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Blau und Gelb sind unsere Farben. Singen sie nicht nur in Schweden, Rumänien oder in der FDP. Sondern auch im Fußballstadion der kasachischen Hauptstadt Astana. Foto: dpa

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Sport: Europa ist überall

Warum Kasachstans Fußballer nicht bei den Asiaten mitspielen und das keineswegs ein Ausnahmefall ist.

Dass Sport und Politik nichts miteinander zu tun haben, ist eine der liebsten Lebenslügen aller internationalen Sportverbände. Natürlich ist es anders. Wales zum Beispiel hat die einzige Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft, 1958 in Schweden, vor allem politischen Verwerfungen zu verdanken, die sich fernab der britischen Insel abgespielt haben. Obwohl die Waliser bereits in der Qualifikation gescheitert waren, bekamen sie unverhofft eine zweite Chance und setzten sich in einer eigens angesetzten Relegation gegen Israel durch. Unter normalen Umständen wären die Israelis zur WM gereist – weil sie alle ihre Qualifikationsspiele gewonnen hatten, ohne ein einziges bestritten zu haben.

Im Zuge der Suezkrise hatte sich zunächst die Türkei geweigert, gegen Israel anzutreten, danach der Sudan und Ägypten; Indonesien erklärte sich lediglich dazu bereit, auf neutralem Platz gegen die Israelis zu spielen. Das wiederum lehnte der Weltverband Fifa ab und ersann daraufhin für die Israelis eine Play-off-Runde gegen Wales. Weil Israel die Ablehnung durch seine arabischen Nachbarn auch in den kommenden Jahrzehnten erhalten blieb, war es nur folgerichtig, dass das Land 1974 seinen Austritt aus dem asiatischen Fußballverband (AFC) erklärte und die Mitgliedschaft in der Uefa erklärte.

Israels Wechsel aus dem asiatischen in den europäischen Verband ist der vermutlich spektakulärste Übertritt der Fußballgeschichte. Ein Einzelfall ist er nicht. Auch Kasachstan, gestern Gegner der deutschen Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet), hat genau diesen Schritt vollzogen. Von 1994 bis 2002 waren die Kasachen Mitglied im AFC, anschließend wechselten sie in die Uefa. Anders als Israel gehören zumindest fünf Prozent des Landes zu Europa. Kasachstan ist eines von insgesamt acht Ländern in der Uefa, die gar nicht oder nur mit einem kleineren Teil ihres Staatsgebietes in Europa liegen. Die anderen sind: Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Israel, Russland, die Türkei und Zypern. Nach den Statuten der Uefa ist es in Ausnahmefällen und mit dem Einverständnis der Fifa möglich, dass auch Landesverbände Mitglied werden können, die geografisch zu einem anderen Kontinent gehören und nicht einer anderen Konföderation angehören.

Der Wechsel Kasachstans in die Uefa ist auf den ersten Blick trotzdem ungewöhnlich. Die Aussicht, sich für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren, wäre für die Kasachen in Asien mit Sicherheit größer. Aus genau diesen pragmatischen Erwägungen ist Australien nach der WM 2006 aus dem ozeanischen Verband (OFC) in den AFC gewechselt. Um an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen, muss sich der Sieger der Ozeanien-Qualifikation in einer Play-off-Runde nämlich erst noch gegen den Fünften aus der Südamerika-Gruppe durchsetzen. Für die Australier hat sich diese Hürde in der Regel als zu hoch erwiesen, auch wenn sie 2005 im Elfmeterschießen über Uruguay triumphierten und damit für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland qualifiziert waren.

Kasachstan hätte – als frühere Teilrepublik der Sowjetunion – schon Anfang der neunziger Jahre Mitglied der Uefa werden können. Ein entsprechendes Angebot war an alle 15 neuen Landesverbände ergangen. Doch wie Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Kirgisistan entschieden sich auch die Kasachen zunächst für Asien. Hauptgrund war der Wunsch, sich deutlich von Moskau abzugrenzen. Doch schon damals hatte es im Fußball eine starke Tendenz zu Europa gegeben. Die Mitgliedschaft in der Uefa hat schließlich den positiven Nebeneffekt, dass die kasachischen Vereinsmannschaften an den lukrativen Europapokalwettbewerben teilnehmen dürfen.

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