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Sport: Es rollt nicht

Erik Zabel grübelt vor seinem Lieblingsrennen

Erik Zabel hat auch schon fröhlicher seinem Lieblingsrennen entgegengesehen. Dieses „besondere Kribbeln“, diese „einzigartige Faszination“ des „schönsten Rennens der Welt“, wie der viermalige Sieger und zweimalige Zweite vom ersten Frühjahrsklassiker Mailand – San Remo zu schwärmen pflegte, wird diesmal von der Grübelei über seine Form beeinträchtigt. Es rollt nicht. „Noch nie bin ich ohne Sieg in Mailand an den Start gegangen“, sagt Zabel vor dem Rennen am Samstag. Die Sieglosigkeit 2005 stimmt den 34-Jährigen nachdenklich.

Wo immer er auch in den ersten sechs Wochen der Saison zum Spurt antrat, mit der Entscheidung hatte der T-Mobile-Sprinter nichts zu tun. Stets waren Alessandro Petacchi (schon 10 Siege 2005) oder Weltmeister Oscar Freire (7 Siege) die Schnellsten. Zabel räumt seine Unterlegenheit ein: „Die Jungs fahren im Moment auf einem anderen Niveau.“ Natürlich hat Zabels ungewohnte Formschwäche Gründe. Der Fersenbeinbruch im vorigen Herbst, erlitten zu Hause bei einem Sturz von der Bodenleiter, hat den Trainingsfanatiker zurückgeworfen. Die sechs Wochen Zwangspause hätten der Erholung seines Körpers zwar gut getan. Aber beim Training danach konnte er nicht wie gewohnt an der Kraft auf dem Rad arbeiten. „Noch immer habe ich das Gefühl, dass das linke Bein schwächer ist“, sagt Zabel. Beim Antritt zum Spurt ist die volle Kraft von rund 1200 Watt in beiden Beinen erforderlich. Dazu plagt er sich noch mit einer Erkältung – Folge der Kälte und des Schnees auf den ersten Etappen der Fahrt zwischen den zwei Meeren.

Nun ist Erik Zabel keiner, der jammert. Sein Credo: „Wichtig ist, sich der Situation zu stellen und sie zu akzeptieren, so wie sie ist.“ Er gibt sich weder entmutigt noch hoffnungslos. Auf 300 Kilometern, der doppelten Distanz der bisherigen Etappen, bestehe immer die Chance, die Favoriten in Schwierigkeiten zu bringen. Er müsse sich eben in deren Windschatten verstecken, wenn beim Finale die Teams Fassa Bortolo (Petacchi) und Rabobank (Freire) Tempo machen.

Hartmut Scherzer[Mailand]

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