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Abklatschen mal anders. Marco Russ (rechts) bejubelt sein Tor zum zwischenzeitlichen 2:0.

© dpa

Europa League: Frankfurt schlägt Bordeaux, Freiburg verspielt Sieg

Sieben Jahre nach dem letzten Europapokal-Auftritt gewinnt Eintracht Frankfurt in der Europa League 3:0 gegen Bordeaux. Anschließend verspielt der SC Freiburg einen sicher geglaubten Sieg gegen Slovan Liberec.

Eintracht Frankfurt ist erfolgreich auf die internationale Fußball-Bühne zurückgekehrt. Durch Tore von Vaclav Kadlec (4. Minute), Marco Russ (16.) und Constant Djakpa (52.) gewannen die Hessen am Donnerstag bei ihrem Europa-League-Comeback nach fast sieben Jahren hoch verdient mit 3:0 (2:0) gegen Girondins Bordeaux und holten damit den erhofften Auftaktsieg in der Vorrunden-Gruppe F. Vor 44 000 Zuschauern überzeugte die Mannschaft von Armin Veh mit druckvollem Spiel und könnte nach dem Traumstart gegen zehn Franzosen im nächsten Spiel am 3. Oktober bei Apoel Nikosia schon einen großen Schritt in Richtung Zwischenrunde machen. Bei Girondins sah Lucas Orban in der 62. Minute die Rote Karte wegen einer Notbremse.

Der Rahmen war festlich, und mit einem Blitzstart heizten die Eintracht-Profis die prächtige Stimmung auf den Rängen noch weiter an. Dank ihres neuen Torgaranten Kadlec gingen die Frankfurter zum Auftakt der kräftezehrenden englischen Wochen schon nach vier Minuten in Führung. Der Tscheche, der in den Playoff-Spielen im August noch für Sparta Prag auf Torejagd gegangen war, nahm in stark abseitsverdächtiger Position den von Stefan Aigner vorgelegten Ball auf und jagte ihn an Cedric Carrasso im Tor der Franzosen vorbei in die Maschen. Bereits das vierte Tor im vierten Spiel für Kadlec. Nachdem Tranquillo Barnetta (14.) eine große Gelegenheit zum 2:0 noch verpasst hatte, stellte Russ wenig später die Weichen bereits auf Sieg.

Der Abwehrspieler, der ebenso wie der verletzt pausierende Alex Meier schon beim letzten Europa League-Start 2006/07 im Team der Hessen stand, verlängerte eine Hereingabe von Barnetta fast unbedrängt zum zweiten Treffer. Der in der Ligue 1 bis auf Platz 16 abgerutschte französische Pokalsieger fand zunächst überhaupt kein Mittel gegen die schwungvollen Angriffe der Eintracht. Erst als Mitte der ersten Spielhälfte der Frankfurter Druck nachließ, gelang es den Gästen, sich etwas zu befreien. In der 25. Minute hätte Andre Poko eine Unaufmerksamkeit der Abwehr per Kopf sogar fast mit dem Anschlusstor bestraft.

Im 25. Europacup-Spiel von Coach Veh schalteten die Hessen danach zwar einen Gang zurück, blieben bei ihren Kontern aber jederzeit torgefährlich. Das mögliche 3:0 vergab kurz vor der Pause Takashi Inui (44.), dem bei seinem Solo Richtung Gäste-Tor der Ball versprang. Das Versäumte holte Djakpa sieben Minuten nach Wiederbeginn nach, als er einen Freistoß aus gut 20 Metern an der Abwehrmauer von Girondins vorbei ins Netz zirkelte.

Nach dem Platzverweis für Orban, der Aigner kurz vor dem Strafraum von den Beinen geholt hatte, dominierten die in der Bundesliga zu Hause nach zwei Partien noch punktlosen Hessen das Spiel fast nach Belieben. Allein die mangelnde Konsequenz im Abschluss verhinderte einen höheren Erfolg für die Frankfurter, die auch die Ausfälle von Leistungsträgern wie Meier oder Jan Rosenthal kompensierten.

