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Europa League: Herthas später Sieg

Nach zweimaligem Rückstand siegt Hertha in Holland beim SC Heerenveen. Es ist der erste Sieg seit Ende August und unter Trainer Funkel.

In der Nachspielzeit gelang Brian Vandenbussche noch ein beeindruckendes Kunststück. Der Torhüter des SC Heerenveen jagte den Ball in den Nachthimmel, er stieg und stieg, erreichte die Höhe des Tribünendaches, doch kurz bevor er das vermeintliche Ziel erreichte, plumpste er zurück auf die Erde. Wut, blanke Wut, hatte Vandenbussche getrieben. 1:0 und 2:1 hatte seine Mannschaft geführt – am Ende aber musste sich Heerenveen Hertha BSC, dem Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga, 2:3 (2:1) geschlagen geben. Dem Frust der Friesen stand ein nicht mehr zu erwartender Ausbruch der Freude auf Seiten der Berliner entgegen. Erst in der Nachspielzeit hatte Artur Wichniarek den Siegtreffer für Hertha erzielt. „Es hat Spaß gemacht, in die Kabine zu kommen“, sagte Mittelfeldspieler Fabian Lustenberger nach dem Erfolg, mit dem Hertha die Chance auf das Weiterkommen in der Europa League wahrte.

Nach zwölf Pflichtspielen ohne Sieg war es ein völlig neues Glücksgefühl für die Berliner. Und wenn es schon mal gut läuft, dann auch richtig: Gerade ein Tor hatten Herthas Stürmer in dieser Saison erzielt, gestern Abend kamen gleich drei hinzu. Waleri Domowtschiski schoss die ersten beiden, jeweils auf Vorarbeit von Wichniarek, das dritte wiederum leitete der Bulgare ein. „Wir haben einen guten Job gemacht“, sagte Wichniarek, der bereits auf dem besten Weg schien, auch bei seinem zweiten Engagement in Berlin zur traurigen Figur zu werden.

Nicht nur die Stürmer, auch der Rest der Mannschaft hatte einen guten Job gemacht. Dabei hatte es denkbar schlecht für die Berliner angefangen, weil sie es ihrem Gegner wieder einmal viel zu leicht machten. Schon nach zwei Minuten lag Hertha hinten. Cicero war nach der ersten Ecke unter dem Ball hindurchgesprungen, und Maximilian Nicu beobachtete teilnahmslos, wie der frühere Leverkusener Michal Papadopulos den Ball zum 1:0 über die Linie brachte. Doch Hertha steckte den frühen Rückstand erstaunlich ungerührt weg. Nach zwei zarten Annäherungsversuchen an das Tor der Holländer erzwang Hertha den Ausgleich. Wichniarek attackierte Heerenveens Innenerteidiger Michel Breuer, der bekam die große Flatter, rutschte weg und machte den Weg frei. Herthas Stürmer passte in die Mitte zu Domowtschiski, und der vollendete zum 1:1. Es war das erste Tor für die Berliner nach 461 Spielminuten. „Unsere Geduld ist belohnt worden“, sagte Herthas Trainer Friedhelm Funkel. Seine Mannschaft zeigte in Heerenveen die beste Offensivleistung der Saison. Die Stürmer übten früh Druck auf die ballführenden Verteidiger aus, zwangen ihre Gegner zu Fehlern und spielten selbst mutig nach vorne. Kurz nach dem Ausgleich hätte Nicu Hertha sogar in Führung bringen können. Seinen Schuss aber parierte Vandenbussche mit dem Fuß. Obwohl die Berliner das Geschehen weitgehend unter Kontrolle hatten, ging Heerenveen mit einem Vorsprung in die Pause. Marc Stein ließ sich zum wiederholten Male von Oussama Aissaidi austanzen, dessen Flanke köpfte Papadopulos zum 2:1 ein.

Doch diesmal ließ sich Hertha nicht so einfach wegdrücken. „Die Mannschaft hat sich durch den zweifachen Rückstand nicht aus dem Konzept bringen lassen“, sagte Funkel. Die Berliner kamen zurück. Kurz nach der Pause lenkte Domowtschiski einen etwas verunglückten Torschuss Wichniareks zum 2:2 ins Netz.

Auch nach dem Ausgleich spielte Hertha BSC weiter nach vorne: Domowtschiski traf nach einer Stunde den Pfosten, scheiterte später noch einmal an Vandenbussche. Trotzdem verzagten die Berliner nicht. „Ich hatte in der zweiten Halbzeit das Gefühl, es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir das 3:2 machen“, sagte Fabian Lustenberger. Wer nach all den Rückschlägen noch so von sich überzeugt ist, darf sich zumindest Hoffnungen machen, das Schlimmste doch noch abzuwenden.

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