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© dpa

Europaliga: Alba: Keine Chance für Raser

Die Basketballer von Alba Berlin lassen sich beim knappen Sieg gegen Badalona nur kurzzeitig von der Hektik der Spanier anstecken.

Bei Alba Berlin mag man die Dinge geordnet – auf dem Basketballfeld und daneben. Deswegen fiel es dem Deutschen Meister auch nicht schwer, nach dem 74:72 (38:37)-Sieg in der Europaliga gegen Joventut Badalona Worte für das Spiel der Spanier zu finden. „Unkonventionell“ hätten die Gäste gespielt, „wild“ und „verrückt“ sei die Partie gewesen. Zwischenzeitlich ließ sich Alba von Joventuts sportlicher Raserei sogar anstecken. Zum Glück für die Berliner fanden sie rechtzeitig zu sich selbst zurück, um die wichtigen Punkte zu behalten.

„Wenn ein Team so unkonventionell verteidigt, muss man wach sein"

Zuvor hatte es danach ausgesehen, als könne Alba in der von den Spaniern verursachten Hektik untergehen. Badalona störte den Spielaufbau der Berliner mit wechselnden Pressverteidigungen und schloss selbst fast nur noch mit einem von insgesamt 37 Dreipunkteversuchen ab. Auch Alba verlor zwischenzeitlich die Kontrolle, allein Ansu Sesay leistete sich fünf Ballverluste, war allerdings auch mit 15 Punkten bester Werfer der Berliner. Alba machte viele Fehler, warf den Ball ins Aus und versäumte es, Joventuts offensive Verteidigung zu leichten Körben auszunutzen. „Wir haben zu sehr versucht, keine Fehler zu machen, anstatt sie dafür zu bestrafen“, sagte Albas Geschäftsführer Marco Baldi. „Wenn ein Team so unkonventionell verteidigt, muss man wach sein, das waren wir heute nicht immer.“ Zudem merkte man den Berlinern den Druck an, nach der überdeutlichen 65:106-Niederlage in Vitoria gegen den direkten Konkurrenten Badalona gewinnen zu müssen. „Meine Mannschaft hat den Charaktertest bestanden und dem Druck standgehalten“, sagte Alba-Trainer Luka Pavicevic. „Auch wenn wir viele Fehler gemacht haben, die Joventut sehr gut ausgenutzt hat.“

Drei Minuten vor Schluss traf Hamann den vorentscheidenden Dreier

Trotz der Hektik blieben die Berliner im Spiel. „Badalona hat ziemlich wild gespielt, dass hat uns ein bisschen durcheinandergebracht“, sagte Center Adam Chubb, der mit zwölf Punkten, zehn Rebounds und keinem Ballverlust erneut überzeugte. „Wir wussten, sie wollten ein verrücktes Spiel, in dem es hin- und hergeht“, sagte Chubb. „Aber im letzten Viertel haben wir sie gezwungen, unser Spiel zu spielen.“
Albas Spiel, das heißt: harte und disziplinierte Manndeckung, Schnellangriffe, wenn die Möglichkeit dazu besteht, eine klar strukturierte Offensive. Joventut wirkte nun hilf- und kopflos, allein Luka Bogdanovic hielt die Spanier mit seinen insgesamt sieben Dreiern im Spiel. Drei Minuten vor dem Ende traf Steffen Hamann ebenfalls per Dreier zum vorentscheidenden 68:64. Vorausgegangen waren zwei hart erkämpfte Offensivrebounds von Immanuel McElroy und Ansu Sesay sowie ein uneigennütziger Pass vom eigentlichen Dreierspezialisten Casey Jacobsen – Alba-Basketball eben.

„Wir haben heute nicht auf dem höchsten Niveau gespielt, aber auf dem höchsten Niveau gekämpft“, sagte Marco Baldi, „es ist ein gutes Zeichen, dass wir nicht optimal gespielt und trotzdem gewonnen haben.“ Rashad Wrights Fehlwürfe von der Freiwurflinie zehn Sekunden vor dem Ende brachten den Sieg zwar noch einmal in Gefahr, aber Albas Defensive ließ keine gute Wurfmöglichkeit und damit auch keinen Korb der Spanier mehr zu. Mit dem Sieg hat Alba Badalona in der Tabelle der Gruppe C nun überholt, mit zwei Siegen aus den ersten vier Spielen liegen die Berliner im Soll. In zwei Wochen tritt Alba bei Olimpija Ljubljana an, dem bisher sieglosen Tabellenletzten. Die Slowenen sind allerdings nicht zu unterschätzen: Gegen Tau Vitoria verloren sie in eigener Halle mit nur einem Punkt, am Donnerstag unterlagen sie bei Fenerbahce Istanbul erst nach zweifacher Verlängerung. Pavicevic sieht sein Team in einem Dreikampf mit Badalona und Ljubljana um den vierten Platz. Bevor die Berliner aber nach Slowenien aufbrechen, müssen sie in Nördlingen, im Pokal zu Hause gegen Ludwigsburg und in der Liga gegen Trier spielen. Zumindest am Sonntag in Nördlingen wird Julius Jenkins wohl fehlen: Der US-Amerikaner zog sich gegen Badalona einen Teilanriss des Außenbandes im linken Sprunggelenk zu.

„Wir haben bewiesen, dass wir in Berlin Basketball-Entertainment auf Europaliga-Niveau bieten können“, sagte Luka Pavicevic nach dem Spiel. Dabei sah Albas Trainer allerdings aus, als wäre ihm ein bisschen weniger Entertainment und ein bisschen mehr Ordnung lieber gewesen.

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