Der SC Freiburg hat einen sicher geglaubten Sieg beim Europapokal-Comeback durch zwei haarsträubende Fehler verschenkt und wartet auch im sechsten Pflichtspiel in Serie auf einen Sieg. 4305 Tage nach dem letzten Auftritt im damaligen Uefa-Cup war die Mannschaft von Trainer Christian Streich beim 2:2 (2:0) am Donnerstag gegen Slovan Liberec die deutlich bessere Mannschaft, bis ein Torwartfehler von Oliver Baumann und ein katastrophaler Fehlpass von Admir Mehmedi den Tschechen beide Tore zum Ausgleich ermöglichten.

Zuvor hatten Kapitän Julian Schuster per Foulelfmeter (23. Minute) und Mehmedi (35.) zur Pausenführung getroffen. Nachdem Wladislaw Kalitwinzew (67.) und Michael Rabusic (74.) getroffen hatten, geriet der SC aber ins Schwimmen und verlor zudem Karim Guédé mit einer Gelb-Roten Karte (77./wiederholtes Handspiel). Bei den Gästen musste Sergej Rybalka mit Gelb-Rot vom Platz (90.+1).

„Der SCF, der SCF, der SCF ist wieder da“, hatten die Fans der Breisgauer nach der scheinbar sicheren 2:0-Führung schon gesungen und ihre anfangs so überzeugende Mannschaft gefeiert. Doch nach der bislang besten ersten Hälfte dieser Spielzeit ließen die Gastgeber nach dem Wechsel in ihrem Engagement nach, gerieten völlig aus dem Konzept und mussten am Ende noch froh über den einen Punkt sein.

Im nächsten Spiel treten die Freiburger am 3. Oktober beim FC Sevilla mit den Deutschen Marko Marin und Piotr Trochowski an. Vierter Gruppengegner ist GD Estoril Praia aus Portugal. In ihrem ersten Europapokalspiel seit dem 6. Dezember 2001 begannen die Breisgauer sehr motiviert. Schon nach zwei Minuten hatte Mehmedi die erste Kopfballchance, wenig später strich ein Distanzschuss von Jonathan Schmid knapp am Pfosten vorbei (6.).

Trainer Christian Streich, dem Anlass angemessen in Anzug statt Jeans, hatte nach dem 1:2 in Augsburg Veränderungen in der Startelf angekündigt - und hielt Wort. Gleich fünf Spieler rotierten auf den Platz, außer dem Tor und der Doppelsechs um Schuster und Gelson Fernandes waren alle Mannschaftsteile betroffen. So bekamen im Sturm Mike Hanke und Augsburg-Torschütze Mehmedi den Vorzug vor Sebastian Freis und Guédé. Der anfangs ansprechende Auftritt wurde mit der frühen Führung belohnt. Günter wurde von Ondrej Kusnir knapp an der Strafraumgrenze gefoult. Der rumänische Schiedsrichter Pavel Cristian Balaj entschied auf Strafstoß, Schuster verwandelte locker zum 1:0.

Im Gegensatz zu den jüngsten Auftritten in der Liga wirkten die Gastgeber anfangs wie verwandelt. Die mannschaftliche Geschlossenheit stimmte, die Laufwege passten, Streich schien an der Seitenlinie zufrieden mit seinen Profis. Der Coach streckte immer wieder den Daumen in die Höhe - so auch nach dem 2:0 durch Mehmedi. Der Zugang von Dynamo Kiew versuchte es einfach mal aus der Distanz und überwand Liberec-Torwart Premysl Kovar mit einem nicht unhaltbaren Schuss.

Zwölf Jahre nach den letzten internationalen Auftritten 2001/2002 im damaligen Uefa-Cup war von der jüngsten Bundesliga-Verunsicherung 45 Minuten lang nichts zu spüren. Nach der Pause aber erarbeitete sich Liberec nach und nach mehr Spielanteile und übernahm die Kontrolle über das Geschehen auf dem Platz.

Die Freiburger wirkten zunächst ob der 2:0-Führung zu selbstsicher, nach dem Fehler von Baumann aber völlig verunsichert. Der Schlussmann ließ einen harmlosen Distanzschuss von Kalitwinzew über die Hände ins Tor gleiten, der bis dahin starke Mehmedi ebnete mit einem katastrophalen Rückpass die Möglichkeit zum 2:2. Am Ende waren die anfangs so harmlosen Gäste dem Sieg näher als Freiburg. (dpa)

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