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Küsschen für sich selbst: Cristiano Ronaldo.

© dpa

Europas Fußballer des Jahres: Cristiano Ronaldo – der aufregendste Spieler

Es wurde also nicht noch einmal ein Spieler aus der Fußball-Bundesliga. Am Donnerstagabend wurde in Monaco der Portugiese Cristiano Ronaldo zu Europas Fußballer des Jahres gewählt – vor Manuel Neuer und Arjen Robben.

Das ist doch mal eine Überraschung. Und das im Rahmen einer Wahl, bei der Überraschungen zuletzt so selten vorkamen wie früher im Politbüro der SED. Cristiano Ronaldo ist Europas Fußballer des Jahres. Real Madrids eitler Portugiese, der im Sommer bei der Weltmeisterschaft in Brasilien vorzugsweise durch drei verschiedene Frisuren in drei unterschiedslos enttäuschenden Vorrundenspielen auffiel. Das gab der europäische Fußballverband Uefa am Donnerstag im Grimaldi Forum von Monaco bekannt.

„Ich bin meinen Teamkollegen sehr dankbar, ohne sie wäre es nicht möglich gewesen“, erklärte Ronaldo bei der Ehrung und fügte gänzlich unbescheiden hinzu: „Ich habe diese Trophäe noch nicht in meinem Museum.“

Es hat also nicht gereicht für Manuel Neuer, Deutschlands Libero im Tor. Oder für Arjen Robben, Hollands Haken schlagendes Dribbelwunder. Die beiden Münchner waren bis in die Dreier-Endrunde vorgedrungen, aber eben auch nicht weiter. Wie zuvor schon ihr Klubkollege Franck Ribéry, er hatte Ronaldo bei der Wahl zum Weltfußballer den Vortritt lassen müssen.

Ja, Cristiano Ronaldo hat eine schlechte WM gespielt, aber das allein war nicht das Kriterium. Es wurde ja auch vor Brasilien schon ein bisschen Fußball gespielt in dieser europäischen Saison. Und über den gesamten Zeitraum gesehen ist Ronaldos Wahl so unverdient nicht. Sie ehrt den aufregendsten und komplettesten Fußballspieler des zurückliegenden Jahres. Ronaldo schießt mit rechts so gut und hart wie mit links und ist dazu ein exzellenter Kopfballspieler und hat der Kunst des Dribblings zu einer späten Renaissance verholfen. Mal kreativ und verspielt, mal arrogant und affektiert. Ein typisches Solo sieht so aus: Ronaldo bekommt in Höhe der Mittellinie den Ball, nimmt Tempo auf und seine Häkelhaken gleichenden Beine kreisen in Schlaufen über den Ball. Zwei, drei Gegenspieler laufen dann hilflos hinterher, weil ihnen Ronaldo entweder zu schnell ist oder weil sei seinen Bewegungen nicht folgen können, oft ist beides zugleich der Fall.

Es ist das Schicksal des Cristiano Ronaldo, dass seine großartige Begabung mit nicht ganz so großartigen Sympathiewerten korrespondiert. Seine gar nicht so wenigen Kritiker nennen ihn arrogant und affektiert. Er hat Spaß daran, seine Gegner der Lächerlichkeit preiszugeben. Beim Champions-League-Finale gegen Atlético Madrid etwa mokierte sich seine Kritikerschaft darüber, wie er sein für den Ausgang eher belangloses Tor zum finalen 4:1 feierte: Mit einem Sturmlauf in Richtung Fankurve, als hätte er gerade mit einem Geniestreich das Spiel entschieden. Dazu entblößte er den Oberkörper wie einst Mario Balotelli im Sommer 2012 beim Warschauer EM-Halbfinale gegen Deutschland.

Wenige nur honorierten mit Beifall, dass Ronaldo gerade mit dem 17. Tor in der laufenden Champions-League-Saison seinen eigenen Rekord noch einmal verbessert hatte.

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