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Europaliga: Fast alles exzellent bei Alba Berlin

Albas Heimstärke könnte bewirken, dass die Berliner Basketballer nach dem Sieg gegen Fenerbahce die Zwischenrunde der Europaliga erreichen.

Berlin - Julius Jenkins musste aufpassen, dass er sich nicht auch noch den anderen Knöchel verletzt. Der immer noch humpelnde US-Amerikaner von Alba Berlin wurde beinahe von einem der Söhne seines Mitspielers Ansu Sesay umgerannt, im Vip-Raum der Arena am Ostbahnhof ging es am Dienstagabend drunter und drüber. Die Spielerfrauen hatten Jenkins’ hochschwangerer Ehefrau eine kleine Party ausgerichtet, aufgeputscht vom Zucker des Kuchens und dem Sieg ihrer Väter tobten die Alba-Kinder herum. Die Berliner Spieler standen erschöpft, aber grinsend dazwischen, das 72:63 gegen Istanbul und die Freude darüber, auch in der Europaliga wieder in Berlin spielen zu dürfen, war der Alba-Familie anzusehen.

„Nach den Auswärtsniederlagen standen wir unter großem Druck“, sagte Albas Trainer Luka Pavicevic, der als Einziger wie immer nicht grinste. „Aber wir haben exzellent reagiert.“ Durch den Sieg gegen den Türkischen Meister sind Albas Chancen auf die Zwischenrunde der besten 16 Teams wieder deutlich gestiegen, zu Hause ist Alba weiter ungeschlagen. „Mit drei Heimsiegen in drei Heimspielen haben wir alle nicht gerechnet“, sagte Albas Sportdirektor Henning Harnisch. Mit dem Rechnen will trotzdem noch niemand bei Alba anfangen, aber zwei Erfolge in den letzten drei Spielen könnten für den ersehnten vierten Platz in der Gruppe C reichen. Für die Berliner spricht, dass sie gegen Vitoria (am kommenden Donnerstag) und Ljubljana (15. Januar) noch zweimal vor heimischem Publikum antreten. Dazwischen liegt ein Spiel in Badalona, die Spanier treten heute beim Tabellenführer in Rom an. Bei den Römern erklärte Trainer Jasmin Repesa nach vier Niederlagen in der italienischen Liga am Dienstag seinen Rücktritt.

Gegen Fenerbahce zeigte sich erneut, dass der Einfluss der Berliner Fans nicht zu unterschätzen ist – auch wenn Alba sich zunächst sehr schwer tat. „Ich habe erst so richtig an den Sieg geglaubt, als wir uns Mitte der zweiten Hälfte zusammen mit dem Publikum in einen Rausch gespielt haben“, sagte Harnisch. In dieser Phase traf vor allem Sesay nach Belieben, am Ende war er mit 17 Punkten der beste Werfer des Spiels. Im Schlussviertel war es dann Immanuel McElroy (16 Punkte, sechs Rebounds, vier Steals), der wie schon im Heimspiel gegen Rom nicht bloß spielerisch überzeugte, sondern mit seinem Einsatz und spektakulären Dunkings auch die Fans mitriss. „Er ist so, wie man sich einen Alba-Spieler wünscht“, sagte Harnisch. „Er kämpft und gibt nie auf, aber er hat auch unheimlich viele basketballerische Qualitäten.“ Das scheint auch Albas Trainer so zu sehen: Pavicevic gönnte McElroy im ganzen Spiel gerade mal eine Minute Pause.

Einziger Makel des „Basketballfests“ (Harnisch) blieb, dass Istanbul noch auf neun Punkte verkürzte und somit den direkten Vergleich nach dem 73:82-Sieg im Hinspiel ausglich. Sollten die beiden Teams in der Abschlusstabelle punktgleich sein, entscheidet die Korbdifferenz aus allen zehn Gruppenspielen darüber, wer vorne liegt. Durch die haushohe Niederlage in Vitoria beträgt das Korbverhältnis bei Alba momentan minus 48, Fenerbahce liegt bei minus 26.

Doch von diesem Randaspekt wollte sich niemand bei Alba die Partylaune verderben lassen. Pavicevic versuchte, jeden Zweifel an der Größe des Abends mit einer dezent redundanten Wortwahl zu ersticken. „Wir haben gegen einen exzellenten Gegner eine exzellente Basketball-Show geboten und einen exzellenten Sieg geholt“, sagte Pavicevic. „Das ist das Einzige, was für mich heute existiert.“

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