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Sport: „Es war Liebe auf den ersten Blick“

Rainer Adrion war der Assistent von Joachim Löw

Herr Adrion, Sie wissen, dass Sie jetzt ein wichtiger Zeitzeuge sind?

(Lacht) Ja, so ist es wohl. Es sind auch schon einige Leute auf mich aufmerksam geworden.

Sie waren vor zehn Jahren beim VfB Stuttgart der Assistent von Joachim Löw. Hat er Sie schon gefragt?

Bisher noch nicht. Aber ich wäre auch nicht der richtige Mann.

Wieso nicht?

Wir waren damals zwar ein super Paar, so wie der Klinsi und der Jogi jetzt. Aber die Nationalmannschaft ist eine andere Sphäre. Da gehört jemand hin, der sich in der internationalen Szene auskennt.

Wie sah Ihre Zusammenarbeit damals aus?

Wir kamen beide von unten, Jogi war Kotrainer von Rolf Fringer gewesen, ich Amateurchef beim VfB, und wir sollten nur eine Übergangslösung sein. Der Verein hat damals noch mit Nevio Scala verhandelt. Aber wir haben dann das erste Spiel gegen Schalke relativ hoch gewonnen, die Verhandlungen zogen sich hin. Wir haben das zweite Spiel gewonnen, die Verhandlungen scheiterten – und wir durften bleiben. Wir haben uns damals gesagt: Wir müssen jeden Tag so gut sein, dass man uns nichts vorwerfen kann. Wir dürfen keine Fehler machen.

Kannten Sie sich vorher schon?

Sagen wir es so: Wir kannten uns, aber nicht persönlich. Es war dann Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte gleich das Gefühl, dass es funktioniert mit uns. Es hat sich ja auch super entwickelt. Das Training, die Ansprache an die Mannschaft, die positive Grundstimmung, die klare Hierarchie, das attraktive Spiel – da hat alles gestimmt.

Wie waren die Kompetenzen aufgeteilt?

Die konditionellen Dinge habe mehr oder weniger ich gemacht, für das gesamttaktische Verhalten war Jogi zuständig. Er hat als Chef einen sehr offenen Stil gepflegt. Natürlich hatte er das letzte Wort, aber wir konnten über alles reden. Er hat mir nie das Gefühl gegeben, im zweiten Glied zu stehen. Aus unserer Zusammenarbeit hat sich sogar eine Art Freundschaft entwickelt.

Sie waren Assistent und sind jetzt Cheftrainer. Löw geht den gleichen Weg.

Ich bin in meiner Karriere nur zwei Jahre Assistent gewesen, die beiden unter Joachim Löw. Die Unterschiede sind schon gravierend. Aber der Jogi galt ja auch unter Klinsmann nicht als bloßer Assistent. Er hatte großen Anteil am Erfolg der Nationalmannschaft. Wichtig ist, dass die Mannschaft weiß, wer das Sagen hat, dass es keinen heimlichen Chef gibt.

Welchen Assistenten braucht Löw für die Nationalmannschaft?

Ich will ihm da keine Ratschläge erteilen. Aber ich glaube, er wird jemanden aus dem Umfeld des DFB suchen, jemanden, der in der Bundesliga gespielt hat, der internationale Erfahrung hat und bekannt ist in Deutschland. Dieter Eilts wäre ein guter Mann gewesen.

Eilts soll Trainer der U 21 bleiben. Kennen Sie jemanden aus dem Umfeld Löws, der in Frage käme?

Ganz ehrlich? Nein. Ich glaube nicht, dass er jemanden aus seinem Freundeskreis nimmt. Das wäre nicht gut für die Außendarstellung.

Die Fragen stellte Stefan Hermanns.

Rainer Adrion , 52, war von 1995 bis 1997 Assistent von Joachim Löw beim VfB Stuttgart. Inzwischen trainiert er die zweite Mannschaft der Stuttgarter in der Regionalliga.

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