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Eisbär gegen Eisbär. Walser (l.) und Zugang Christensen beim Training.

© City-Press

European Trophy: Die Eisbären entdecken Europa

Die Eisbären Berlin stehen laut Manager Peter John Lee "vor einem großen Umbruch". Am Mittwoch startet der Klub mit einem neuen Team und einem neuen Wettbewerb in die Saison.

Von Katrin Schulze

Berlin - Irgendetwas stimmt hier nicht. Während sich die Kollegen in ihrer dicken Montur übers Eis quälen, schlurft Stefan Ustorf am Montagmorgen in einer knielangen schwarzen Hose und grauem Schlabbershirt über das Gelände des Sportforums Hohenschönhausen. An Training ist für den 36 Jahre alten Eishockeyprofi nicht zu denken; eine Bandscheibenverletzung hat ihn lahmgelegt. „Zum Glück muss ich nicht operiert werden“, sagt Ustorf. Das Auftaktspiel der neuen European Trophy am Mittwoch bei IFK Helsinki (Beginn 17.30 Uhr) verpasst er dennoch. Wie lange der Angreifer den Eisbären Berlin darüber hinaus fehlt, ist noch unklar.

Nur so viel steht fest: Die Verletzung des Routiniers Ustorf hat dem Berliner Klub gerade noch gefehlt, müssen die Eisbären doch in dieser Saison schon auf viel Erfahrung verzichten. Nachdem vor einem Jahr Mark Beaufait und Deron Quint gegangen waren, kehrten vor dieser Saison der frühere Kapitän Steve Walker, Verteidiger Andy Roach und Stürmer Denis Pederson nicht nach Berlin zurück. Auch wenn der 34 Jahre alte Pederson schon mit einer Rückkehr liebäugelt, weil er es in Kanada ohne professionelles Eishockey einfach nicht aushält, stehen die Eisbären laut Manager Peter John Lee „vor einem großen Umbruch“.

Ein wirkliches Hindernis erkennt der Berliner Trainer darin allerdings nicht – eher eine Chance. „Jetzt können unsere jungen Spieler zeigen, wie weit sie sind“, sagt Don Jackson und wendet sich im Scherz zu André Rankel, der gerade neben ihm auftaucht. „Sehen Sie, André zum Beispiel, er könnte doch unser neuer Kapitän werden.“ So lustig ist das alles aber gar nicht, jedenfalls nicht, wenn es nach Rankel geht. „Es wird sehr schwer in Finnland. Zumal man sich beim ersten Spiel immer ein bisschen blöd vorkommt“, erzählt der Angreifer. „Man denkt, dass man alles verlernt hat.“ Eishockeyspielen ist halt nicht Fahrradfahren: Die Eisbären müssen das Einmaleins des Eishockeys vor jeder Spielzeit neu pauken.

Die Tatsache, dass die Saison diesmal gleich mit ein internationalen Vergleich startet, mag da nicht so recht in den Lernprozess passen. Doch das Nachfolgeturnier der Champions League sieht es so vor. Bis zum 28. August spielen 18 europäische Spitzenteams die Teilnehmer der Finalrunde aus – nach acht Spielen müssen sie unter den ersten vier ihrer Neunergruppe landen, um Anfang September in Salzburg dabei zu sein. Ob ihnen das gelingt, hängt stark davon ab, wie sehr sich die Eisbären-Jugend bereits aus dem großen Erfolgsschatten der alten Leistungsträger herauswagt, die dem Berliner Eishockeybetrieb zwischen 2005 und 2009 zu vier Meistertiteln verhalfen. Dass die Zugänge Mads Christensen und Jim Sharrow diese Lücken allein schließen, wäre eine vermessene Erwartungshaltung. „Unser Team hat sich sehr verändert“, findet auch Stürmer Jeff Friesen. „Auf der einen Seite fehlen uns viele Topspieler, andererseits ist es aufregend, weil jeder sich neu beweisen muss.“

Viele verschiedene Systeme habe Jackson in der Vorbereitung zu diesem Zweck schon ausprobiert, von einer Endfassung seines Teams ist der Eisbären-Coach jedoch ebenso weit entfernt wie von der Ernennung eines neuen Kapitäns. Trotzdem sollen die Reise nach Finnland und die anschließenden European-Trophy-Spiele in Deutschland mehr als eine Testreihe darstellen. „Wir treten da nicht nur zum Spaß an, sondern um zu gewinnen“, sagt Don Jackson. „Mit oder ohne Stefan Ustorf.“

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