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Nur noch national. Fenerbahce's Reto Ziegler (li.) und Besiktas' Ricardo Quaresma.

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Update

Europacup-Ausschluss: Fenerbahce und Besiktas protestieren

Die Uefa hat die Istanbuler Spitzenklubs Fenerbahce und Besikats wegen Spielmanipulation von den europäischen Wettbewerben ausgeschlossen. Das Urteil schockt die Fußballwelt in der Türkei.

Zum ersten Mal seit Wochen wurden die Titelseiten der türkischen Zeitungen am Mittwoch nicht von der regierungsfeindlichen Protestwelle bestimmt, die das Land seit Ende Mai in Atem hält. Schlagzeilen wie „Erdbeben“, „Schwarzer Tag“ oder „Heftige Rechnung“ galten der Entscheidung des europäischen Verbandes Uefa, die Istanbuler Spitzenklubs Fenerbahce und Besiktas wegen der Manipulation von Spielen von europäischen Fußballwettbwerben auszuschließen.

Fenerbahce darf zwei Jahre nicht an der Champions‘ League teilnehmen, ein weiteres Jahr Sperre wurde auf Bewährung ausgesetzt, Besiktas muss in der neuen Saison bei der Europa-League draußen bleiben. Beiden Vereinen wird vorgeworfen, im Jahr 2011 Spiele in der Türkei verschoben zu haben. Bei Fenerbahce geht es um ein Spiel, das dem Verein damals die Meisterschaft sicherte. Bei Besiktas wurden Unregelmäßigkeiten beim Pokalfinale von 2011 moniert, das der Verein gewann.

Damit legt die Uefa mehr Entschlossenheit zur Ahndung von Spielmanipulationen an den Tag als der türkische Fußballverband. Die Istanbuler Justiz hatte im Sommer 2011 mehrere Dutzend hochrangige Funktionäre von Fenerbahce und anderen Clubs, darunter Fenerbahce-Präsident Aziz Yildirim, in Haft nehmen lassen. In dem anschließenden Prozess wurden Yildirim und andere zwar zu Haftstrafen verurteilt, kamen aber wieder frei, weil die Strafen wegen der Untersuchungshaft für abgegolten erklärt wurden.

Auf Druck der Uefa wurde Fenerbahce damals vom türkischen Verband aus der Champions‘ League zurückgezogen. Ansonsten kehrte der türkische Fußball bald zum Alltag zurück, als wäre nichts gewesen. Der Fußballverband TFF erklärte, man müsse zwischen mutmaßlichen Übeltätern und den Vereinen selbst unterscheiden – damit sollten negative Folgen von den Klubs ferngehalten werden.

Doch diese Sichtweise wird von der Uefa ganz offensichtlich nicht geteilt. TFF-Chef Yildirim Demirönen, ein reicher Unternehmer und Ex-Präsident von Besiktas, habe Probleme unter den Teppich gekehrt und Warnungen der Uefa vor schweren Strafen für türkische Vereine ignoriert, kritisierte die Zeitung „Habertürk“ am Mittwoch.

In der Sportzeitung „Fanatik“ beschrieb Kolumnist Mehmet Demirkol, wie sich die Lage in der Türkei aus Sicht der Uefa darbietet: Vereinsfunktionäre wie Aziz Yildirim seien trotz ihrer Verurteilung im Gerichtsverfahren nach wie vor im Amt. Und an der Spitze des türkischen Verbandes, der eigentlich neue Manipulationen verhindern solle, stehe Demirönen – der Ex-Chef eines jener Vereine, denen Schiebereien vorgeworfen würden. „Kein schönes Bild“ gebe die Türkei in den Augen der Uefa ab, schrieb Demirkol.

Einen Tag nach dem Ausschluss hat ein Gericht allerdings den Präsidenten von Fenerbahce abgesetzt. Aziz Yildirim darf solange nicht sein Amt ausüben, bis die Vorwürfe im Manipulationsskandal der Saison 2010/2011 abschließend juristisch geklärt seien. Das berichteten türkische Medien am Mittwoch.

Fenerbahce und Besiktas wollen sich zwar gegen die jetzt ergangenen Sperren wehren. Auch kündigten Fenerbahce-Fans für Mittwochabend eine Protestkundgebung gegen die Uefa an. Doch die Vereine stehen nach der Uefa-Entscheidung international als Schieber am Pranger. Die Aktien beider Vereine an der Istanbuler Börse gingen am Mittwoch in den Sturzflug. Der finanzielle Verlust für die beiden Klubs durch verpasste internationale Begegnungen wird von türkischen Medien auf insgesamt 50 Millionen Euro geschätzt.

Herzlich begrüßt wurde der Uefa-Spruch dagegen von dem Schwarzmeer-Club Trabzonspor, der 2011 durch das von Fenerbahce manipulierte Spiel um den Titel gebracht wurde. „Wir sind erfreut, weil das Recht gesiegt hat“, sagte Trabzonspor-Vereinschef Ibrahim Haciosmanoglu. „Wir wollen einen sauberen, moralisch einwandfreien und gerechten türkischen Fußball.“ Auch Trabzonspor war vor zwei Jahren im Zusammenhang mit Bestechungsvorwürfen genannt, vom Gericht aber freigesprochen worden.

Ob sich nach dem Schock der Uefa-Entscheidung nun etwas ändern wird in der Türkei, ist ungewiss. Einige Anhänger der beiden betroffenen Vereine sprechen von einem Komplott – doch so lange der Fehler woanders gesucht wird, ist im türkischen Fußball kein rigoroser Neuanfang zu erwarten.

Besiktas machte dann am Mittwoch auch auf normal: Der Verein kündigte die Verpflichtung von Slaven Bilic als neuen Trainer ang. Der ehemalige kroatische Nationalcoach erhalte für sein dreijähriges Engagement bei den Türken insgesamt rund 4,8 Millionen Euro, teilte Besiktas am Mittwoch mit.

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