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Sport: EU-Gipfel ganz im Schatten

Zwar tagen an diesem Wochenende in Barcelona die Staats- und Regierungschefs der EU, doch aus spanischer Sicht steht heute ein anderes Ereignis im Mittelpunkt des Interesses: das "Match des Jahrhunderts", wenn in der Fußballmeisterschaft des Landes der FC Barcelona und Real Madrid aufeinander treffen. Seit 1983 haben die Madrider nicht mehr in Barcelona gewonnen.

Zwar tagen an diesem Wochenende in Barcelona die Staats- und Regierungschefs der EU, doch aus spanischer Sicht steht heute ein anderes Ereignis im Mittelpunkt des Interesses: das "Match des Jahrhunderts", wenn in der Fußballmeisterschaft des Landes der FC Barcelona und Real Madrid aufeinander treffen. Seit 1983 haben die Madrider nicht mehr in Barcelona gewonnen. Ginge es nach der Papierform, so müsste diese Serie nun ein Ende finden: Die Mannschaft von Real Madrid spielt gegenwärtig den besseren, attraktiveren, eigenständigeren Fußball als die zwischen Höhenflügen und Abstürzen pendelnden Barcelonesen. Es spricht also alles für die Hauptstädter.

Real liegt zudem - einen Punkt hinter dem augenblicklichen Tabellenführer FC Valencia - im Klassement sechs Punkte vor dem Erzrivalen. Und der FC Barcelona kann zudem die Qualifikation für die nächste Champions League noch keineswegs als gesichert betrachten. Wenn die Katalanen nicht drei Punkte holen, müssen sie sich wohl endgültig aus dem laufenden Titelrennen verabschieden.

Real Madrid wird in diesem Schlagerspiel zwar wahrscheinlich auf den angeschlagenen Luis Figo verzichten müssen, doch das muss kein Nachteil sein. Angesichts des Psychoterrors seitens des Publikums, mit dem der vormalige Liebling der Barça-Fans zu rechnen hat, wenn er nun im weißen Dress im Camp Nou aufläuft, wäre es womöglich ohnedies besser, auf den sensiblen Portugiesen zu verzichten.

Vergangenen Dienstag fertigte in der Champions League die zweite Garnitur von Real - die Stars und Leistungsträger Zidane, Figo, Raul, Roberto Carlos, Morientes, Hierro, Salgado und Makelele wurden geschont - Sparta Prag souverän mit 3:0 ab. Der FC Barcelona hingegen bot einen Tag später gegen den ersatzgeschwächten FC Liverpool sein Sturm-Spitzentrio Rivaldo/Kluivert/Saviola auf - und kam trotzdem über ein 0:0 nicht hinaus.

Gewöhnlich setzte es zuletzt bei solchen Spielen für Rivaldo Pfiffe vom eigenen Anhang. Die blieben dieses Mal wohl nur aus, weil Trainer Carlos Rexach zuvor hatte durchsickern lassen, dass der Brasilianer nur mit dem Einsatz von Spritzen fit gemacht werden konnte. Doch das ist nicht neu: Der 29-jährige Eigenbrötler, der darunter leidet, noch nie zum besten Kicker der Welt ausgerufen worden zu sein, laboriert seit Monaten an einer Meniskus-Entzündung.

Während Rivaldo in der letzten Spielzeit noch Partien gewissermaßen im Alleingang für den FC Barcelona entschied, brachte er 2001/02 bislang nur 13-mal die Bälle ins Netz. Rivaldos körperlicher Zustand wird sich bis zum Derby kaum verbessern lassen. Es werden wohl wieder die Ärzte sein, die ihn spielfähig machen müssen. Unter diesen Umständen wird verständlicher, warum sich der Spieler trotz einer Jahresgage von über fünf Millionen Euro von seinem Verein finanziell noch nicht ausreichend gewürdigt wähnt und häufig jenen Einsatz vermissen lässt, den er in seinem Nationalteam gewöhnlich zeigt.

Vor diesem Derby wird in Spanien nicht zuletzt über die Brasilianer in beiden Mannschaften diskutiert: Ebenso wie Rivaldo blieb zuletzt auch dessen bei Real Madrid tätiger Landsmann Roberto Carlos weit unter seiner Bestform. Was gewiss kein Zufall ist: Neben den ohnedies schon extremen Anforderungen, die an Spieler europäischer Spitzen-Vereinsmannschaften gestellt werden, müssen die Brasilianer zudem mehrmals im Jahr um die halbe Welt düsen, um an den zahlreichen Spielen von Brasiliens Auswahl teilzunehmen. Und bei der nimmt man es, wie sich immer wieder zeigt, mit dem Auskurieren von Verletzungen offenbar noch weniger genau.

Harald Irnberger

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