zum Hauptinhalt

Europa-League-Finale: Wie Fulham Atletico schlagen will

Der FC Fulham und Atletico Madrid bestreiten in Hamburg das Endspiel der Europa League. Dass es der Klub aus dem Südwesten Londons überhaupt so weit geschafft hat, ist an sich schon eine Überraschung. Jetzt soll möglichst auch der ganz große Coup gelingen.

FC FULHAM

Es ist eine eigentümliche Prozedur, die Mark Schwarzer und Mike Kelly da jedes Mal unmittelbar vor Spielbeginn vollführen. Auch am Mittwoch in der Hamburger Arena wird sich der italienische Schiedsrichter Nicola Rizzoli vermutlich wundern, wenn er zum Anstoß des Europa-League-Finales zwischen dem FC Fulham und Atletico Madrid bittet, der Torwarttrainer und der Torwart von Fulham aber gerade noch besseres vorhaben: Es ist nämlich Ritual, dass sich Schwarzer, der deutschstämmige Australier, von Kelly direkt vor Anpfiff immer noch ein paar Bälle in die Hände schießen lässt. Das erhöht die Sicherheit und hält die Spannung hoch. Überhaupt wundert man sich ja über die Mittel und Methoden, mit denen es der Zwölfte der abgelaufenen Premier-League-Spielzeit bis ins Finale eines Wettbewerbs gebracht hat, den doch auch die deutschen Mannschaften, vor allem der Hamburger SV, so gern gewonnen hätten. Doch der vom ägyptischen Milliardär und ehemaligen Kaufhausbesitzer Mohamed Al-Fayed alimentierte Nischenklub aus dem Londoner Südwesten verhinderte gleich zwei Mal, dass ein Bundesligist das erste Europapokalfinale auf deutschem Boden seit 2004 erreicht. Zuerst musste sich der VfL Wolfsburg dem FC Fulham geschlagen geben, dann vermochte auch der HSV die Engländer nicht zu stoppen. Genauso erging es zuvor schon den deutlich stärker eingeschätzten Teams von Schachtjor Donezk und Juventus Turin.

„Kaum einer hatte uns gegen diese Gegner eine Chance gegeben. Jetzt wollen wir die Erfolgsgeschichte auch krönen“, sagt Torhüter Mark Schwarzer, der aller Voraussicht nach auch das Tor der Australier hüten wird, wenn diese am 13. Juni bei der WM auf das deutsche Team treffen. Aber was macht Fulhams Mannschaft, die in London im Schatten von Arsenal, Chelsea, Tottenham und West Ham steht, so stark? Zum einen wäre da Stürmer Bobby Zamora, der mit sechs Treffern maßgeblich zum Finaleinzug seiner Mannschaft beitrug. Als hauptverantwortlich für den Erfolg des Teams gilt aber Trainer Roy Hodgson, der nur „der gutmütige Diktator“ genannt wird. Hodgson, steht als Vertreter der alten Schule, für einen defensivorientierten, sehr kompakten Fußball. „Ich halte nichts von Innovationen“, hat er einmal gesagt, „bei uns werden die meisten Übungen Elf gegen Elf abgehalten.“ Und der Torwart bis kurz vor dem Anpfiff warmgeschossen.

ATLETICO MADRID

Quique Sanchez Flores hatte sich seinen ersten Arbeitstag sicher einfacher vorgestellt. Gerade wollte der 45-Jährige seine Antrittsrede als neuer Trainer von Atletico Madrid halten, da versuchten Vermummte, den Trainingsplatz zu stürmen. Nur mit Mühe konnten Flores und Kapitän Antonio Lopez die aufgebrachten Ultras davon abhalten, sich gewaltsam Zugang zum Klubgelände zu verschaffen.

Seit jenem 24. Oktober des vergangenen Jahres hat sich die Lage beim Madrider Traditionsklub deutlich entspannt und es scheint, als wäre mit Flores’ Amtsantritt der Erfolg wieder zurückgekehrt zu Atletico, dem Arbeiterverein, der in Spaniens Hauptstadt das Gegengewicht zum glamourösen Real verkörpert. Flores übernahm die Mannschaft, nachdem diese sich mit einem 0:4-Debakel gegen den FC Chelsea aus der Champions League verabschiedet hatte. In der Liga befand sich die mit Spielern wie Sergio Agüero, Diego Forlan oder Simao hochkaretig besetzte, aber zuweilen lustlos wirkende Mannschaft in akuter Abstiegsgefahr. Inzwischen liegt das Team in der Liga auf Platz neun, doch nur mit einem Sieg heute in Hamburg gegen Fulham könnten die „Matratzenmacher“, so ein Spitzname des Teams, die verkorkste Saison schönen und den ersten Titel auf europäischer Ebene seit 1962 holen (damals gewann der Verein den Europapokal der Pokalsieger gegen den AC Florenz). „Wir können Geschichte schreiben und das Double gewinnen. Das ist eine große Möglichkeit für uns alle“, sagte Stürmer Sergio Agüero vor dem Spiel gegen die Engländer. „Wir wollen den ersten Schritt zum Double machen.“ Bereits am kommenden Donnerstag könnte Atletico mit einem Sieg über den FC Sevilla neben der Europa League auch den spanischen Pokal gewinnen.

Soweit will Verteidiger Tomas Ujfalusi, aber noch nicht denken. „Wir müssen konzentriert zu Werke gehen. Fulham hat eine sehr gute, physisch starke Mannschaft. Es wird nicht einfach“, befürchtet der ehemalige HSV-Spieler. Einfach war auch der Weg in dieses Finale nicht für die Madrilenen. Nur zwei Siege und eine dramatische 1:2-Niederlage nach Verlängerung gegen den FC Liverpool reichten der Mannschaft, um in das erste Endspiel der Europa League einzuziehen. Quique Sanchez Flores, der mit seiner extrovertierten Art zuweilen an Inter Mailands Traine Jose Mourinho erinnert, ist das egal. „Wir haben alles getan, um ins Finale zu kommen. Nun werden wir alles dran setzen, unsere Anhänger glücklich zu machen.“ Der Trainer weiß, dass er durch Aussagen wie diese auch die radikalsten Anhänger hinter sich und die Mannschaft bekommen hat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false