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Sport: Es tut nicht weh

Warum Frauen American Football spielen

Berlin - Ein Zopf oder mit Kajal umrundete Augen, die aus einem vergitterten Helm hervorgucken. Es sind Kleinigkeiten, die darauf hinweisen, dass es sich bei den Personen, die in voller American-Football-Montur auf dem Sportplatz stehen, nicht um Männer handelt. Die Kobra Ladies beschränken sich nicht auf die Rolle, die Frauen beim American Football üblicherweise zugewiesen ist, nämlich die Rolle der Cheerleader. Sie schlüpfen selbst in die martialische Ausrüstung. Für manche ist der Anblick ungewöhnlich. „Vor allem Männer haben Vorurteile“, sagt Stefanie Kultus von den Berliner Kobra Ladies. „Die denken, dass wir alle Mannsweiber sind.“ Das Äußere der 27-Jährigen widerlegt allein derlei Vorurteile: 1,70 Meter groß, schlanke Figur, lange Haare, hübsches Gesicht – Mannsweiber sehen anders aus.

Stefanie Kultus hat vor zehn Jahren mit dem American Football angefangen. Damals war der Sport in Deutschland noch viel weniger bekannt als jetzt – vor allem für Frauen. „Ich habe mal ein Spiel im Fernsehen gesehen und dachte: Das will ich ausprobieren“, sagt Kultus. Jetzt spielt sie bei den Kobras in der Bundesliga. Es gelten dieselben Spielregeln wie bei den Männern. Einzige Ausnahme: Die Frauen spielen mit einem kleineren Ball.

Nach einem Verein, der American Football für Frauen anbietet, musste Kultus lange suchen. Schließlich begann sie bei den Berlin Adler Girls zu spielen. Im vergangenen Jahr wurde die Abteilung für Frauen aufgelöst. Ein Teil des Teams hörte auf zu spielen, die anderen schlossen sich den neu gegründeten Kobra Ladies an. Die spielen jetzt mit fünf anderen Mannschaften um die Meisterschaft. Die Kobras sind derzeit Fünfte.

Stefanie Kultus hatte zuvor auch ein paar andere Sportarten ausprobiert. Warum sie dann ausgerechnet beim als etwas ruppig geltenden American Football hängenblieb? „Dieser Sport ist genau so cool, wie ich es mir gedacht habe“, sagt Stefanie Kultus. „Hier kommen ganz verschiedene Charaktere zusammen, nicht nur von der Persönlichkeit, sondern auch vom Körperbau her.“ Niemand werde beim American Football ausgeschlossen, weil er nicht athletisch genug ist. Die verschiedenen Positionen, die besetzt werden müssen, erfordern ganz unterschiedliche körperliche Voraussetzungen. Nicht alle Spielerinnen müssen gut werfen können, nicht alle gut fangen oder schnell laufen. „Jede wird nach ihren Fähigkeiten eingesetzt“, sagt Stefanie Kultus. In anderen Sportarten sei das anders. Wer da nicht schnell genug ist, der könne es gleich vergessen.

Auch das Vorurteil, dass American Football ein gefährlicher Sport ist, wird entkräftet. Die Spielerinnen seien durch ihre Ausrüstungen fast optimal geschützt. „Wenn Plastik auf Plastik trifft, dann kracht es eben laut. Wenn man beim Handball gegeneinander stößt, hört man es einfach nicht“, sagt Stefanie Kultus, „aber es tut viel mehr weh.“

Sophie Goetze

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