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Europameisterschaft: Handball: Wieder kein Sieg für Deutschland

UPDATE Deutschlands Handballer gehören nicht mehr zu Europas Spitze. Im letzten Turnierspiel musste sich das Team von Heiner Brand am Donnerstag in Innsbruck mit einem 26:26 (16:14) gegen Tschechien begnügen und beendete die EM damit so schlecht wie nie.

Dunkle Augenränder, blasse Gesichter, müde Schritte – die sechste Partie innerhalb von neun Tagen hat bei den Profis der deutschen Handball-Nationalmannschaft Spuren hinterlassen. „Wir hätten gerne gewonnen“, sagte Michael Haaß, der Regisseur aus Göppingen. Aber daraus wurde nichts. Das Team von Bundestrainer Heiner Brand verabschiedete sich mit einem dürftigen 26:26 (16:14) gegen Tschechien von der Europameisterschaft und verzeichnete damit die schlechteste Platzierung der EM-Geschichte. Im Halbfinale spielen Kroatien gegen Polen und Island gegen Frankreich.

„Die erste Halbzeit war durchaus okay, dann gab es einen gewissen Kräfteverschleiß“, sagte Heiner Brand in der Innsbrucker Olympiahalle. „Bei allen Spielern war die Müdigkeit zu erkennen.“ Auch über eine Niederlage hätte sich sein Team nicht beschweren können. Denn der Tscheche Karel Nocar stoppte in den Schlusssekunden den Ball, der auf das leere deutsche Tor zurollte – der Flügelspieler ahnte nicht, dass Torwart Johannes Bitter das Gehäuse verlassen hatte. Zuvor hatte Haaß mit seinem letzten Zuspiel den Kreisläufer Christoph Theuerkauf nicht gefunden, in einer Szene, die chaotisch, hektisch und unorganisiert wirkte. Eigentlich sollte Michael Müller nicht in die Mitte ziehen, das war in der Auszeit vorher besprochen worden. Doch dieser letzte Ballverlust stand auch für die Leistung der deutschen Mannschaft im gesamten Turnier. „Da hatte ein Spieler nicht die taktische Disziplin, das war symptomatisch“, ärgerte sich Brand. „Dadurch geht die Welt zwar nicht unter, aber wir hätten das Spiel gewinnen können, das wäre ein versöhnlicher Abschluss gewesen.“

Ohne den verletzten Rückraum-Linkshänder Holger Glandorf (Oberschenkelprellung) leistete sich das Team, ebenfalls nicht zum ersten Mal, einen Fehlstart. Es brauchte fünf Angriffe, bis Lars Kaufmann in der achten Minute den ersten deutschen Treffer zum 1:3 setzte. Immerhin konterte das Team schnell zum 5:3 (12.). Die taktische Maßnahme Brands, den tschechischen Torschützenkönig Filip Jicha (53 Tore) durch Theuerkauf in Manndeckung zu nehmen, ging in dieser Phase auf. Dennoch konnte sich das deutsche Team bis zur Pause mit 16:14 nicht entscheidend absetzen. Der Weltmeister von 2007 führte über weite Strecken, aber durch drei Tore in Folge glichen die Tschechen beim 20:20 (47.) wieder aus. In den Schlussminuten ergriff Jicha die Initiative und traf vier Mal.

Der Bundestrainer zog erneut ein ernüchterndes Fazit. „Wir haben das Topniveau nicht gezeigt“, sagte er. „Bei diesem Turnier ist eine konstante Leistung gefragt, und die haben wir nicht gebracht.“ Eigentlich müsse Deutschland eine Handballmacht sein, sagte er, „aber nur bei einer Konzentration aller Kräfte.“ Das war nur ein versteckter Hinweis darauf, dass er mit der Unterstützung der Bundesliga-Klubs nicht zufrieden ist. Aber für eine Generalkritik war auch der Bundestrainer zu müde.

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