gehört. Dass ist nicht meine Sache, so etwas zu kommentieren. Rufen Sie doch mal bei Hertha an, fragen Sie Dieter Hoeneß .

Haben Sie mit Stevens nicht gesprochen.

Nein, überhaupt nicht. Wir telefonieren ab und zu, aber über solche Dinge sprechen wir dann nicht.

Glauben Sie denn, dass er in Berlin die Kurve kriegen wird?

Ich wünsche ihm das, weil er es verdient hat. Aber ich kenne die Abläufe bei Hertha nicht. Ich weiß nicht, wie verlässlich der Partner ist, mit dem er zusammenarbeitet, wie der Vorstand auf die Situation reagiert. Die Medien sind in Berlin natürlich noch grausamer als bei uns in Gelsenkirchen. Und glauben Sie mir: Die sind schon grausam.

Das Gespräch führte Richard Leipold.

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