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Paul Pogba mit der Siegertrophäe

© Reuters

Europa League: Manchester United und der Sieg des Geldes

Ein Sieg für Ajax Amsterdam wäre eine romantische Geschichte gewesen. Aber für Romantik gibt es im modernen Fußball keinen Platz. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Sven Goldmann

Natürlich schießt Geld Tore. Am Mittwochabend war das Geld gut 150 Millionen Euro schwer, so viel hat Manchester United im vergangenen Sommer für Paul Pogba und Henrich Mchitarjan bezahlt. Am Mittwoch schossen der Franzose und der Armenier die beiden Tore zum 2:0-Sieg im Europa-League-Finale über Ajax Amsterdam. Es war ein ungleiches Finale zwischen Hochfinanz und Ausbildungszentrum. Pogba und Mchitarjan sind zusammen mehr wert als die gesamte Amsterdamer Mannschaft, die zum Schluss fünf Spieler aus der eigenen Jugend auf den Platz hatte.

Ein Sieg für Ajax in diesem ungleichen Duell wäre eine romantische Geschichte gewesen, aber romantische Geschichten schreibt der Fußball im dritten Jahrtausend nicht mehr. Es fügt sich schön in diese Parabel, dass sich Ajax’ letzter Europapokalsieg am Mittwoch zum 22. Mal jährte. Damals, am 24. Mai 1995, siegte der Niederländische Meister im Champions-League-Finale von Wien 1:0 über den AC Mailand. Ein Jahr später sprach der Europäische Gerichtshof das Bosman-Urteil, in dessen Folge nicht nur die Ablösemodalitäten revolutioniert wurden, sondern auch die national geprägten Klubteams verschwanden. Zum Beispiel die großartige Mannschaft von Ajax Amsterdam mit den Weltstars Edwin van der Sar, Frank Rijkaard, Edgar Davids, Patrick Kluivert, Marc Overmars und den Brüdern Frank und Ronald de Boer, die sich in der Folge über ganz Europa verstreuten. 

Die Uefa hat die Europa League zum Cup der Verlierer gemacht

Seitdem sind Klubs aus finanzschwachen Ligen wie der niederländischen Eredivisi dazu verurteilt, das Personal für das Kapital auszubilden. Es regiert ausschließlich das Geld, mit allen Konsequenzen, und die greifen schwer in den sportlichen Wettbewerb ein. Für Manchester United ging es ja am Mittwochabend beim Finale in Stockholm nur vordergründig um den Gewinn der Europa League. Ja, ein Pokal macht sich immer schön für die Klub-Vitrine. Aber viel wichtiger war dem milliardenschweren Unternehmen aus dem Norden Englands die vom europäischen Fußballverband Uefa zuvor ausgelobte Morgengabe, die direkte Qualifikation für die Champions League. Manchester United hat diese Qualifikation in der nationalen Meisterschaft im vergangenen Jahr verpasst und in diesem Jahr auch.

Mit ihrer Lex Europa League schafft die Uefa Planungssicherheit. Für die Hochfinanz, auf dass sich ihr auch im Fall sportlichen Versagens ein Hintertürchen öffnet. Und für sich selbst, denn der Wert ihres Premiumprodukts Champions League steht und fällt mit der Prominenz der Teilnehmer.

Die Uefa hat die Europa League zu dem gemacht, was Franz Beckenbauer hellsichtig schon vor zwanzig Jahren erkannt hat, nämlich zu einem Cup der Verlierer. Der einzige Sieger kann und darf nicht mal seinen Pokal verteidigen, weil es woanders mehr Geld zu verdienen gibt. Aus reiner Gier beschädigt die Uefa ihren eigenen Wettbewerb. Ein Irrsinn, der längst Alltag geworden ist, aber an ausgewählten Tagen darf schon mal daran erinnert werden. 

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