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Feier beim Nachbarn. Die Spielerinnen aus den Niederlanden jubeln mit dem Pokal über ihren Sieg.

© Patrick Post/AP/dpa

Europameisterschaft: Der Frauenfußball hat an Wert gewonnen

Vor allem weil Deutschland nicht erfolgreich war, wurde die EM der Frauen ein so großer Erfolg. Das kann langfristig auch gut sein für die Deutschen. Ein Kommentar.

Es war ein Sportereignis von mitreißender Wucht. 30 000 Menschen in orangem Gewand feierten am Sonntag beim Finale in Enschede den neuen Fußball-Europameister der Frauen. Die Woche endete in den Niederlande nach dem 4:2 gegen Dänemark mit einer landesweiten Party, nun prägt die königliche Münzerei sogar den „Oranje-Löwinnen-Pfennig“. Hätte in den Siebzigerjahren jemand einem Hermann Gössmann erzählt, dass Sammler im Jahr 2017 ihre Vitrinenauslage um eine Sondermünze mit Fußball spielenden Frauen erweitern können, der damalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hätte wohl den Glauben an die Fußballwelt verloren.

Die DFB-Männer hoben erst 1970 ihr Verbot des Frauenfußballs auf, die Männer des europäischen Verbandes Uefa empfahlen erst 1971 ihren Mitgliedern das Verbot zu überdenken und bis 1994, gefühlt gestern also, durften die Frauen keine 90 Minuten lang spielen. Und seit die Frauen richtig Fußball spielen dürfen in Europa, gewann immer Deutschland die EM. Doch diesmal sind die deutschen Frauen im Viertelfinale ausgeschieden: Vor allem weil Deutschland nicht erfolgreich war, wurde die EM ein so großer Erfolg.

Endlich können die anderen Länder mit den Deutschen in Europa mithalten, das Niveau ist von Dänemark bis Österreich klar gestiegen, der Wettbewerb hat an Quantität, Qualität und damit an Ernsthaftigkeit gewonnen. Wenn der Funke irgendwann auf den Klubfußball der Frauen überspringt, könnte sich die Szene noch einmal ändern. Wer weiß, wie das weitergeht, wenn noch besser ausgebildet wird, weil es viel Geld als Profi zu verdienen gibt: Fußball zu spielen, das ist bei jungen Mädchen in vielen europäischen Ländern inzwischen populärer als jede andere Sportart. Der Frauenfußball ist mitten im Aufstieg.

Der DFB mag am Ausgang der EM in den Niederlande vielleicht keine Freude haben, aber mittelfristig kann er nur von der stärker gewordenen europäischen Konkurrenz und damit gewachsenen öffentlichen Interesse an der Sportart profitieren. Wenn er sich nicht abhängen lässt.

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