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Unfassbar. Nowitzki und seine Teamkollegen Jason Kidd und Tyson Chandler (v.l.) erkennen, dass sie gerade Basketball-Geschichte geschrieben haben. Foto: Reuters

© REUTERS

Sport: „Es war ein Kampf“

Trainer Pit Stahl erzählt, wie er Nowitzki entdeckte

Herr Stahl, wäre Dirk Nowitzki NBA-Meister, wenn es Sie nicht gäbe?

Wahrscheinlich nicht.

Sie sind sein Entdecker ...

... ich habe ihn halt zum Basketball gelotst. Es war kein einfacher Kampf damals. Ich weiß nicht, ob er Basketball spielen würde, wenn ich nicht damals hinterher gewesen wäre.

Ohne Sie würde er wohl Handball spielen oder Tennis – und das wahrscheinlich auch nicht schlecht.

Sein Vater war ein sehr guter Handballer in Würzburg und auch sein Jugendtrainer. Gleichzeitig haben seine Eltern erkannt, dass er auch ein sehr talentierter Tennisspieler ist. Sie haben viel Geld und Zeit darin investiert, dass er Tennis spielt. Dann habe ich mich eingemischt.

Warum?

Ich habe damals die Basketball-Bezirksauswahl in Unterfranken gecoacht, in der Dirks Cousin mitgespielt hat. Das war eine Mannschaft mit lauter Zwergen. Ich kannte den Dirk, weil er immer mit seinem Cousin im Hof Basketball mitgespielt hat. Da habe ich ihn einfach in die Auswahl mitgenommen. 1990 habe ich ihn dann als Trainer der D-Jugend der DJK Würzburg zur bayerischen Meisterschaft dazugenommen, weil ich dachte, jetzt musst du sehen, dass du den Dirk kriegst, dann kann die Mannschaft gut werden. Wir sind dann bayerischer Meister geworden, Dirk war Topscorer.

War es schwierig, ihn zum Basketball zu bekommen?

Einem Handballer wie seinem Vater klarzumachen, dass Basketball gespielt werden soll, ist nicht so einfach. Aber Dirk war bald gefesselt vom Basketball. Es fiel auf, dass er seine Tennisturniere so gestaltet hat, dass er immer rechtzeitig als Zuschauer zu unseren Spielen in der Zweiten Bundesliga zurück war. Wenn wir am Samstag gespielt haben, ist er am Samstag ausgeschieden. Das war auch ein Signal an die Eltern, dass er auf Basketball setzt.

In der B-Jugend haben Sie ihn konsequent auf den Flügel gestellt und nicht unter den Korb, obwohl er mit Abstand der größte Spieler auf dem Feld war. Sie haben damit auch auf Meistertitel in der Jugend verzichtet – warum?

Ihn als Innenspieler zu schulen, wäre ein Leichtes gewesen. Aber er war so beweglich und konnte mit dem Ball so gut umgehen, dass ich ihn auf jeden Fall draußen spielen lassen wollte. Ich habe immer gesagt, ich coache in der Jugend nicht auf Titel, sondern ich will Spieler entwickeln. Um ihn auf ein höheres Level zu bringen, musste er draußen spielen – ich glaube, das war keine schlechte Entscheidung.

Das kann man wohl sagen: Dirk Nowitzki ist nun trotz seiner Größe von 2,13 Meter einer der besten Werfer der Welt. Haben Sie in den NBA-Finalspielen etwas wiedererkannt, was Sie ihm beigebracht haben?

Ich kenne manche seiner Moves wahrscheinlich besser als seine NBA-Gegenspieler. Manche hat er schon von früher Jugend an. Zum Beispiel wenn er im Passgang losdribbelt, das verwirrt die Amis komplett. Das kennen die nicht. Das hat er schon sehr früh gemacht.

Eigentlich gilt Holger Geschwindner immer als Nowitzkis Entdecker, welche Rolle spielt er?

Holger Geschwindner als sein Privattrainer und Mentor kann sich natürlich einen ganz großen Anteil an diesem Titel auf die Fahne schreiben. Im Nachhinein aber ist in Dirks Karriere nicht viel schlecht gelaufen.

Waren Sie am Montagmorgen stolz, als Sie ihn gesehen haben?

Wenn man sich seine Karriere ansieht: Gewählt zum besten Spieler der NBA, der NBA-Finalserie, bei Welt- und Europameisterschaften. EM-Silber, WM-Bronze gewonnen – es gibt nicht viele Jugendtrainer, die so einen rausbringen. Natürlich bin ich darauf stolz. Leider ist das nicht beliebig wiederholbar.

Das Gespräch führte Benedikt Voigt.

Pit Stahl, 47, war Jugendtrainer bei der DJK Würzburg. Er brachte Dirk Nowitzki zum Basketball. Seit neun Jahren arbeitet er als Basketballtrainer in Österreich, zurzeit in Graz.

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