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Europameisterschaften: Matthias Fahrig ist jetzt bester deutscher Turner

Wegen fehlender Disziplin war Matthias Fahrig aus dem Team geflogen, jetzt ist er sein bester Turner. Zu seinem Talent ist in den vergangenen Jahren noch einiges hinzugekommen. Trainingseifer etwa und die Fähigkeit, sich auf den Punkt zu konzentrieren.

Nicht mehr alles kommt so schlimm, wie Matthias Fahrig es ankündigt. „Heute Abend werde ich total ausrasten, da werde ich den Cheftrainer um den Verstand bringen“, hatte er gesagt, nachdem er mit zweimal Gold und einmal Silber die Europameisterschaften in Birmingham als erfolgreichster Turner abgeschlossen hatte. Um zwei Uhr in der Nacht kehrte er jedoch wieder ins Hotel zurück, und Cheftrainer Andreas Hirsch sagte am Morgen: „Die Feier ist sparsam ausgefallen. Wir sind doch keine Fußballer.“

So gelassen war Hirsch nicht immer nach abendlichen Ausflügen von Matthias Fahrig. Der preußisch gewissenhafte Cheftrainer und der lebensfrohe Turner mit kubanischem Vater konnten sich nicht auf einen Verhaltenskodex einigen. Fahrig feierte mehr als Hirsch recht war und flog dafür aus der Nationalmannschaft. „Was gewesen ist, ist Geschichte, wir schauen nur nach vorne“, sagt Hirsch. Oder erst einmal in die Gegenwart. Jetzt ist Fahrig der große Sieger der EM, erfolgreicher sogar als Weltmeister Fabian Hambüchen.

Ihr Teamgeist hat den deutschen Turnern geholfen, in England den Mannschaftstitel und fünf Medaillen in den Einzelfinals zu gewinnen – die beiden wertvollsten davon holte sich der 24 Jahre alte Fahrig, Gold am Boden und Silber im Sprung. „Er hat sein Talent ausgelebt“, sagt Hirsch und meint die Begabung so hoch, dynamisch und ästhetisch zu springen wie nur wenige sonst.

Zu diesem Talent ist in den vergangenen Jahren noch einiges hinzugekommen. Trainingseifer etwa und die Fähigkeit, sich auf den Punkt zu konzentrieren. Der Turner aus Halle an der Saale sagt: „Klar, ich habe aus der Vergangenheit gelernt. Aber es wäre verlogen, wenn ich jetzt sage: Ich habe mich komplett geändert.“ Er hat sich auf jeden Fall besser organisiert, auch die Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann soll ihm dabei geholfen haben. All das hat dazu geführt, dass sein Cheftrainer nicht nur seine Leistung lobt. „Solche Erfolge kann man nur durch hartes Training erreichen.“ Das leichte und spielerische Element beim Turnen wolle er ihm sowieso nicht abtrainieren.

Eine Entwicklung allerdings hat der Turner am Trainer festgestellt. „Früher habe ich Herrn Hirsch immer als sehr schwankend in unterschiedlichen Lebenslagen erlebt“, sagt Fahrig, „jetzt hat sich das super eingepegelt. Der Trainer kann ja sogar Witze reißen. “ (teu/dpa)

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