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Sport: „Es müssen Trainer in die Schule“

Staatssekretärin Ute Vogt (SPD) über unbewegliche Kinder und unflexible Vereine

Frau Vogt, die deutschen Kinder bewegen sich immer weniger und werden damit immer anfälliger für Krankheiten. Was kann die Politik dagegen tun?

Mich beunruhigen diese Nachrichten. Viele Mädchen und Jungen sind leider schon mit einfachen Dingen überfordert, etwa mit dem Dribbeln eines Balles. Ich kenne genügend Kinder, die nicht einmal mehr einen Purzelbaum schlagen können.

Aber ist das wirklich über die Politik zu regeln? Liegt das nicht vielmehr in der Verantwortung der Eltern und auch der Schulen?

Aber die scheinen sich immer weniger verantwortlich zu fühlen.

Ist der Sportunterricht in der Schule noch attraktiv?

Wir haben leider in vielen Bundesländern zu wenig Sportlehrer. Im Gegensatz dazu gibt es viele gute Übungsleiter in den Sportvereinen, die auf mehr Nachwuchs hoffen. Ich denke, dass es eine noch bessere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Vereinen geben muss. Vereinstrainer müssten sich stärker in den Schulunterricht einbringen. Das wäre auch ein interessantes Betätigungsfeld für ehemalige Sportlerinnen und Sportler.

Und wer soll die bezahlen?

Ich könnte mir vorstellen, dass man für den Sportunterricht ein Dozentenwesen aufbaut. Das muss nicht viel kosten. Durch Kooperationsverträge sollten Übungsleiter dazu animiert werden, zweimal pro Woche in einer Schule tätig zu sein. Das ließe sich gut verbinden mit unserem Ziel, mehr Ganztagssschulen einzurichten.

Bislang haben die Sportvereine Angst vor den Ganztagsschulen, weil sie fürchten, dass viele Kinder nicht mehr zum Training kommen.

Die Vereine sollten keine Scheu haben, sondern die Realität zur Kenntnis nehmen. Heute ist es oft so, dass sich Mütter am Nachmittag ins Auto setzen, und das eine Kind zu einem Verein bringen und das andere woanders hin. In der Ganztagschule sollten die Aktivitäten für Kinder gebündelt werden, um die Mütter zu entlasten. Deshalb müssen Vereine an die Schulen gehen oder ihre Trainingszeiten nach den Kindern und Schulzeiten ausrichten.

Und Sie glauben, dass das funktioniert?

Für die Vereine ist das eine große Chance. Denn sie können viele Kinder von ihren Angeboten begeistern. Ich kann mich noch an meine Schulzeit erinnern: Da musste ich im Sportunterricht oft langweilige Runden rennen oder beim Völkerball irgendwen mit dem Ball abwerfen. Im Verein fand ich die Angebote viel spannender: Geräteturnen und Judo. Der organisierte Sport sollte seine Vielfalt in die Schulen einbringen. Das tut allen gut – vor allem den Kindern.

Das Gespräch führte Robert Ide.

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